Walter Kelsch, hier 2007 als Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers, ist zuletzt in große Schwierigkeiten geraten. Foto: Herbert Rudel

Der frühere Fußball-Nationalspieler Walter Kelsch ist bereits wegen Beihilfe zum Drogenhandel und Anlagebetruges verurteilt. Eine weitere Strafe bleibt ihm jetzt erspart.

Stuttgart - Der frühere Fußball-Nationalspieler Walter Kelsch muss keine weitere Geld- oder Haftstrafe fürchten. Nachdem er im vergangenen Jahr bereits wegen Beihilfe zum Drogenhandel sowie wegen Anlagebetruges zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden ist, kommt es wegen weiterer Vorwürfe zu keiner Anklage.

Die Staatsanwaltschaft in Landshut hatte bisher wegen des Vorwurfs der Insolvenzverschleppung gegen den Ex-Spieler des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers ermittelt. Das Verfahren sei eingestellt worden, sagte ein Sprecher jetzt unserer Zeitung. Und zwar „im Hinblick auf ein bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart beziehungsweise beim Landgericht in Landau/Pfalz betriebenes Strafverfahren“. Dabei handelt es sich um den Drogenhandel und den Betrug. Laut Strafprozessordnung ist eine Einstellung möglich, wenn eine zusätzliche Tat angesichts der Vorverurteilung nicht erheblich ins Gewicht fällt – die Verfolgungsbehörden sehen Kelschs Schuld durch die Haftstrafe also als angemessen gesühnt an. Damit, so Kelschs Rechtsanwalt gegenüber unserer Zeitung, seien alle strafrechtlichen Verfahren gegen seinen Mandanten rechtskräftig abgeschlossen oder eingestellt. Ob der 62-Jährige die Haftstrafe bereits angetreten hat, dürfe er nicht sagen.

Ein historisches Haus als Ausgangspunkt

Bei den Ermittlungen in Landshut war es darum gegangen, dass ein in Passau gemeldetes Unternehmen 2013 insolvent gewesen ist. Kelsch als Geschäftsführer soll nicht rechtzeitig einen Insolvenzantrag gestellt haben. Der frühere Fußballer und Inhaber einer Versicherungsagentur war damals gerade in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten. Ihren Ausgang nahmen sie bei einem Bauprojekt in der Stuttgarter Firnhaberstraße, das für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte. Denn für den geplanten Neubau musste damals ein historisches Wengerterhaus, möglicherweise eines der ältesten Gebäude der Stadt, weichen. Der Denkmalschutz war zuvor aufgehoben worden – unter scharfer Kritik von Historikern. Als es zum Streit mit Geschäftspartnern kam, verlegte Kelsch den Sitz seiner Objektgesellschaft von Stuttgart in die Nähe von Passau.

Die Geldsorgen aber blieben – wie sich bei der Verhandlung am Stuttgarter Landgericht zeigte, vor allem wegen eines äußerst großzügigen Lebenswandels. Kelsch sammelte bei mehreren Bekannten und Geschäftspartnern hohe Summen ein, die er nicht zurückzahlte. Dafür wurde er verurteilt. Und schließlich sah es das Gericht in Landau als erwiesen an, dass er seinem Sohn beim Betrieb des zeitweise größten Online-Drogenshops Deutschlands geholfen hat – als Fahrer bei Beschaffungsfahrten.