Götz Alsmann singt und spielt. Foto: S. Granville

Götz Alsmann und seine Band vereinen Schlager und Jazz. Wie sich das anhört, das erlebt ein begeistertes Publikum beim Festival Leonpalooza in Leonberg.

Da hat er gerade mal etwas mehr als eine Handvoll Lieder gesungen, „Musik liegt in der Luft“, der Klassiker von Caterina Valente aus dem Jahr 1957 oder „Nur eine schlechte Kopie“, anno 1961 gesungen von Greetje Kauffeld, als Götz Alsmann wegen des immer stärker werdenden Regens mit dem Publikum vereinbart, vorzeitig in die Pause zu gehen.

Während die rund 350 Besucherinnen und Besucher des Festivals Leonpalooza in die Stadthalle strömen, tauchen auch der Musiker und seine Band – Altfrid M. Sicking (Vibraphon, Xylophon und mehr), Ingo Senst (Kontrabass), Dominik Hahn (Schlagzeug) und Markus Paßlick (Congas, Bongos, Percussion) – nach drinnen ab.

Dass der Regen früher einsetzt und später noch dazu ein Gewitter mitbringt, tut dem Auftritt des 66-Jährigen aus Münster allerdings keinen Abbruch. Am Ende steht er eben in der Stadthalle, singt, spielt Klavier, Ukulele. Das Publikum dankt es ihm hörbar, klatschend, jubelnd. Ihm, dem Mann mit der Haartolle und der eleganten Kleidung im Stil der 50er Jahre als Markenzeichen, der sich dem Jazzschlager verschrieben hat.

„Die Liebe ist unsere Spezialität“

Es sind klassische deutsche Schlager aus der Zeit der „silbernen Operette“ der 1920er und 1930er Jahre, Chansons der Nachkriegszeit, Preziosen aus der Schlagerwelt der 50er und 60er samt Bossa Nova, die Götz Alsmann neu, jazzig interpretiert. Mal romantisch und zart, mal verträumt und verrucht, mal draufgängerisch und wild. Dazwischen plaudert der Künstler, der auch Vater eines Sohnes ist und Musikprofessor, berichtet aus seinem Leben, erzählt von den Liedern, ihren Komponisten. Was sie noch gemeinsam haben? Sie behandeln die Liebe, und so heißt das Programm in Leonberg ebenso wie Götz Alsmanns aktuelles Album: „L.I.E.B.E.“.

Die Liebe, sagt der 66-Jährige nach einem Drei-Gänge-Abendessen gut eine Stunde vor seinem Auftritt im Gespräch, „ist unsere Spezialität“. In seinem Archiv, das aus Schränken voller Noten und Tausenden Schallplatten besteht, suche er Lieder mit Potenzial. Er sei ein Arrangeur, es gehe ihm darum, etwas mit dem Lied zu machen. Ein Lied, das in ihm etwas auslösen müsse, ihn berühren. Ist das der Fall, holt er es auch gern aus der Versenkung. „Ich sehe mich schon auch als Trüffelschwein“, sagt Götz Alsmann und lacht. So spielt er ebenso Lieder, die vergessen sind, aber einst bekannt waren – und es wert seien, wachgeküsst zu werden. „Unter den tausend Laternen“ gehört dazu, geschrieben im Jahr 1952 von Michael Jary für den Film „Die Stimme des Anderen“. Götz Alsmann und seine Band spielen es als Rumba-Bolero. Auch habe er vor banalen Texten keine Angst, sagt der 66-Jährige. „Die lassen sich gut singen.“

Erneut in Leonberg

Bekannt wurde Götz Alsmann als Moderator der WDR-Fernsehshow „Zimmer frei“. 694 Folgen, mit Christine Westermann. Seine Bestimmung sei es aber, Musik zu machen, meint der 66-Jährige. Der Auftritt in Leonberg ist Teil einer Tour über drei Tage, jetzt ist Götz Alsmann bereits in Hessen. Viel Zeit, sich in Leonberg umzuschauen, wo er einmal eine Gala moderiert habe, bleibt ihm also nicht. Gleichwohl: „Ich kenne den Südwesten ziemlich gut“, so Alsmann, hier sei er oft mit der SWR-Big-Band unterwegs.

Der Musiker tourt seit Jahrzehnten – und doch trifft selbst ihn noch das Lampenfieber. Jedenfalls an fünf Adressen, wie er zugibt, darunter die Alte Oper in Frankfurt und die Halle Münsterland. Warum das so ist, wisse er nicht, es gebe keinen Grund, nervös zu sein. Und die Liebe hat er ja auch stets dabei.