Charismatischer Stardirigent: Teodor Currentzis Foto: SWR/Matthias Creutziger

Teodor Currentzis ist nirgendwo so gut wie bei der Bekenntnismusik von Gustav Mahler – und von Dmitri Schostakowitsch. Nach dessen siebenter Sinfonie verließen die Zuhörer am Donnerstagabend den Beethovensaal begeistert und mit Gänsehaut.

Stuttgart - Der Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters, Teodor Currentzis, hat im Stuttgarter Beethovensaal Dmitri Schostakowitschs Leningrader Sinfonie dirigiert. Für die Musiker wie für das Publikum war der Abend ein packendes Ereignis.

Das Stück

Dmitri Schostakowitschs siebente Sinfonie entstand 1941-1942 kurz vor, während und nach der Belagerung Leningrads durch die deutsche Armee – daher der Beiname des Stücks, „Leningrader Sinfonie“. Sie ist Schostakowitschs populärstes Orchesterwerk.

Das Orchester

Das SWR-Symphonieorchester entstand 2016 aus dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart.

Der Dirigent

Teodor Currentzis (47) ist Grieche, wurde als Dirigent in St. Petersburg ausgebildet und blieb anschließend neben seinen wachsenden internationalen Verpflichtungen Russland als Chefdirigent der Opernhäuser in Nowosibirsk und in Perm treu. 2004 hat er sein eigenes Ensemble gegründet, dessen Instrumentalisten auf historischen Instrumenten spielen: MusicAeterna. Seit Herbst 2018 ist Teodor Currentzis Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters.

Der Abend

Wirkungsvoll! Publikum und Orchester waren begeistert, der Beethovensaal ausverkauft. Schon mit Werken Gustav Mahlers hat Currentzis überzeugt, indem er sie als Bekenntnismusik deutete und ihre Extreme ausreizte. Dieser Zugriff passt auch auf die Musik Schostakowitschs. Genial: Trotz aller spürbaren Leidenschaft geht nie die Klarheit von Klang und dramaturgischer Disposition verloren. Für die Präzision sorgen exzellente Orchestersolisten und gut gebündelte Streichergruppen.

Das besondere Ereignis

Die Orchestermusiker selbst brachten die Idee ein, besonders wirkungsvolle, mächtige Passagen der Musik im Stehen zu spielen. Die Spannung hat sich den Zuhörern unmittelbar mitgeteilt.

Fragen, die offen bleiben

Sind Currentzis‘ Ohrringe neu? Zeugen die Tapes am Hals von Rückenproblemen des Dirigenten? Und hätte ein Orchestermitglied Erfolgschancen, das nach viermaligem Absolvieren des ohrenbetäubend lauten ersten Finales den Dirigenten wegen eines Hörschadens verklagt?