Oleg Heintz hat Youssef Benzine ruck,zuck zum Ferienjob verholfen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In knapp drei Wochen beginnen in Baden-Württemberg die Schulferien. Wer einen Ferienjob möchte, sollte sich jetzt auf die Suche machen.

Stuttgart - Die Ferienjobs bei den renommierten Konzernen wie Daimler und Bosch sind bereits so gut wie weg. „Im Bundesgebiet haben wir zwar noch ein paar offene Stellen. Aber die Ferienjobs in Stuttgart sind alle besetzt“, sagt Oliver Wihofszki, Unternehmenssprecher bei der Daimler AG. Und das, obwohl der Bedarf enorm ist: Im Werk in Untertürkheim kommen 3600 Ferienjobber zum Einsatz. In Sindelfingen sind es weitere 1800 Schüler und Studenten. Weg wie warme Semmeln gehen die Ferienjobs auch bei Bosch. „In Stuttgart haben wir nichts mehr“, stellt Wihofszkis Kollege Michael Kattau fest. Dennoch kann es sich lohnen, sich auf der Website beider Unternehmen über das Angebot zu informieren. Denn mitunter haben sich die Kandidaten bei mehreren Unternehmen beworben und sagen einen Job ab, sind krank oder haben sich doch dafür entschieden, Urlaub zu machen statt zu arbeiten.

Urlaub, der kommt für Youssef Benzina nicht in Frage. Strahlend sitzt er in der Arbeitsagentur Stuttgart Oleg Heintz gegenüber. Der Jobvermittler hat ihm innerhalb von zehn Minuten Arbeit bei einem Logistikunternehmen in Vaihingen vermittelt – als Lagerarbeiter. Mit 36 gehört Benzina, der gerade sein Informatikstudium abgeschlossen hat, zu den älteren Semestern. Als Student läuft er bei der Jobvermittlung, weil er noch an der Uni eingeschrieben ist. „Viele Kandidaten mit abgeschlossenem Studium übernehmen in der Übergangsphase nach dem Studium bis zur Festanstellung einen Ferienjob, weil sie auf das Geld angewiesen sind“, sagt Heintz. So ist es auch bei Benzina: „Meine Frau hat mein Studium finanziert. Jetzt bin ich dran“, sagt er. Dass er für die Arbeit im Lager überqualifiziert ist, stört ihn nicht. „Hauptsache ich verdiene Geld.“

Manche haben überzogene Erwartungen

Im Gegensatz zu den Konzernen, die ihre Ferienjobs selbst online anbieten, hat die Arbeitsagentur mit rund 400 Ferienjobs genügend Arbeitsmöglichkeiten im Angebot: Etwa die Hälfte der Tätigkeiten gibt es in der Produktion am Fließband oder im Lager. Gesucht werden außerdem Reinigungskräfte, Aushilfen in der Gastronomie, Möbelpacker. Pflegeheime suchen Unterstützung bei der Essenausgabe und in der Küche. Und derzeit laufen viele Stellen für Putzkräfte in den Schulen ein.

Das Geschäft mit den Ferienjobs für Schüler und Studenten läuft bereits seit Mitte Mai. Pro Tag kommen rund 50 junge Leute auf der Suche nach einem Ferienjob zu Heintz. Das Mindestalter ist 15. „Die meisten Unternehmen wollen Ferienjobber ab 18. Aber da es mehr offene Stellen als Interessenten gibt, kommen die Jüngeren auch zum Zug“, sagt er und versichert, dass er jedem Bewerber innerhalb von einem bis zwei Tagen einen Job anbieten kann – auch dem 17- Jährigen, der mit dem verdienten Geld zum ersten Mal ohne Eltern Urlaub mit Freunden auf Mallorca machen will.

Manche Schüler und Studentenhaben überzogene Erwartungen, wollen 15 Euro pro Stunde. Das sei bei Ferienjobs nicht drin, stellt Heintz fest. Bezahlt wird zwischen 9,50 und 11 Euro pro Stunde. Anspruch auf den Mindestlohn von 8,50 Euro haben alle Ferienjobber über 18. Laut der Arbeitsvermittler bekommen aber auch die Jüngeren den Mindestlohn.

Beim Ferienjob werden erste Kontakte geknüpft

Dass die Jobs bei Konzernen wie Daimler und Bosch so begehrt und deshalb schon weg sind, liegt laut den Unternehmenssprechern unter anderem an der guten Entlohnung. Bei Daimler können die Ferienjobber bis zu 2350 Euro brutto verdienen. Dazu kommen noch Zuschläge für Schichtdienste. Bei Bosch sieht es ähnlich aus. Außerdem ist ein Ferienjob für viele junge Leute auch unter der Perspektive interessant, in dem Unternehmen einen Ausbildungsplatz oder Arbeitsplatz auf Dauer zu ergattern.. „Wenn es um die berufliche Perspektive geht, schadet es nicht, schon mal in den Ferien bei uns gejobbt zu haben“, sagt Oliver Wihofszki. Er stellt fest, dass viele Daimler-Mitarbeiter als Schüler oder Studenten in den Werkshallen oder den Büros ausgeholfen haben. Sein Kollege Kattau pflichtet ihm bei, dass es „durchaus hilfreich“ sein kann, bei Bosch gejobbt zu haben. „Pflicht ist das nicht, aber die jungen Leute können so beurteilen, was auf sie zukommt und sie haben Interesse am Unternehmen gezeigt.“ Beide Unternehmen stellen nur Ferienjobber ein, die bereits 18 sind.

Auf eine Festanstellung über den Einstieg als Ferienjobber hofft auch Youssef Benzina. Die Chancen stehen laut Vermittler Oleg Heintz nicht schlecht: „Beim Ferienjob werden erste Kontakte geknüpft. Außerdem erfahren die Aushilfskräfte oft auch über die Kollegen, wo sich Möglichkeiten auftun.“

Auch die Handwerkskammer Stuttgart und die Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart raten jungen Menschen dazu, sich mit einem Ferienjob beim künftigen Wunscharbeitgeber ins rechte Licht zu setzen: „Praktische Erfahrungen sind immer von Vorteil“, stellt Martin Frädrich, Geschäftsführer der IHK Region Stuttgart, fest.