Autonom fahrende Autos benötigen hoch entwickelte elektronische Geräte. Foto: Eberspächer

Der Autozulieferer Eberspächer baut nicht in Deutschland, sondern in Rumänien einen neuen Entwicklungsstandort auf. Die Entscheidung für den Standort hat Gründe.

Esslingen - Der Esslinger Autozulieferer Eberspächer baut in Rumänien einen neuen Entwicklungsstandort auf. Damit sollen unter anderem die in Deutschland bestehenden Entwicklungskapazitäten rund um die Fahrzeugelektronik erweitert werden. Etwa 50 Mitarbeiter sollen künftig in Cluj-Napoca – die Stadt liegt im Nordwesten des Landes – die Software- und Hardwareentwicklung neuer Steuergeräte für elektrisch angetriebene sowie autonom fahrende Autos vorantreiben, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Entwickelt werden etwa hochsichere Schalter für die Bordnetze selbstfahrender Autos. Damit soll – vereinfacht ausgedrückt – gewährleistet werden, dass im Ernstfall, wenn etwa eine Steuerung ausfällt, blitzschnell auf eine Ersatzsteuerung umgeschaltet wird.

 

Cluj gilt als Silicon Valley Rumäniens mit zahlreichen Start-ups, IT- und Softwarefirmen und ist zudem sehr gut mit Deutschland per Flug verbunden“, begründet Massimo Venturi, Vice President Automotive Electronics der Eberspächer Gruppe, die Entscheidung für den Standort. So gebe es an den Universitäten der Stadt 30 000 Studenten mit technischen Studiengängen. Dies biete Potenzial für neue Mitarbeiter, schreibt Eberspächer.

Projekte werden gemeinsam voran getrieben

Die neue Gesellschaft, die Eberspächer Controls Ro S.R.L., ist eine hundertprozentige Tochter der Esslinger und soll künftig eng mit den deutschen Standorten in Esslingen und Landau (Pfalz) zusammenarbeiten. Eine Aufgabenteilung zwischen den drei Standorten ist dabei nicht geplant, erläutert eine Sprecherin. Vielmehr sollen die Projekte gemeinsam vorangetrieben werden. Die entwickelten Fahrzeugelektroniken werden anschließend für den Einsatz in Personenwagen internationaler Automobilhersteller in Landau und – insbesondere für den asiatischen Markt – im chinesischen Tianjin produziert. Der chinesische Standort war erst 2019 mit einem „umfangreichen Investitionsprogramm“ erweitert worden, hat Eberspächer zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt. So seien unter anderem zusätzliche Produktionslinien aufgebaut worden. Wie hoch die Investitionssumme lag, teilt der Zulieferer nicht mit.

Der Bereich Automotive Controls ist mit einem Umsatz von 64,6 Millionen Euro (Stand 2019) – das sind gerade mal 1,3 Prozent des Gruppenumsatzes – ein kleiner Bereich des Zulieferers. Wie sich das Geschäft im vergangenen Jahr entwickelt hat, steht noch nicht fest.

450 Mitarbeiter sind in dem kleinen Bereich tätig

In diesem Bereich wird nicht nur Elektronik für Autos entwickelt und produziert. Im kanadischen Concord fokussiert sich das Unternehmen darauf, Produkte für die industrielle mobile Energieversorgung zu entwickeln – beispielsweise für Transportfahrzeuge in der Fertigung. Dabei geht es auch um Batteriemanagementsysteme. Insgesamt sind in dem Bereich Automotive Controls 450 Mitarbeiter tätig, davon 360 an den beiden deutschen Standorten Esslingen und Landau. Von diesen Beschäftigten arbeiten 110 bereits in der Entwicklung.

Rumänien ist kein neuer Standort für Eberspächer. Seit 2016 fertigt der Zulieferer dort mit rund 700 Mitarbeitern Abgastechnik. Produziert werden Katalysatoren und Schalldämpfer für europäische Automobilhersteller. Zudem hat Eberspächer dort eine Niederlassung für den Bereich Heiz- und Kühlsysteme.