Kinder von Flüchtlingen lernen in der Rosensteinschule. Foto: dpa

Diskutieren Sie mit - Die Zahl der Flüchtlingskinder in den Stuttgarter Vorbereitungsklassen wird im kommenden Jahr weiter steigen. Lehrer sollen deswegen jedoch nicht von anderer Stelle abgezogen werden.

Stuttgart - Der Flüchtlingsstrom ins Land hält seit Monaten unvermindert an. Und damit wächst automatisch die Zahl der ankommenden Kinder und Jugendlichen. Da diese spätestens sechs Monate nach ihrer Ankunft in Baden-Württemberg schulpflichtig werden, steigt auch die Herausforderung für die Schulen stetig an. Das Erlernen der deutschen Sprache ist dabei der erste Schritt für die Integration in den normalen Regelunterricht. So hat sich in Stuttgart die Zahl der Vorbereitungsklassen (VKL) für Sechs- bis 15-Jährige von 35 aus dem Jahr 2014 über 74 zu Schuljahresbeginn im September 2015 auf nun 85 Anfang Dezember erhöht. 1233 Kinder werden hier auf den künftigen Schulunterricht vorbereitet. Dazu kommen noch 16 sogenannte Vabo-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf) für 269 Jugendliche ab 15 Jahren.

Der Anteil der Kinder aus Flüchtlingsfamilien in den Vorbereitungsklassen in Stuttgart ist gegenüber dem Nachwuchs von Zuwandererfamilien von zuletzt 37 Prozent auf 45 Prozent gestiegen. „Die Zusammensetzung wird sich weiter verändern, kommendes Jahr werden viele Klassen wohl zur Hälfte aus syrischen Flüchtlingskindern bestehen“, sagt Johannes Schmalzl, Präsident des Regierungsbezirks Stuttgart. Er sieht die Schulen für die Aufgabe gerüstet. 200 zusätzliche Deputate hatte das Land schon zu Schuljahresbeginn für die Durchführung der VKL bereitgestellt, in dieser Woche bewilligte die Landesregierung im Nachtragshaushalt 600 weitere Stellen, rund 40 Prozent davon darf der Regierungsbezirk Stuttgart für seinen Zuständigkeitsbereich erwarten. „Der Regelunterricht leidet nicht. Der Vorwurf ist Quatsch“, entgegnet Schmalzl der Sorge, dass Lehrerpersonal an anderer Stelle abgezogen würde. „Der Pflichtunterricht ist abgedeckt“, bestätigt der stellvertretende Amtsleiter des Staatlichen Schulamts Stuttgart, Matthias Kaiser.

Lehrerpensionäre sollen Flüchtlinge unterrichten

Die Bemühungen, Lehrerpensionäre und sogenannte Nichterfüller (Lehramtsanwärter, die das zweite Staatsexamen nicht abgelegt haben) für den VKL-Unterricht sowie für Vertretungstätigkeiten an den Schulen zu verpflichten, seien erfolgreich angelaufen, versichern Schmalzl und Kaiser. Für Stuttgart sind gerade Verträge mit 16 Pensionären abgeschlossen worden.

„Strahlende Kinderaugen und motivierte Lehrer“, fand Johannes Schmalzl am Mittwoch bei einem Besuch an zwei Stuttgarter Schulen vor. Bei der Rosensteinschule, einer Grund- und Werkrealschule, besuchen 125 Mädchen und Jungen zusammen sechs VKL. „Die Flüchtlingskinder sind hier nicht getrennt von den anderen, sondern Teil unserer großen Schulfamilie“, sagt Schulleiterin Ingrid Macher. 90 Prozent ihrer 535 Schüler hätten ohnehin einen Migrationshintergrund.