Walter Kelsch 2007 als Präsidiumsmitglieder der Stuttgarter Kickers Foto: Herbert Rudel

Seit Jahren häufen sich die Vorwürfe gegen Walter Kelsch. Mehrere Freunde und Geschäftspartner halten dem Ex-VfB-Spieler vor, er habe sie um hohe Summen betrogen. Und jetzt ist er auch noch ins Visier der Drogenfahnder geraten.

Stuttgart - Im vergangenen September hat Walter Kelsch seinen 60. Geburtstag gefeiert. Von vielen seiner früheren Bekannten und Geschäftspartner dürften schon da keine Glückwünsche mehr gekommen sein. Denn der frühere Profifußballer, der 246 Bundesligaspiele vorwiegend für den VfB Stuttgart bestritten und es sogar in die Nationalmannschaft geschafft hat, sah sich damals bereits mit massiven Vorwürfen konfrontiert und galt für die meisten seiner ehemaligen Weggefährten als unerreichbar.

Nach Recherchen unserer Zeitung werfen ihm mindestens fünf Betroffene vor, große Summen, die sie ihm zur Anlage anvertraut haben, nicht zurückerhalten zu haben. Dabei soll es um mehrere Millionen Euro gehen. „Er hat meine Lebensgrundlage zerstört, hat mich hingehalten und sich irgendwann gar nicht mehr gemeldet“, sagt ein ehemaliger guter Bekannter Kelschs. Bei ihm geht es um 200 000 Euro. Ein anderer Betroffener – angeblich um 150 000 Euro geprellt – klagt gegenüber unserer Zeitung, Kelsch habe mit seinem „eloquenten Auftreten, spannenden Geschichten vom Fußball und seinen langjährigen Erfahrungen mit einer Versicherungsagentur“ die Leute eingewickelt und dazu gebracht, ihm Gelder zur Anlage zu überlassen. Dabei soll es um Zinsversprechungen von bis zu zehn Prozent gegangen sein. Zurückerhalten haben die Betroffenen das Geld laut eigener Aussage trotz Verträgen und gerichtlicher Titel aber nicht. Mehrere seiner früheren Bekannten haben Kelsch deshalb angezeigt.

Betrugsermittlungen in drei Fällen

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen wegen Anlagebetruges in drei Fällen. Allein dabei soll es um eine Summe im hohen sechsstelligen Bereich gehen. Die Ermittlungen ziehen sich bereits über einen längeren Zeitraum hin. In den Reihen der mutmaßlichen Opfer regt sich deshalb Unmut.

Doch jetzt droht Kelsch nach Informationen unserer Zeitung auch noch von anderer Seite Ungemach. Am 14. April soll er in einer Stuttgarter Wohnung festgenommen worden sein – bei einer Drogenrazzia. Veranlasst hat den Einsatz die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden. „Im Rahmen eines größeren Betäubungsmittelverfahrens“ sei es an diesem Tag zu sechs Festnahmen unter anderem in Stuttgart und Rülzheim (Rheinland-Pfalz) gekommen, sagt Sprecher Lutz Gaebel. Gegen fünf Personen seien Haftbefehle erlassen worden. „Einzelheiten zu den Tätern und den Tatumständen können wir zurzeit nicht mitteilen, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden“, so Gaebel am Freitag. Es sei allerdings „eine große Menge an illegalen Betäubungsmitteln“ sichergestellt worden. Auch ein Sondereinsatzkommando soll beteiligt gewesen sein.

Kelschs Rechtsanwalt ließ mehrere telefonische und schriftliche Anfragen unserer Zeitung zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten in der vergangenen Woche unbeantwortet. Auf Fragen zu den Ermittlungen wegen Betruges kommt von dort bereits seit mehreren Monaten keine Reaktion. Bei einem Treffen im Jahr 2013, als die ersten Vorwürfe dieser Art aufgekommen waren, hatte Kelsch unserer Zeitung gegenüber betont, es handle sich um haltlose Unterstellungen.

Erste Vorwürfe bereits 2013

Bereits zum damaligen Zeitpunkt hatten sich mehrere Personen gemeldet, die bei Immobiliengeschäften mit Kelsch zusammengearbeitet hatten. Auch da gab es Uneinigkeit über finanzielle Dinge, die zum Teil gerichtlich geklärt werden mussten.

Möglicherweise nahmen die Verwicklungen ihren Anfang mit einem kleinen Wengerterhaus in der Stuttgarter Firnhaberstraße. Das ist 2012 gegen den Protest von Historikern abgerissen worden, weil es sich wohl um eines der ältesten Gebäude der Stadt handelte. Der Denkmalschutz war allerdings 1999 aufgehoben worden, weil ein Gutachten zum Schluss kam, es sei nicht mehr genug von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten. Eine Objektgesellschaft Kelschs plante dort daraufhin ein fünfgeschossiges Geschäftshaus mit Büros und Wohnungen. Die Vermarktung hatte bereits begonnen, als es zu größeren Unstimmigkeiten zwischen mehreren Beteiligten kam. Schließlich – nachdem über ein Jahr lang eine Baugrube gegähnt hatte – verkaufte die Objektgesellschaft das Grundstück wieder. Sie verlegte ihren Sitz daraufhin von der Firnhaberstraße ins bayerische Ruderting. Inzwischen hat der neue Eigentümer ein Gebäude erstellt. Seit dem damaligen Zeitpunkt reißen die Vorwürfe gegen Kelsch nicht ab.

Wie die Geschichte weiter geht, ist derzeit noch offen. Die Staatsanwaltschaft in Verden kündigt an, möglicherweise in dieser Woche weitere Details zu veröffentlichen. Das hänge vom Fortgang der Ermittlungen ab, sagt Sprecher Gaebel. Ob und wann es in Stuttgart wegen der Betrugsvorwürfe zur Anklage kommt, steht ebenfalls noch nicht fest.