Viele lehnen die Nachverdichtung am Ehrlichweg ab. Die rote Postkarte macht das deutlich. Foto: Rebecca Beiter

Die Bürgerredakteure haben am Montagabend dem Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold die Bürgerempfehlung zu den geplanten Neubauten am Ehrlichweg überreicht.

Fasanenhof - Es ist eine klare Botschaft. „Nachverdichtung nein danke!“ steht auf den roten Flyern. Auf der Rückseite ist zu lesen: „Liebe Fasanenhofer! Jetzt sind Sie gefragt! Die Entscheidung zur Nahversorgung fällt jetzt! Zeigen sie die Rote Karte!“ Jeder der Sätze ist mit einem Ausrufezeichen versehen. Die Verfasser meinen es also wirklich ernst. „Machen Sie durch Ihr Kommen Ihre Ablehnung der Nachverdichtung deutlich“, heißt es auf der Postkarte. Gemeint sind die beiden öffentlichen Sitzungen in der nächsten Woche. Am Dienstag, 22. November, beschäftigt sich der Umwelt- und Technikausschuss (UTA) mit dem Thema. Am Mittwoch, 23. November, diskutieren die Bezirksbeiräte.

Die Postkarte lag in den vergangenen Tagen in den Briefkasten. Sie ist auch auf der Internetseite des Bürgervereins zu finden. „Bringen Sie Ihre Plakate mit und machen Sie damit unmissverständlich Ihre Ablehnung deutlich, aber immer so, dass der Fasanenhof trotz aller Proteste seiner Bewohner einen positiven Eindruck im Gemeinderat und im Bezirksbeirat hinterlässt!“, so die Aufforderung im Internet.

Brief an die Mitglieder des UTA

Es geht um die Grundstücke im Westen des Fasanenhofs. Diese gehören fünf Genossenschaften. Sie wollen zwischen die bestehenden Wohnblöcke weitere Häuser setzen und so zusätzlichen Wohnraum schaffen. Die Menschen auf dem Fasanenhof befürchten jedoch eine Gettoisierung. Dieses Wort steht auch in einem Brief an die UTA-Mitglieder vom 6. November. Darin heißt es unmissverständlich: „Es kann und darf doch nicht sein, dass die Stadtverwaltung den Fasanenhof bereits aufgegeben hat und eine Gettoisierung des Stadtteils mit allen Konsequenzen billigend in Kauf nimmt!“

Mit seinem Brief fordert der Bürgerverein die UTA-Mitglieder auf, den Antrag der Wohnungsbaugenossenschaften abzulehnen. Um dieser Forderung Gewicht zu verleihen, hat der Bürgerverein Unterschriften gesammelt. 876 Bürger haben ihren Namen auf die Liste gesetzt. Dass die Mehrheit der Menschen auf dem Fasanenhof die Nachverdichtung ablehnt, geht auch aus der Bürgerempfehlung hervor. Am Montagabend haben stellvertretend für alle vier Teilnehmer der Planungswerkstätten das zehn Seiten umfassende Papier an den Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold übergeben. „Es war eine konstruktive Gesprächsatmosphäre. Der Bürgermeister zeigte sich interessiert an unserer Bürgerempfehlung“, sagt Eckhard Benner. Er ist einer von insgesamt acht sogenannten Bürgerredakteuren. Diese waren bei den insgesamt drei Planungswerkstätten von den Teilnehmern gewählt worden, um die Meinung der Menschen auf dem Fasanenhof zusammenzufassen und zu begründen.

Bürger wollen ein umfassendes Konzept

Der Wortlaut der Bürgerempfehlung ist schon fast redundant. „Das Vorhaben der Nachverdichtung stößt bei den Bewohnern vor Ort auf größte Skepsis bis absolute Ablehnung. Diese ließen sich während des Beteiligungsprozesses nicht abbauen“, heißt es. Rund um den Ehrlichweg wolle man keine zusätzlichen Wohnhäuser. Wegen dieser generellen Ablehnung habe man sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, der Bürgerempfehlung keine Hinweise für das Wettbewerbsfahren beizufügen.

Jedoch sei eine ergänzende Bebauung für den Fasanenhof nicht undenkbar, heißt es in der Bürgerempfehlung – allerdings „nur als Bestandteil eines umfassenden Konzepts“ für eine „angemessene Weiterentwicklung“ des Fasanenhofs. Als Grundlage dafür haben die Teilnehmer der Planungswerkstätten 15 Grundsätze erarbeitet. Die Bürger schlagen alternative städtische Flächen für eine Bebauung vor. Darunter ist auch das Grundstück am Ehrlichweg, auf dem sich einst die Schule befand. Die Stadt baut dort eine Flüchtlingsunterkunft. Diese soll aber nur für maximal zehn Jahre bestehen bleiben. In ihren 15 Grundsätzen geht es den Menschen vor allem darum, dass eine Weiterentwicklung des Fasanenhofs sich an den Zielen des mittlerweile abgeschlossenen Programms „Die Soziale Stadt“ orientiert.

Am Samstag, 19. November, liegt die Bürgerempfehlung im Büro des Bürgervereins, Europaplatz 26A, aus. Geöffnet ist von 10 bis 12 Uhr. Die Bürgerredakteure Eckhard Benner und Beate Weiser informieren über den Verlauf der Bürgerbeteiligung und das Zustandekommen der Bürgerempfehlung.