Der AfD-Funktionär Ernle hat sich in einem Leserbrief über ein Flüchtlingsheim in Gärtringen geäußert- Foto: Symbolbild/dpa

Ein AfD-Funktionär schmäht ein Flüchtlingsheim in Gärtringen. Der Vorgang gerät auf die große Bühne. Auch Polit-Profis scheinen noch auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit den fragwürdigen Demokraten.

Böblingen - Ein AfD-Funktionär poltert gegen Flüchtlinge – so weit, so unerfreulich, so alltäglich, seit die selbst erklärte Alternative für Deutschland sogar zur Bundestagspartei erstarkt ist. Auch Polit-Profis scheinen noch auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit dieser Tatsache und der Rechtspartei. Eine gewisse Hilflosigkeit hatte sich schon offenbart, als in den Neunzigern die Republikaner in die Parlamente einzogen, die Rep. Der Versuch, jede Nähe zu ihnen zu meiden, führte sogar dazu, dass Fraktionen ihre eigenen Anträge zu Fall brachten. Niemand wollte gleichzeitig mit den Rep die Hand heben – anfangs.

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Selbstredend ehrt es jeden Demokraten, wenn er fremdenfeindlichen Parolen widerspricht. Allerdings gehört die Empörung der Politiker anderer Couleur zum Kalkül der AfD. Dass ein stellvertretender Kreisverbandssprecher von einem Bürgermeister fordert, kein Flüchtlingsheim zu bauen, wäre allenfalls eine Randnotiz. Auf die öffentliche Bühne gerät sie, indem aus dem Landtag der Ruf erschallt, dies sei Aufforderung zum Rechtsbruch. Dass das Echo der Vorwurf des Verfassungsbruchs gegen die (geschäftsführende) Bundeskanzlerin Angela Merkel ist, war absehbar.

Die Partei freut es

Weil der Schlagabtausch öffentlich geführt wird, gelingt es der AfD, Inhalte zu verbreiten, die sonst niemand zur Kenntnis nehmen würde. Die Partei freut es, und ihre Wähler sind – jedenfalls größtenteils – ohnehin nicht zu belehren. Widerspruch darf nicht nur, er muss sein, ja. Die Frage ist aber, ob diese Stücke immer auf der großen Bühne spielen müssen – auch wenn es schmerzen mag, manch fragwürdigen Demokraten nicht öffentlich bloßzustellen.