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Sinkenden Besucherzahlen sorgen für weniger Einnahmen: Die Theater- und Konzertsaison 2012/2013 schließt mit einem Fehlbetrag von 87 000 Euro ab.

Bernhausen - Eines haben die Stadträte am Montag im Betriebsausschuss Filharmonie festgehalten: Ein städtisches Kulturprogramm kann nicht kostendeckend angeboten werden. Deutlich wird dies im Abschlussbericht der vergangenen Theater- und Konzertsaison. Mit rund 87 000 Euro muss die Stadt das Programm mit 44 Veranstaltungen, die zwischen Oktober 2012 und Mai 2013 in der Filharmonie stattfanden, bezuschussen. Ein Jahr zuvor betrug der Abmangel 75 700 Euro, nach der Saison 2010/2011 waren es 51 900 Euro.

„Wir liegen immer noch unter 100 000 Euro, was unser etabliertes Ziel seit acht Jahren ist“, sagte Sven Pflug, der Veranstaltungsleiter der Filharmonie. Obwohl dieses Ziel erreicht wurde, betrachtet er die Entwicklung mit Sorge. Denn nicht nur bei der Veranstaltungsdichte, auch bei den Besucherzahlen ist ein Rückgang zu verzeichnen.

8973 Besucher wurden bei den 44 Veranstaltungen gezählt, bei 47 Veranstaltungen waren es ein Jahr zuvor 10 677 Besucher – ein Rückgang von 17 Prozent. Die Pro-Kopf-Subvention, welche das Filharmonie-Team als Vergleichsgröße angibt, beträgt aktuell 9,72 Euro. Bei der Saison 2011/2012 lag dieser Wert bei 7,09 Euro.

Gratwanderung zwischen Gewinn und Attraktivität

Pflug nannte mehrere Gründe für die schlechteren Zahlen. Drei Veranstaltungen seien ausgefallen, berichtete er. Generell würden die Preise für Produktionen steigen. Außerdem betonte Pflug: „Das Abo als zeitgenössische Form ist schwierig.“

Auswirkungen hat auch ein weiteres Ziel, das sich das Kulturbüro gesteckt hat: 120 Kulturveranstaltungen sollen in der Stadthalle jährlich zur Aufführung kommen. „Der Mehrwert Kultur ist ein Mehrwert für die Bürger“, sagte Pflug.

Man bewege sich in einem schwierigen Marktumfeld, ergänzte der Erste Bürgermeister Andreas Koch. „Man kann die Halle voll kriegen, aber das kostet Geld.“ Laut Koch muss die Filharmonie immer wieder eine Gratwanderung hinbekommen zwischen Wirtschaftlichkeit, Attraktivität für die Filderstädter Bürger und gutem Image.

Ingeborg Pflieger (FDP) hakte als erste wegen der Abrechnung des Kulturprogramms nach. Wie andere Stadträte auch konnte sie einige Ergebnisse nicht nachvollziehen. So tauchen die ausgefallenen Veranstaltungen in der Abrechnung mit vierstelligen negativen Beträgen auf. Pflug klärte auf: Aufgrund des neuen kommunalen Haushaltsrechts würden die Fixkosten auf jede Veranstaltung umgerechnet werden. Bei einem Ausfall gebe es jedoch keine Einnahmen, weil keine Miete bezahlt wird.

Strategiedebatte über das Programm

Stefan Hermann (FW) regte an, bei der Gestaltung des Programms stärker auf den demokratischen Wandel zu achten und mehr Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Zudem schlug er vor, Neubürgern Freikarten zu schenken, um sie auf das kulturelle Angebot der Filharmonie aufmerksam zu machen – eine Idee, die auch Walter Bauer (SPD) befürwortete.

Doch Sven Pflug entgegnete: „Die durchschnittliche Verweildauer der Neubürger in Filderstadt beträgt drei Jahre. Wie will ich sie ans Haus binden?“ Er berichtete auch von einem deutsch-türkischen Kindertheater, das nicht das erwünschte Publikum erreichte, weil der Autor des Stücks in der Türkei als Linksintellektueller umstritten sei.

„Die Vielfalt ist entscheidend“, sagte Armin Stickler (Grüne/FFL) und sprach sich für einen guten Mix im Abo-Programm aus. „Wir brauchen eine Strategiedebatte“, sagte Filharmonie-Geschäftsführer Thomas Löffler. Er schlug dem Gremium vor, sich im nächsten Jahr gemeinsam Gedanken über das künftige Programm zu machen. Löffler: „Meiner Meinung nach hat unser Kulturprogramm noch eine Ausstrahlung.“