Vom Handwerker zum Meister: 751 Stuttgarter haben diesen Schritt gewagt Foto: dpa

751 junge Mitglieder der Handwerkskammer Region Stuttgart aus 30 Gewerken haben am Samstagabend im Internationalen Congresscenter Stuttgart ihre Meisterbriefe erhalten. Sie sind sich alle einig: Dieser Abschluss wird sie beruflich weiterbringen.

Stuttgart - Der Meisterbrief sei die Eintrittskarte für junge Handwerker in die unternehmerische Selbstständigkeit, sagte Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart, vor den rund 2500 Gästen auf der Meisterfeier am Samstag im Internationalen Congresscenter. Die Basis der hohen Qualifikation des deutschen Handwerks sei das duale Ausbildungssystem, also die Verbindung von Schule und Ausbildung im Handwerksbetrieb. Leider begreife die Europäische Union den Meisterbrief in Deutschland als Wettbewerbsbremse, die ausländische Handwerker vom deutschen Markt ausschließe. Deshalb appellierte er an die Politik, sich für den Erhalt des Meisterbriefs einzusetzen: „Deregulierung ist kein Zauberwort. Wir dürfen Qualifikation nicht der Beliebigkeit preisgeben und Dequalifizierung hinnehmen.“

Für seinen Standpunkt hat Rainer Reichhold gute Gründe. Die Meisterausbildung liefere das betriebswirtschaftliche Wissen für die Betriebsführung. Nur damit könne sich ein Betrieb am Markt halten und damit sichere Ausbildungsplätze im dualen System schaffen. Reichhold: „Dieses System und die hohe Qualifikation der Handwerksmeister garantieren die herausragende Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen. Dies hat dazu beigetragen, dass Deutschland vor der hohen Jugendarbeitslosigkeit anderer Länder bewahrt wurde.“

Die Zahl der in den vergangenen Jahren abgelegten Meisterprüfungen in der Region Stuttgart stieg leicht an. 2007 seien 712 neue Meister gezählt worden, Ende 2013 waren es 777. Dieser Trend ziehe sich durch alle Gewerke. Die meisten Absolventen zählt das Elektro- und Metallgewerbe. Im vergangenen Jahr erreichten dort 375 Gesellen ihren Meisterbrief. „Von den 751 erfolgreichen Meistern im Jahre 2014 ist ein Drittel weiblich. Das ist schon viel, aber immer noch zu wenig“, sagte Reichhold. Das Handwerk habe großes Interesse daran, das unternehmerische Potenzial von Frauen noch stärker als bisher zu erschließen.

Der Weg zum Meisterbrief bedeutet für junge Handwerker erst einmal finanzielle Einbußen. Die Kosten der Weiterbildung vom Gesellen zum Meister sind von Gewerk zu Gewerk unterschiedlich. Bei Fleischern und Friseuren fallen jeweils circa 4000 Euro an, der Elektrikermeister kostet 9000 Euro. Dazu kommen noch die Prüfungsgebühren über rund 750 Euro. Meister-Bafög, staatliche Zuschüsse und günstige KfW-Darlehen sind deshalb wertvolle Hilfen. Laut Angaben der Handwerkskammer rechnet sich der Meistertitel finanziell je nach Branche und Arbeitgeber meist nach vier bis fünf Jahren.