„Nicht bestanden“ steht auf einem Monitor bei der theoretischen Prüfung für den Führerschein beim TÜV, während im Hintergrund Prüflinge die Aufgaben absolvieren. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Anfang 2022 hat die Bundesregierung schärfere Sanktionen gegen Betrüger bei Führerscheinprüfungen erlassen. Gebracht hat das anscheinend wenig. Die Zahl der entdeckten Täuschungsversuche hat in diesem Jahr ein neues Rekordniveau erreicht.

Mehr als 2700 Führerscheinprüflinge haben in den ersten neun Monaten dieses Jahres versucht, bei der Prüfung zu betrügen, und sind dabei erwischt worden. Das waren 38 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und so viele wie noch nie, wie der Tüv-Verband auf Basis einer entsprechenden Untersuchung am Montag (16. Oktober) mitteilte. „Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch weitaus größer ist“, sagt der Tüv-Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität, Richard Goebelt.

Täuschung mit Stellvertretern und Technik

Bei rund einem Drittel der Täuschungsversuche handelte es sich demnach um sogenannte Stellvertreterprüfungen: Dabei gibt sich jemand Fremdes als der eigentliche Prüfling aus, um für diesen die Prüfung abzulegen.

Bei einem weiteren knappen Drittel der Versuche wurden unerlaubte technische Hilfsmittel wie Handys, Kopfhörer oder Kameras eingesetzt. Das letzte Drittel machten klassische Spickzettel aus.

Die große Mehrheit der Prüflinge ist ehrlich

Gleichwohl kamen Betrugsversuche nur bei einem sehr kleinen Teil der abgelegten Theorieprüfungen vor. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 1,52 Millionen Prüfungen abgelegt. Das waren rund neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

In Dutzenden Fällen wurden die Prüfer und Prüferinnen von den Erwischten verbal angegriffen, in 20 Fällen wurde mit körperlicher Gewalt gedroht.

Das droht bei Prüfungsbetrug

Im Frühjahr 2022 hat die Bundesregierung schärfere Sanktionen für das Täuschen bei der Führerscheinprüfung eingeführt. Seitdem droht bei Betrugsversuchen eine Sperre für einen weiteren Versuch von bis zu neun Monaten.

Doch die Fahrerlaubnisbehörden müssten dem Tüv zufolge diesen Rahmen auch häufiger ausnutzen. „Das ist längst nicht überall gängige Praxis“, teilt Goebelt weiter mit.

So viele fallen durch die Prüfung

Mit 42 Prozent fällt fast jeder zweite Fahrschüler durch. Bei der Pkw-Klasse B liegt die Durchfallquote dem Tüv zufolge sogar bei 45 Prozent. „Eine zentrale Ursache ist aus Sicht der Prüforganisationen der komplexer und dichter werdende Straßenverkehr mit immer mehr Fahrzeugen und den daraus resultierenden Folgen“, heißt es. „Wenn wir den Trend umkehren wollen, brauchen wir eine bessere Verkehrserziehung in Schule und Elternhaus und eine weitere Stärkung der Fahrausbildung.“

Bei den praktischen Fahrprüfungen lag die Durchfallquote bei rund 30 Prozent beziehungsweise 37 Prozent bei der Klasse B. Insgesamt wurden zwischen Januar und September 2023 1,32 Millionen Praxisprüfungen absolviert, in etwa so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.