Teodor Currentzis, der neue Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters, fühlt sich auf vielen Bühnen wohl – in der Liederhalle genauso wie im Jazzclub. Foto: SWR-Presse/Wolf-Peter Steinheißer

Wie entsteht Magie in der Musik, wie teilt sie sich mit? Der neue SWR-Chefdirigent Teodor Currentzis kennt die Antworten. Eine Annäherung in drei Akten: ein Besuch im Meisterkurs, ein Konzerterlebnis und ein Abend im Jazzclub.

Stuttgart - Er gibt alles. Malt Kreise in die Luft, Dreiecke und Quadrate. Valentin Egel ballt die Hände zu Fäusten und öffnet sie wieder. Sein Gesicht ist rot, er schwitzt. Dabei geht es um etwas, das gar keinen Körper hat. Es geht um Musik. Wie formt man diese so, dass sie einen Saal bezaubert? Und wie bringt man eine Hundertschaft von Menschen dazu, ihren Beitrag so zu leisten, dass sie besonders wirkt? Vor Valentin Egel sitzen zwar nicht hundert Musiker, sondern nur zwei. Aber das gehört zum Alltag eines werdenden Dirigenten, und die Pianisten, die jetzt ihre Finger über die Tasten schnellen lassen, geben alles, um den ersten Satz von Tschaikowskys fünfter Sinfonie Klang werden zu lassen. Der junge Mann steht mit dem Gesicht zum fast vollständig gefüllten Konzertsaal der Stuttgarter Musikhochschule. Mit dem Rücken zum Publikum, so, wie es bei einem Dirigenten eigentlich üblich ist, sitzt ein schmaler, hoch gewachsener Mann auf einem Stuhl, Teodor Currentzis.