Die EU-Außenbeauftragte, Federica Mogherini, und Mohammed Dschawad Sarif, Außenminister des Iran, besprechen bei den UN die Zukunft des Atomabkommens. Foto: dpa

Zu lange hat sich die EU die egozentrischen Alleingänge des US-Präsidenten hingenommen. Europa tut gut daran, sich im Fall des Atomabkommens mit dem Iran gegen Trump zu stellen, kommentiert unser Politikredakteur Knut Krohn.

Stuttgart - Die EU wagt die Kraftprobe mit Donald Trump. Die Mitgliedstaaten planen eine neue Finanzinstitution, um europäischen Firmen trotz wiedereingeführter US-Sanktionen Geschäfte mit dem Iran zu ermöglichen. Die Diplomaten in Brüssel sind es leid, sich von Trumps egozentrischen Alleingängen vor den Kopf stoßen zu lassen. Die EU will das über Jahre hinweg mühsam ausgehandelte Atomabkommen mit Teheran retten, das von den USA praktisch über Nacht einseitig gekündigt worden ist.

Keine Frage, Trump hat mit seinem polternden Auftreten einige Dinge erreicht. Manche Verkrustungen wurden gelöst, etwa im Fall von Nordkorea. Fraglich aber ist, ob diese Veränderungen wirklich nachhaltig sind. Im vergangenen Jahr noch drohte Trump Pjöngjang offen die „totale Zerstörung“ an und verspottete den Präsidenten Kim Jong-un als „Raketenmann“. Nun nennt er ihn einen großartigen Führer. Und im kommenden Jahr? Zu lange hat der US-Präsident mit verbalen Ausfällen und America-First-Parolen einen immensen Flurschaden angerichtet und das Vertrauen in die Weltmacht untergraben. Es ist an der Zeit, der diplomatischen Abrissbirne im Weißen Haus deutlich zu machen, dass die Europäer nicht mehr gewillt sind, nach der US-Pfeife zu tanzen. Das Atomabkommen ist eine gute Gelegenheit dazu.