Shammi Singh hat für die Grünen Kommunalpolitik gemacht. Foto: privat

Shammi Singh hat einst die Einrichtung eines Jugendgemeinderats gefordert. Nun schult der Ex-Stadtrat ihn in Rhetorik.

Ditzingen - Er ist beruflich nach Hamburg gezogen, dann ist er auf Reisen gewesen und bevor er zurück nach Hamburg geht, gibt den Jugendgemeinderäten seine Erfahrungen und sein Rhetorikwissen weiter. Der Oberbürgermeister Michael Makurath wird sich wappnen müssen.

Was ist Ihr größter, lustigster oder einfach einprägsamster Fehler gewesen, den Sie als junger Stadtrat gemacht haben? Kurzum: Was sollen die Jugendgemeinderäte unbedingt vermeiden?
Fehler sind für mich Erfahrungswerte, die unglaublich wichtig für die persönliche Entwicklung sind. Im Nachhinein bin ich jedoch der Meinung, dass ich mich noch stärker für wichtige Themen hätte einsetzen und Flagge zeigen müssen. Am Anfang meiner Amtszeit war ich dazu noch nicht in der Lage, wodurch ich Ratsentscheidungen mitgetragen habe, denen ich so nicht mehr zustimmen würde.
Welcher Entscheidung würden Sie heute beispielsweise nicht mehr zustimmen?
Wirtschaftliche Interessen sind bei weitem nicht alles und im Nachhinein keineswegs über meine pazifistische Sichtweise zu stellen. Daher hätte ich einer wirtschaftlichen Ansiedlung der letzten Jahre heute nicht mehr zugestimmt, auch wenn uns eine rein zivile Entwicklung und Produktion in Ditzingen versprochen wurde.
Was hingegen sollen sie unbedingt machen?
Man sollte nicht denken, dass seine eigene Meinung weniger wert ist, nur weil andere bereits mehr Erfahrungen gesammelt haben. Gerade dieses Denken ohne historisch gewachsene Meinungsbildung ist besonders wichtig, weil man sonst auf der Stelle tritt. Gerade im jungen Alter sollte man sich dies erhalten und selbstbewusst seine Meinung vertreten. In eingefahrene Verhaltensmuster kommt man sowieso schneller als gedacht.
Wie wichtig ist es aus Ihrer eigenen Erfahrung für eine erfolgreiche politische Gremienarbeit, Sachverhalte prägnant formulieren zu können?
Seine eigenen Ideen verständlich, attraktiv und authentisch rüberbringen zu können ist ein sehr wichtiger Faktor, nicht nur für die politische Arbeit. Gerade bei undurchsichtigen Sachverhalten gilt es den Überblick zu behalten. Da hilft es, wenn man sich nicht mehr viele Gedanken um die passende Wortwahl machen muss.
Was sollen die Jugendgemeinderäte nach dem Seminar gelernt haben?
Ein eintägiges Seminar macht aus niemandem einen perfekten Redner. Das Ziel ist es viel mehr, primäre Lernziele zu erarbeiten, die dann sukzessive auch nach dem Seminar angegangen werden können. Darüber hinaus sollen die Jugendgemeinderäte die Möglichkeit haben, in einem vertrauten Umfeld Reden halten zu können, was der erste Schritt hin zu einem selbstbewussteren Auftreten ist.
Was sind die „primären Lernziele“ für die Jugendgemeinderäte? Nennen Sie doch bitte die wesentlichen Ziele des Seminars.
Primäre Lernziele können sein, dass man auf „ähms“ achtet und sie reduziert, mit mehr Emotionen spricht, dynamischer vorträgt, lauter spricht. Diese Lernziele arbeiten wir in der Gruppe für jeden Teilnehmer individuell heraus.
Würden Sie ihnen empfehlen, sich den rhetorisch gewandten OB Makurath - wenigstens in dieser Hinsicht - zum Vorbild zu nehmen?
Aber gewiss! Herr Makurath ist ein hervorragender Redner und versteht es sehr gut, andere von seinen Interessen zu überzeugen. Das wird ihm bei den Jugendgemeinderäten ab sofort schwerer fallen; diese können nun mit rhetorischen Analysefähigkeiten aufwarten und sicher kontern.