In Norwegens Hauptstadt Oslo gibt es immer mehr Elektroautos. Foto: dpa

Wie in Stuttgart herrscht auch in Norwegens Hauptstadt Oslo derzeit dicke Luft aufgrund einer Wetterlage, die den Austausch von Luftmassen schwer macht. Deshalb wurde jetzt erstmals ein Fahrverbot für die Stadt ausgesprochen.

Oslo - Seit sechs Uhr morgens gilt in Norwegens Hauptstadt Oslo ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge. Bis 22 Uhr am Abend müssen die Direktzünder einen Bogen um die norwegische Metropole fahren. Der Grund für die drastische Maßnahme: Im Raum Oslo herrscht wie auch immer wieder in Stuttgart seit Tagen sogenanntes Niederdruckwetter: Kaum Wind, und vor allem kalte Luft unten am Oslofjord und wärmere Luftmassen weiter höher auf den Hügeln rund um die Hauptstadt.

Giftige Stickstoffdioxide

Bei solchen Wetterbedingungen kann die Stadtluft nicht abziehen, sie legt sich wie ein Deckel über die Metropole und verhindert den Luftaustausch. Viele Messstationen in Oslo signalisierten bereits seit Tagen einen erheblichen Anstieg der giftigen Stickstoffdioxide, die vor allem von Dieselmotoren verursacht werden. Am Sonntag dann beschloss der Stadtrat von Oslo, ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge einzuführen, sollte sich die Lage nicht verändern. Sie änderte sich nicht, und so wurde am Dienstag ein allgemeines Fahrverbot in der Hauptstadt eingeführt. Wie lange es gelten wird, hängt von der Wettersituation ab, doch Meteorologen sagen bis mindestens Mittwochabend kaum Veränderungen der aktuellen Lage voraus. Durch leichten Schneefall und weniger Dieselautos sank der No2-Gehalt in der Luft am Vormittag. Doch der Wetterdienst rechnete mit einem erneuten Anstieg am Abend.

Zweitwagen mit Strom

Die Osloer Polizei meldete nur wenige Verletzungen des Fahrverbots. Die Dieselsünder sollten eigentlich vor Ort mit 1500 Kronen, 165 Euro, kräftig zur Kasse gebeten werden. Doch viele Polizisten drückten ein Auge zu und verlangten nur, den Wagen auf dem nächsten Parkplatz abzustellen. Wer angesichts von rund 120 000 in Oslo registrierten Dieselfahrzeugen auf leere Straßen gehofft hatte, wurde enttäuscht. Die allmorgendlichen Staus an den Einfahrtstraßen gab es trotz des Fahrverbots. Viele Osloer wichen vermutlich auf den Zweitwagen aus, der entweder ein Benziner oder ein Elektrowagen ist. Außerdem wurden Ausnahmeregelungen für Taxis, Busse, Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge ebenso erteilt wie für LKW, damit wichtige Warentransporte trotz Fahrverbots durchgeführt werden konnten. Viele Norweger zeigten sich verärgert, weil sie deutlich länger zu ihrer Arbeit brauchten. Doch es gab auch Zustimmung für die Maßnahme. Der Asthmatiker-Verband lobte das Fahrverbot.

Vorreiter im Klimaschutz

Es ist nicht das erste Mal, dass Norwegen mit seiner Verkehrspolitik für Schlagzeilen sorgt. Das Land gilt als Vorreiter, wenn es um Klimaschutz gibt. Obwohl Norwegen einer der größten Öl- und Gasexporteure der Welt ist, gibt es keine Öl- und Gaskraftwerke in dem Land der Fjorde. Die schädlichen CO2-Emissionen waren der Grund für die strengen Gesetze. Norwegen bezieht seinen eigenen Strom größtenteils aus der Wasserkraft. Und auch bei der staatlichen Förderung der Elektromobilität war man Vorreiter. Bereits seit 1990 subventioniert das Land Elektroautos, also zu einem Zeitpunkt, als in den meisten anderen Ländern noch niemand wusste, dass Autos durchaus mit Strom fortbewegt werden können. Bis heute subventioniert der Staat massiv den Kauf eines Elektroautos. Weder die 25-prozentige Mehrwertsteuer muss der Käufer zahlen, noch Mautgebühren.

Kostenlos Fähren benützen

Auch von der Kraftfahrtzeugsteuer ist der Käufer bislang befreit. Dieses Subventionspaket der norwegischen Regierung führt dazu, dass ein Elektro-Golf günstiger als sein konventionell angetriebener Bruder ist. Außerdem dürfen Fahrer von Elektroautos die Busspuren benutzen, können kostenlos parken und einige der Fährverbindungen zu den Inseln umsonst benutzen. Dass dann auch noch ein weit ausgebautes Netz von Ladestationen kostenlos benutzt werden darf, macht den Kauf eines Elektroautos noch attraktiver. Das jetzt erstmals ausgesprochene Fahrverbot für Dieselautos ist ein Vorgeschmack auf das, was in ein paar Jahren Wirklichkeit werden könnte: Die rot-grüne Stadtregierung von Oslo will nämlich noch einen Schritt weiter gehen und von 2025 an Autos ganz unabhängig von ihrem Antrieb aus der Innenstadt komplett verbannen. ”Die Stadtregierung will sicherstellen, dass man gut in der Stadt leben und sich fortbewegen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Fahrradfahrer und Fußgänger Vorfahrt vor Autofahrern haben”, sagte Stadträtin Marie Nguyen Berg. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.oelfund-in-der-nordsee-ist-mehr-oel- als-gedacht.67cedac7-5e91-4b85-9dd8-f0106604db98.html