Ebru Yavuz ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Ostfildern. Foto: privat /Ebru Yavuz

Die türkischstämmige Psychotherapeutin Ebru Yavuz kennt Vorurteile gegen ihre Herkunft aus ihren Therapiesitzungen. In der Regel lösen sich die aber meistens innerhalb der Therapie auf. Eine Stimme aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.

Ebru Yavuz (40) aus Ostfildern ist in Deutschland geboren und hat Psychologie studiert. In ihrer Praxis ist es ihr wichtig, demokratische Werte zu leben und ihre Türe für alle Menschen mit psychischen Krankheiten offen zu halten – unabhängig davon, welche extremistischen Neigungen jemand hat.

„Die Menschen melden sich mit Leidensdruck durch eine psychische Erkrankung proaktiv bei mir – den Ursprung meines Namens kann jeder erahnen“, sagt sie. „Extremistische Tendenzen oder Angst vor dem Fremden können im Rahmen von Psychotherapien zum Ausdruck kommen, sind aber nicht die Eintrittskarte in die Therapie“, sagt Yavuz. Aus ihrer Sicht liegen die Quellen derartiger Werte und extremistischer Einstellungen häufig im Elternhaus begründet.

Viele Ängste und Aggressionen lassen sich in der Therapie auflösen

Extreme Denkweisen können innerhalb der Therapie Thema sein. Es gelte, sie zu verändern und die damit einhergehenden Gefühle aufzulösen.

Dabei hat Yavuz es einfacher als andere in privaten Diskussionen: „Ich konfrontiere meine Patienten offen im Hinblick auf jegliche extremistische Einstellungen, aber ich diskutiere und belehre nicht.“ Ein Patient hinterfrage alte und erarbeite neue Wertvorstellungen immer selbst, indem er erkenne, dass er ohne seine Ängste oder extreme Wut besser lebt.

Sie sieht ihre psychologische Arbeit als einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. „Aber den kann ich nur leisten, weil es mir meine Patienten erlauben und kooperieren“, betont sie. Sie begleite die Menschen auf ihrem „wertvollen Weg“, sich in ihren Werten zu öffnen und keine Angst vor neuen Begegnungen zu haben.

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.