Mit nur rund 150 Teilnehmern blieb die Demonstration überschaubar. Foto: Lichtgut

Beim bundesweiten Protesttag sind auch in Stuttgart zahlreiche Forderungen gestellt worden.

Digitalisierung, Sanierung, Qualifizierung, Bezahlung. Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen. Jeder einzelne Begriff ist ein Schlagwort im Zusammenhang mit der Bildungskrise und den Forderungen der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer, um die Missstände endlich zu ändern. Um dem Nachdruck zu verleihen, hatte ein Bündnis von mehr als 170 Organisationen für Samstag zu einem bundesweiten Protesttag aufgerufen. Kundgebungen zum Bildungsprotest fanden in vielen Städten in allen 16 Bundesländern statt, auch in Baden-Württemberg, auch in Stuttgart auf dem Schlossplatz.

Lehrer sind mit allerlei Problemen konfrontiert

Eine Rednerin der Bildungsgewerkschaft GEW, selbst Lehrerin, erzählte aus ihrem Berufsalltag mit all seinen Problemen und Defiziten. Die lange verschlafene Digitalisierung müsse schnellstmöglich vorangetrieben, die Vertretungsreserve aufgestockt, die psychologische Betreuung deutlich verbessert werden, damit kein Kind mehr durch das Raster falle. Multiprofessionelle Teams müssten in wesentlich kleineren Klassen auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingehen, Schulgebäude müssten instandgehalten und endlich saniert werden.

Die Lehrerin forderte unter dem Beifall der mehr als 150 Teilnehmer mehr Qualifizierungsangebote für Personen ohne Lehramtsausbildung und Quereinsteiger. Es müsse mehr Studienplätze geben, das Lehramtsstudium selbst solle attraktiver gestaltet werden. Sie verlangte, dass die Referendarinnen und Referendare insgesamt besser bezahlt werden, vor allem auch über die Sommerferien hinweg.

Bildungsappell kann noch unterschrieben werden

Die Teilnehmer wurden aufgefordert, den inzwischen schon von knapp 90 000 Menschen unterschriebenen Bildungsappell zu unterstützen und ebenfalls zu unterzeichnen. Darin geht es vor allem um vier Punkte: Schule und Kita inklusiv und zukunftsfähig machen; eine Ausbildungsoffensive für Lehrer*innen und Erzieher*innen; einen echten Bildungsgipfel auf Augenhöhe; und ein Sondervermögen Bildung mit einer ausreichenden Finanzierung.

Die von der Bundesbildungsministerin angekündigten 10 Milliarden Euro für die Schulen reichen den Bildungsprotestierenden dabei bei weitem nicht. Sie verlangen eher die zehnfache Summe - ähnlich wie sie der Bundeswehr zugesichert wurden. Bei der Veranstaltung konnten einige Protestierende aus dem Schulbereich ihre Enttäuschung für die ihrer Meinung nach sehr wenigen Teilnehmenden nicht verbergen. Sie hatten deutlich mehr Resonanz erwartet.