Weniger Neugierige als in früheren Jahren sind beim Renninger Einkaufsbummel in den Geschäften unterwegs. Wirtschaftlich lohnt sich der Abend für einige Geschäfte nicht – doch es gibt dennoch Möglichkeiten, neue Kunden zu gewinnen.
Freitag, 20 Uhr, ein warmer Sommerabend: Vor einigen Geschäften stehen Trauben von Menschen und in Lokalen, die sonst auch gut besucht sind, ist dies auch an diesem Abend der Fall. Ansonsten aber ist nur wenig mehr los als sonst in der Renninger Innenstadt. Dabei ist immer noch reichlich Zeit zum „Renninger Einkaufsbummel“. Mit vielen Aktionen locken Ladeninhaber und Gastronomen Kundinnen und Kunden sowie Neugierige in die Innenstadt und in Betriebe im Gewerbegebiet. Was seither die lange Einkaufsnacht war, nennt der Gewerbe- und Handelsverein jetzt Renninger Einkaufsbummel, er dauert von 15 Uhr, wenn ohnehin alle Geschäfte geöffnet haben und der Wochenmarkt auf dem Ernst-Bauer-Platz in vollem Gange ist, bis 21 Uhr, wenn die Sonne noch kaum untergegangen ist.
Einzelhandel tut sich in den Innenstädten schwer
„Die Frequenz war schlechter als in den vergangenen Jahren“, sagt Marcus Schautt vom gleichnamigen Schuhgeschäft. Woran es gelegen hat? „Vielleicht an der Hitze, vielleicht auch an einer Parallelveranstaltung in Rutesheim an dem Abend.“ Und rund um den Ernst-Bauer-Platz habe es wenig Imbissmöglichkeiten gegeben, die hätten sich eher in der Hauptstraße und am Rathaus konzentriert, wo es auch musikalische Unterhaltung gab. Trotz geringeren Kundenandrangs habe er aber mehr Umsatz gemacht als sonst, erklärt Schautt. Das hänge mit dem Beginn des Schlussverkaufs und anderen Aktionen in seinem Geschäft zusammen. An solchen speziellen Tagen kämen auch Neukunden in den Laden. Klar sei aber, dass der Einzelhandel keinen Grund zum Jubilieren habe und sich in den Innenstädten schwertue. Er habe mit seinem Schuhfachgeschäft quasi ein Alleinstellungsmerkmal in der Stadt und könne nicht jammern, sagt Marcus Schautt, der auch Stadtrat in Renningen ist.
„Ganz schlecht“ schätzt Christine Bergmann vom Unverpackt-Laden das Ergebnis des Renninger Einkaufsbummels für ihren Betrieb ein. Man habe wenig Umsatz gemacht, sagt sie. Im Vorjahr seien viel mehr Leute vorbeigekommen. Sie wolle nicht sagen, dass solche Aktionen generell nichts bringen, aber wirklich nachhaltig seien sie nicht. Besonders enttäuscht von der geringen Resonanz war sie auch deshalb, weil sie und ihre Mitstreiter im Laden ein neues Tofu-Produkt vorstellen wollten. „Aber dazu werden wir andere Gelegenheiten finden“, zeigt sie sich optimistisch.
Hörtests sollen künftige Kunden locken
Einen anderen Ansatz hat Thomas Martin, der Fachgeschäftsleiter von Hörgeräte Schmidt und Keller. Mit seinem Kollegen Nico Lausberg bietet er vor dem Geschäft Hörtests für Passanten an. „Wirtschaftlich bringt uns ein solcher Abend erst mal nichts“, sagt der Hörakustik-Meister. Vielmehr diene er dazu, Hemmschwellen abzubauen. „Wer gesteht sich schon ein, dass er ein Hörproblem hat“, fragt er. „Aber wenn man die Ansprechpartner gesehen und schon einmal mit ihnen geredet hat, dann kommen die Leute später auch eher einmal zur Beratung“, so seine Erfahrung.