Bei den Krawallen am Römerkastell in Bad Cannstatt ist es zu mehr als 100 Festnahmen gekommen. Foto: dpa/Jason Tschepljakow (Archiv)

Kurz vor der Urteilsverkündung wird gegen den 28-jährigen Angeklagten noch ein Untersuchungshaftbefehl beantragt. Wie kam es dazu?

Die juristische Aufarbeitung der Krawalle am Rande einer Eritrea-Veranstaltung am Römerkastell im vergangenen Herbst ist weiterhin im Gange. Nun wurde ein 28-jähriger Eritreer zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt, der daran beteiligt gewesen sein soll. Er soll Polizisten angegriffen und mit einer Glasflasche nach ihnen geworfen haben.

Der Prozess gegen den Mann hatte bereits Ende März begonnen und endete am 14. Mai mit dem Urteil. Ungewöhnlich war, dass der 28-Jährige wenige Tage vor dem Ende der Verhandlung am 9. Mai in Untersuchungshaft kam – bis dahin war er auf freiem Fuß gewesen. Nur zu den letzten Verhandlungstagen wurde er aus der U-Haft vorgeführt. Der Grund: „Im Laufe des Verfahrens kam heraus, dass der Mann mehrere Vorstrafen hatte, darunter auch einschlägige“, sagt Aniello Ambrosio, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Daher sei die Untersuchungshaft noch beantragt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte für ein höheres Strafmaß plädiert. Sie forderte eine Haftstrafe von drei Jahren – das Amtsgericht blieb mit seiner Entscheidung leicht darunter. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zu dem Konflikt in Bad Cannstatt war es gekommen, weil in der Halle am Römerkastell eine Gruppe eine Tagung anbot, die als regierungstreu gilt. Die Randalierer werden als Gegner des diktatorischen Regimes eingeordnet. Die Polizei verwehrte ihnen den Zutritt zu den Veranstaltungsräumen. Daraufhin eskalierte die Situation. Mehr als 100 Personen wurden festgenommen.

An diesem Wochenende feiern regimenahe Eritreer in Stuttgart-Vaihingen in einer Halle den 33. „Unabhängigkeitstag“ des Landes. Laut der Polizei deutet bislang noch nichts auf heftige Gegenproteste hin. Sie werde trotzdem präsent sein, sagt der Polizeisprecher Jens Lauer. Auch werde in Vaihingen ein Wasserwerfer stehen – „präventiv“. Die Polizei werde in Stuttgart schon an diversen Bahnhöfen Kontrollen machen, um frühzeitig zu erkennen, ob möglicherweise Störer zu der Veranstaltung unterwegs seien. Aufrufe habe sie keine feststellen können.