Die Beschäftigten von Eberspächer konnten mit ihren Aktionen die Schließung der Fertigung in Esslingen nicht verhindern. Foto: Ines Rudel

Elf Stunden hat die Einigungsstelle am Mittwoch getagt. Dann war das Aus für die Fertigung von Standheizungen des Zulieferers Eberspächer in Esslingen besiegelt. Ende 2021 läuft die Produktion aus. 300 Mitarbeiter erhalten bis dahin die Kündigung.

Stuttgart - Trotz der Proteste der Mitarbeiter ist die Schließung des Eberspächer-Werks in Esslingen besiegelt. Ende Dezember 2021 läuft die Fertigung von Standheizungen am Firmensitz des Autozulieferers aus. Dieses Ergebnis haben Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter nach elfstündigen Verhandlungen vor der Einigungsstelle erzielt. Damit verlieren rund 300 Beschäftigte ihre Jobs. Kommenden Montag sollen sie im Rahmen einer Betriebsversammlung informiert werden.

 

Bereits im November sollen die ersten Kündigungen ausgesprochen werden, die dann Ende Juni kommenden Jahres wirksam werden, erläutert Jürgen Groß, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen das Ergebnis, gegenüber unserer Zeitung. Für den zahlenmäßig größeren Teil der Belegschaft sollen die Kündigungen dann Ende 2021 wirksam werden. Damit gibt es lediglich zwei Entlassungstermine, so Groß.

Ursprünglich hatte das Unternehmen insgesamt vier Termine geplant. Für einige Betroffene verschieben sich also die Kündigungen um wenige Monate. Das Unternehmen habe strikt an seiner Planung festgehalten, kritisiert Groß. Das alternative Konzept, das die Arbeitnehmervertreter ausgearbeitet hatten, um Arbeitsplätze zu erhalten, sei von Eberspächer kategorisch abgelehnt worden, fügt er hinzu.

18,5 Millionen Euro stehen für einen Sozialplan zur Verfügung

Eine Einigung haben die Verhandlungspartner auch über die Höhe des Sozialplans erzielt. Insgesamt stehen für die Gründung einer Transfergesellschaft, um Beschäftigte zu qualifizieren, für Abfindungen und für den Übergang älterer Beschäftigte in die Rente 18,5 Millionen Euro zur Verfügung. Details, wie das Geld konkret verwendet werde, müssen noch verhandelt werden. Der Altersdurchschnitt im Werk sei hoch, so Groß.

Details der Vereinbarung würden im Oktober gemeinsam finalisiert, teilte Eberspächer auf Anfrage mit. Für alle Beteiligten – Arbeitnehmervertreter, IG Metall und Arbeitgeberseite – sei es ein hart erkämpfter Kompromiss, mit einem Ergebnis das für beide Seiten akzeptabel sei.

Ende Mai hatte das Familienunternehmen seine Schließungspläne veröffentlicht. „Die Fertigung von brennstoffbetriebenen Fahrzeugheizungen wird bis ins Jahr 2022 aufgegeben und stufenweise in das polnische Werk in Oława verlagert“, hatte der inzwischen verstorbene Heinrich Baumann damals gesagt. Baumann war Geschäftsführer und Gesellschafter von Eberspächer.

Bereits in diesem Herbst solle mit der Verlagerung begonnen werden. In Esslingen wird es dann künftig noch Bereiche wie Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb geben. Rund 1000 Beschäftigte werden dann am Standort tätig sein. Begründet wurde die Entscheidung mit der wirtschaftlichen Lage der Standheizungsproduktion. Der Bereich habe seit einigen Jahren nicht mehr wirtschaftlich gearbeitet, hieß es damals. Seit Jahren sollen Verluste in niedriger zweistelliger Millionenhöhe angefallen sein. Die Aktivitäten werden in ein polnisches Eberspächer-Werk verlagert, wo Eberspächer bereits seit Jahren neben brennstoffbetriebenen Standheizungen auch Klimatechnik etwa für Busse herstellt.