Die neu gegründete Projektgruppe „Lebenswertes Schönberg“ möchte unter anderem die Nahversorgung und die Infrastruktur verbessern.
Die Schönberger machen sich große Sorgen um ihren Stadtteil. Das hat zwar auch mit dem künftigen Flüchtlingsheim zu tun, das hier entstehen soll, aber nicht nur. Die seit langem in Schönberg selbst nicht mehr vorhandene Nahversorgung, die schlechte Anbindung an den ÖPNV, fehlende oder in ihrer Existenz gefährdete Begegnungsräume stehen auf der Mängelliste im Stadtteil ganz oben.
Als Reaktion darauf hat sich nun eine Projektgruppe mit dem Namen „Lebenswertes Schönberg“ gegründet, welche die Quartierentwicklung im Stadtteil vorantreiben will. Hinter dem Projekt stehen Akteure der Initiative 70599Lebenswert, des Bürgervereins Schönberg, des Bezirksbeirats Birkach sowie der Initiative Schönberg. Letztere hat sich insbesondere den Erhalt der Himmelfahrtskirche auf die Fahnen geschrieben.
„Die Projektpartner sehen die Notwendigkeit einer Quartiersentwicklung zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Stadtteils dringlich an“, heißt es in einer Mitteilung des Projektteams anlässlich seiner Gründung. Zielsetzung sei es, „die schon länger als erforderlich angesehenen Maßnahmen zur Verbesserung der Nahversorgung und der Infrastruktur anzugehen“.
Einst war das Pflegeheim ein Treffpunkt
Brigitta Haak, FDP-Bezirksbeirätin und Mitglied im Projektteam, erinnert daran, dass das ehemalige Pflegeheim, das nun zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut werden soll, einst auch Treffpunkt vieler Schönberger war. „Man konnte die im Altenheim angebotenen Kurse und das früher noch bestehende Schwimmbad mitnutzen“, so Haak. Mit Übergang der Trägerschaft von Haus am Berg auf die Bruderhaus Diakonie sei das Angebot bereits zurückgegangen. Auch existierte in Schönberg bis 2001 noch ein Lebensmittelgeschäft, ebenso eine Postfiliale.
Vorarbeit für eine spätere, professionelle Quartierentwicklung
Ulrich Fellmeth von der Initiative 70599Lebenswert und ebenfalls Teil der neu gegründeten Projektgruppe betont, dass „Lebenswertes Schönberg“ als bürgerschaftliches Beteiligungsprojekt konzipiert sei und die Vorarbeit für eine spätere, professionelle Quartierentwicklung leisten will. Hintergrund: Die Stadtverwaltung Stuttgart arbeitet aktuell an einer „Rahmenkonzeption zur sozialen Quartiersentwicklung“, die im Sommer auf den Weg gebracht werden soll. „In drei Quartieren in der Stadt soll diese Rahmenkonzeption dann durch Pilotprojekte erprobt werden“, so Fellmeth, der in Birkach auch stellvertretender Bezirksbeirat der Grünen ist. Das Projekt „Lebenswertes Schönberg“ will nun die Grundlagen dafür schaffen, dass der Stadtteil den Zuschlag für eines der drei Pilotprojekte erhält. Noch in diesem Jahr will die Projektgruppe mit einer Sozialraumanalyse erste Vorarbeit leisten.
Um ein künftiges neues Alten- und Pflegeheim in Schönberg im Sinne der früheren Konzeption auch wieder für die Bewohner des Viertels zu öffnen und damit die Einrichtung zu einem Teil der sozialen Quartiersentwicklung zu machen, seien frühzeitige Gespräche mit dem derzeitigen Eigentümer der Immobilie notwendig, erklärt Brigitta Haak. Bislang habe sich der Investor jedoch allen Aufforderungen zum Dialog verweigert, kritisiert die Bezirksbeirätin.
Bemerkenswert: Schon vor zehn Jahren hat die Stadt in einem Gutachten die Unterversorgung von Schönberg festgestellt. Damals hieß es, die Abteilung Stadtentwicklung wolle möglichst schnell Ideen erstellen, welche die Nahversorgung im Stadtteil gewährleistet. Verschärft werden könnte die Nahversorgungssituation im Stadtbezirk, weil auch in Birkach selbst zuletzt Einzelhandelsgeschäfte geschlossen haben. So ist nach wie vor die Ladenfläche des ehemaligen Papiergeschäfts Buntstift in der Birkheckenstraße verwaist. Demnächst schließt zudem nach 36 Jahren das Schuhhaus Gooß.