Konzentrierte Arbeitsatmosphäre prägt die Sitzungen von Beginn an. Foto: factum/Archiv

Der Ditzinger Jugendgemeinderat hat ein hohes Selbstbewusstsein und legt an sich selbst hohe Maßstäbe an.

Ditzingen - Gewusst hat es niemand, vermutet haben es manche, gehofft haben es viele: Als der Gemeinderat die Einrichtung eines Jugendgemeinderats 2015 beschloss, stand nicht fest, wie sich das Gremium der Jugendvertretung entwickeln würde. Auch nach der Wahl, als die Mitglieder feststanden, war noch viel Hoffnung dabei, doch zeigten sich Vertreter der Stadt und des Gemeinderats bereits zuversichtlich, dass sich daraus etwas Gutes entwickeln würde. Und war in der konstituierenden Sitzung im November 2015 noch viel Unsicherheit auf beiden Seiten zu spüren, legten die Jugendlichen bald ein selbstbewusstes Auftreten an den Tag.

Hätte es seitdem noch eines Beweises bedurft, dass es den Jugendlichen Ernst ist mit ihrem Engagement für die Kinder und Gleichaltrigen im Ort, haben sie den in ihrer zweiten Arbeitssitzung am Montag erbracht. Zwei Stunden lang diskutierten sie intensiv über zwei Tagesordnungspunkte, erst danach war Zeit zum Feiern.

Näher an der Realität der jungen Generation

Zugegeben, der zurückliegende Geburtstag von Kristina Steiger war als Feieranlass eher einer, den die Mitglieder des großen Gemeinderats als Nachsitzung bezeichnen würden: ein informeller Ausklang der Sitzung. Aber just dies war auch ein Zeichen der Geschlossenheit, mit dem die Jugendlichen inzwischen öffentlich auftreten; und auch ein Zeichen des Vertrauens, das sie in Kristina Steiger haben. Denn sie leitet die Geschäftsstelle des Jugendgemeinderats, sie bereitet die Sitzungen einerseits mit den Jugendlichen, andererseits mit dem Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath vor.

Der Verwaltungschef wiederum vertraut nicht nur seiner Mitarbeiterin, sondern inzwischen auch den Jugendlichen. „Ihr seid näher an der Realität“, überließ er ihnen am Montag etwa die Entscheidung darüber, wie die Jugendlichen im Ort einen Fragebogen beantworten sollen, um mehr über sie und ihre Wünsche zu erfahren. Die Jugendlichen plädierten für eine Verteilung der Bögen über Schule und Internet – was Makurath wegen der Gefahr einer verfälschten Aussage skeptisch sah. Nicht so die jungen Räte. „Ich hätte nicht den Spaß und die Motivation, die Arbeit der anderen zu sabotieren“, sagte etwa Loris Hofmann. Kevin Yuan fügte an, „wenig Gefahr der Dopplung“ zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt war über den Inhalt des Fragebogens entschieden und jedem klar geworden, dass die Außendarstellung des Gremiums mitentscheidend sein wird über seine Akzeptanz im Ort. Dennoch bleiben die Jugendlichen authentisch.

Die Authentizität spiegelt sich mitunter in der Wortwahl wider, was wiederum den Oberbürgermeister, aber auch die Jugendräte selbst schmunzeln lässt. Es ist ihnen ernst, sie sind entschlossen in der Sache, und drum, so scheint es, ist hier nicht der Raum für flapsige Formulierungen.

So füllen sie nach und nach ihre Rolle der gewählten Vertreter aus. Sie haken nach, wenn sie Fragen zum kommunalpolitischen Verfahren haben. „Was beschließen wir, und wie geht es dann weiter“, hat nicht nur Luise Pfleiderer gefragt. Viel Zeit verwenden sie allerdings auch noch darauf, Vorschläge erst in der Sitzung auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen. Wasserschutzgebiet, Bauen im Außenraum sind Hürden, die man erst einmal nicht kennt. Auch Michael Makurath hat inzwischen seine Rolle gefunden, er leitet das Gremium bestimmt, aber zurückhaltend. „Ich will euch die Illusion und das Engagement nicht nehmen“, wird er später in einem anderen Kontext sagen. Er erklärt, bietet Lösungen an, macht aber auch klar, dass etwa die Grundsatzentscheidung über den Bau eines Skateparks letztlich der Gemeinderat zu treffen hat, auch weil er sicher „nicht für 5000 Euro zu erstellen“ sei. Denn größer ist das Jahresbudget des Gremiums nicht.

Entscheidende Frage ist noch unbeantwortet

Der Wunsch nach einem Skatepark war von Robin Riester und Simon Knittel an den Jugendrat herangetragen worden. Der entschied nun, sich in der nächsten Sitzung damit zu befassen. Schließlich, so der Sprecher Daniel Arzt, sei der Antrag ein Ausdruck von „Vertrauen ins uns“, das man nicht enttäuschen wolle. Klar wurde schon jetzt, dass es den Räten dabei nicht unbedingt um eine neue Anlage geht. Möglicherweise könne auch Bestehendes einfach attraktiver gestaltet werden.

Vorhandenes ins Bewusstsein zu rücken, rieten die Jugendlichen der Stadtverwaltung in Bezug auf das Jugendhaus. Dieser unterschätzte Treffpunkt müsste offensiver beworben werden, so eine Forderung aus dem Rat. So viel Selbstbewusstsein darf nach zwei Sitzungen sein.

Die entscheidende Frage des Abends freilich bleibt noch ungeklärt: Wo kann ein öffentlich zugänglicher Treffpunkt entstehen? Zunächst will sich der Rat drei Plätze anschauen, die Bolzplätze an der Westrand- und der Siemensstraße sowie eine Fläche an der Konrad-Kocher-Schule.