Trotz der mittlerweile abgespeckten Wohnbebauung (die Grafik zeigt die ursprünglichen Pläne) gibt es im Fasanenhof weiterhin Widerstand gegen eine Nachverdichtung. Foto: Rebecca Stahlberg

Viele Bürger lehnen mehr sozialen Wohnungsbau vor ihrer Haustür ab – auch im Fasanenhof. Eine Mehrheit der Stadträte dagegen hält am Bau von Wohnungen fest, wenn auch in modifizierter Form.

Stuttgart - Eine knappe Mehrheit des Gemeinderats befürwortet trotz skeptischer bis ablehnender Haltung eine bauliche Nachverdichtung im Westen des Möhringer Stadtteils Fasanenhof. Das zeichnete sich nach der Sitzung des Technikausschusses am Dienstag ab, bei dem über die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im Fasanenhof berichtet wurde. Die Stadtverwaltung empfiehlt nun eine abgespeckte Version der ursprünglichen Pläne, die vorsahen, rund um den Ehrlichweg durch insgesamt fünf Wohnungsbaugenossenschaften 100 neue Wohneinheiten zu erstellen. CDU, AfD und FDP sprachen sich dafür aus, das Votum der Bürger zu akzeptieren und auf jedwede Bebauung zu verzichten. Grüne, SPD, SÖS/Linke-plus und Freie Wähler, die im 60-köpfigen Gemeinderat zusammen 31 Stadträte stellen, wollen zwar nicht so verdichtet bauen wie bisher vorgesehen, halten aber grundsätzlich an dem Projekt fest. Einzelstadtrat Ralph Schertlen (Stadtisten) kann sich allenfalls eine eingeschränkte Bebauung vorstellen.

Anwohner sehen soziale Struktur des Fasanenhofs in Gefahr

Die Empfehlung aus der Bürgerbeteiligung lautet dagegen, keine Nachverdichtung im Gebiet rund um den Ehrlichweg vorzunehmen – mit Ausnahme eines städtischen Grundstücks, das aber zunächst für den Bau von Flüchtlingswohnheimen in Beschlag genommen ist. Die Sorge vor Lärm, Verkehr und wegfallender Grünflächen treibt die Anlieger auf die Barrikaden. Auch im Ausschuss machten gut zwei Dutzend von ihnen aus ihrer Meinung keinen Hehl. Aber auch die Angst um die soziale Struktur im Fasanenhof wird artikuliert, etwa in Briefen an Stadträte, in denen vor einer „Ghettoisierung“ des Stadtteils durch den Zuzug von Menschen ausländischer Abstammung gewarnt wurde.

Dementsprechend erhielten die Gegner der Nachverdichtung im Rat auch den meisten Beifall. Carl-Christian Vetter (CDU) erinnerte die Grünen an das Diktum ihres Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, gehört zu werden bedeute nicht, auch erhört zu werden. „Die CDU ist dafür, dass der Bürgerwille erhört wird“, so Vetter. AfD-Sprecher Bernd Klingler sagte, man brauche zwar mehr Wohnungen im Stadtgebiet, aber nicht im Fasanenhof. Pfiffe dagegen gab es, als Grünen-Stadträtin Beate Schiener das Votum der meist älteren Bürger mit der Brexit-Abstimmung in Großbritannien verglich, bei der ebenfalls eine Mehrheit der über 50-Jährigen für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU gestimmt hatte. SPD-Fraktionschef Martin Körner appellierte an die Zuhörer, die gesamtstädtische Wohnungsnot nicht aus dem Auge zu verlieren, und Jürgen Zeeb (Freie Wähler) erklärte: „Wenn wir im Fasanenhof nicht nachverdichten können, wo denn dann?“ Eine Entscheidung will der Ausschuss in der nächsten Woche treffen.