Aus der ganzen Welt, vor allem aber aus Syrien, kommen Flüchtlinge nach Deutschland und suchen Obdach. In den Süden ziehen ab April rund 160 neue Asylbewerber. Foto: dpa

Im April ziehen in der neuen Flüchtlingsunterkunft in der Böblinger Straße rund 160 Asylbewerber ein. Bei einer Vorab-Besichtigung klären Bezirksbeirat und Sozialamt die Ängste und Sorgen der Anwohner. Aber viele Nachbarn sind auch gekommen, um ihre Hilfe anzubieten.

Heslach - So viele Besucher wie in dieser Woche hat die öffentliche Sitzung des Bezirksbeirats Süd selten angezogen. Unmittelbar davor hatte das Gremium in einem nicht-öffentlichen Teil der Sitzung mit Anwohnern, Mitarbeitern des Sozialamtes und der Evangelischen Gesellschaft (eva) die neue Flüchtlingsunterkunft in der Böblinger Straße 18 besucht.

Einige Fragen waren bei den Anwohnern danach noch offen geblieben. So verstand ein unmittelbarer Nachbar zur Unterkunft absolut nicht, weshalb nun dort keine Jugendherberge einzieht. „Seit zwei Jahren habe ich mich damit abgefunden und jetzt ist alles wieder auf einmal anders“, sagte er. Bei der Flüchtlingsunterkunft hatte der Nachbar vor allem Bedenken wegen seiner zwei Kinder. „Die können da doch jetzt nicht mehr in Ruhe auf der Straße spielen“, war seine Vorstellung. Andere Anwohner und Nachbarn interessierte vor allem, ob die Unterkunft auf Dauer in der Böblinger Straße sein wird, wie viele Menschen dort einziehen werden und wer ihre Ansprechpartner sind, wenn etwas nicht nach ihren Vorstellungen läuft.

Vor allem die allein stehenden Männer machen Angst

Ende März wird die Unterkunft fertig sein. Bereits Anfang April sollen die ersten Flüchtlinge dort einziehen. Insgesamt bietet das Gebäude in der Böblinger Straße 18 Platz für 186 Menschen. Das Sozialamt plant dieses mit rund 160 Personen zu belegen. Man habe immer eine Auslastungsquote von 90 Prozent. „Die Asylbewerber sollen vernünftig untergebracht werden“, betonte Günter Gerstenberger, der beim Sozialamt für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig ist.

Besorgt waren einige Anwohner und Bezirksbeiräte zudem wegen der hohen Zahl allein stehender Männern. Auch Wolf-Dieter Wieland von der FDP-Fraktion, der sich im Freundeskreis Asyl engagiert, gab zu Bedenken, dass der Bezirksbeirat vorher nach Lösungen suchen müsse. „Wir müssen diesen Menschen etwas anbieten“, sagte er. So wären in den beiden anderen Unterkünften in der Schickhardt- und Burgstallstraße schon rund 70 allein stehende Männer. „Nun haben wir in Kürze doppelt so viele im Stadtbezirk“, so Wieland.

Asylbewerber dürfen im ersten Jahr ihrer Ankunft in Deutschland nicht arbeiten. Erfahrungsgemäß sei es für Familien und Frauen leichter mit dieser Situation umzugehen. Bei den Männern hingehen sieht Wieland ein Problem. Er schlug daher eine Art Gremium vor, welches die Willkommenskultur im Stadtbezirk verbessern soll. Gerade für die rund 150 allein stehenden Männer hält Wieland dies für wichtig. „Zu glauben, dass es sich irgendwie lösen wird, das geht nicht gut. Wir müssen vorher etwas tun“, warnte er.

Viele Nachbarn wollen auch helfen

Dennoch, nicht alle Nachbarn und Anwohner blicken der Ankunft der neuen Flüchtlinge kritisch entgegen. So interessierten sich einige für die Arbeit des Freundeskreises Asyl und boten ihre Unterstützung an. Auch Alfred Hils von den Freien Wählern warnte davor, „gleich den Teufel an die Wand zu malen“. Denn in den beiden anderen Unterkünften im Stuttgarter Süden gebe es keinerlei Probleme.

Günter Gerstenberger ist mit der Situation im Stadtbezirk sehr zufrieden. „Durch die erfolgreiche Arbeit des Freundeskreises Asyl ist dieses Thema hier sehr positiv besetzt“, sagte er. Zudem ist es aus seiner Erfahrung selten so, dass die Menschen in ihrer neuen Unterkunft ankommen und nichts zu tun haben. „In erster Linie sind diese Leute damit beschäftigt, ihre Situation psychisch zu verarbeiten“, sagte er.