Schülerinnen erzählen von ihrem Einsatz für das Freiwillige Soziale Schuljahr der Caritas, die in diesem Jahr 350 Teilnehmer melden kann. Die jungen Menschen helfen im Tierheim, im Sportverein oder in Kindergärten und Grundschulen.
Die Buben entscheiden sich gern für einen Sportverein. Oder helfen im Tierheim aus. Auch vor einem Einsatz für behinderte Menschen haben sie keine Scheu. Bei den meisten Mädchen stehen dagegen Kindergärten hoch im Kurs. Oder die Nachmittagsbetreuung in einer Grundschule. Wie bei Charlotte Lang und Sofia Mourgas, Achtklässlerinnen aus dem St. Agnes-Gymnasium, die gerade ihre Freiwilliges Soziales Schuljahr (FSSJ) der Caritas geleistet haben. Als zwei von insgesamt 350 Schülerinnen und Schülern, die sich in diesem Schuljahr dafür im Freiwilligenzentrum Caleidoskop gemeldet haben.
Sechs Monate lang zwei Stunden pro Woche im Einsatz
Selbst eine soziale Einrichtung aussuchen, in der man willkommen ist und gebraucht wird, und dann mindestens ein halbes Jahr lang zwei Stunden in der Woche dort ehrenamtlichen Dienst leisten: Das ist für 13-Jährige kein Klacks. Aber Charlotte und Sofia machen nicht den Eindrucks, als ob sie diese Aufgabe überfordert hätte. „Es hat großen Spaß gemacht“, versichern beide in den Räumen von Caleidoskop glaubwürdig. Charlotte hat sich den Kindergarten rausgesucht, der direkt in ihrer Nachbarschaft liegt und den schon die kleinen Geschwister besucht haben. Was gab es zu tun? „Wir sind viel mit den Kindern ins Freie zum Spielen gegangen.“ Darauf achten, dass nichts passiert und wenn nötig, auch mal eingreifen, gehört auch dazu. Ein bisschen Autorität zeigen wie Erwachsene.
Sofia kehrte in ihre eigene Grundschule zurück und hat ihre Kreativität beim Basteln und in Arbeitsgemeinschaften eingebracht. Und dabei Feuer gefangen: „Wenn in der 10. Klasse wieder ein Praktikum, die Orientierung in Berufsfeldern, ansteht, will ich da noch mal hin“, hat sie jetzt schon beschlossen. Vor zehn Jahren hat der Caritasverband zum ersten Mal diesen Appell an Schülerinnen und Schüler gerichtet. „Unser Ziel ist es, junge Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen“, sagt Ulrike Holch, Leiterin im Caleidoskop. Nachdem der Zivildienst weggefallen ist, sei klar geworden, „dass wir unseren Nachwuchs selbst generieren müssen“. Der angestrebte Effekt wurde erreicht, versichert Ulrike Holch: „Im ersten Jahr konnten wir gerade mal 50 Schülerinnen und Schüler dafür begeistern.“ Vielleicht waren es auch die Eltern, die gebremst haben, denn Ulrike Holch hatte immer wieder Mütter und Väter am Telefon, die sich Sorgen machten, dass beispielsweise ein Dienst im Altersheim die Kinderseele verstören könne. „Aber das war nur im ersten Jahr, und jetzt beteiligen sich 13 Klassen von vier Schulen.“ Für die Betreuung und Begleitung sorgt Karin Waibel vom Caleidoskop.
„Hej“ heißt jetzt das Signet. Es ist die Abkürzung von „Hilf ein Jahr!“
Eine der Schulen ist das Mädchengymnasium St. Agnes, das im Sinne seiner christlichen Erziehung das Freiwillige Schuljahr für alle achten Klassen zur Pflicht gemacht hat. Genau wie das Wirtemberg-Gymnasium. „Wo ist da die Freiwilligkeit?“ muckten manche auf. „Eine berechtigte Frage“, sagt Ulrike Holch, „das haben wir sofort eingesehen. Und daraufhin den Namen geändert,“ „Hej“ heißt jetzt das Signet. Es ist die Abkürzung von „Hilf ein Jahr!“ und klingt so auffordernd und motivierend, wie es gemeint ist.
„Eine große Bereicherung“ nennt der Lehrer Michael Hafner diese frühe Einübung ins Ehrenamt. Er unterrichtet am St. Agnes Mathematik und Religion – das zum Ausgleich für die zwei geleisteten Stunden dann ausfällt – und stellt bei den Reflektionsgesprächen mit den Mädchen Bemerkenswertes fest: „Sie erfahren, was Verantwortung heißt, lernen Empathie und gewinnen Selbstvertrauen.“ Also ein Gewinn für beide Seiten.
Und in jedem Bericht, um den die Mädchen nicht herumkommen, lese er vom großen Spaß, den der Einsatz gemacht habe, versichert Hafner. Egal, ob die 13-Jährigen ihre Zuwendung Kindern oder alten Menschen geschenkt haben.