Horst Seehofer und Markus Söder beim CSU Parteitag in Nürnberg. Foto: dpa

Die CSU wird bayerischer, das wird der Rest der Republik bald spüren, meint unser Redakteur Paul Kreiner.

Nürnberg - Besser hätte der Parteitag für die CSU gar nicht laufen können. Keine Kampfkandidaturen, keine Betriebsunfälle, keine Rebellion. Und spätestens nach der „Klausurtagung“, die Markus Söder über Weihnachten und Neujahr mit sich selber abhalten will, um seine Inhalte und Strategien festzulegen, beginnt der lange Wahlkampf.

Die Kampagne wird nicht nur in Bayern stattfinden; das bekommt die SPD bei den Regierungsgesprächen in Berlin bestimmt sofort zu spüren. Und mit einem Ministerpräsidenten-Kandidaten, der bisher nie einen bundesdeutschen Horizont aufgezogen hat, sondern allein Bayern als Erstes und als Letztes im Sinn hat, wird die Sache gewiss nicht einfacher. Wer sich beklagt, dass Europa zerfällt, könnte demnächst auch innerhalb Deutschlands sein Anschauungsmaterial bekommen.

„Rückkehr zur Glaubwürdigkeit“

Die CSU brauche keinen Rechtsruck, sagt Markus Söder. In seiner Redeweise ist er selber aber gerade beim Zentralthema Zuwanderung deutlich näher an der AfD als an Horst Seehofer. Ist das die „Rückkehr zur Glaubwürdigkeit“, die er den abtrünnig gewordenen CSU-Wählern verspricht?

Die Doppelspitze ist installiert, aber die CSU wird sich erst noch finden müssen. Das läuft auf einen langen Prozess hinaus – aber erst nach den Landtagswahlen. Diskussionen über das Selbstbild und einen zukunftsfähigen, konstruktiven Politikkurs bleiben bis dahin suspendiert; die Angst vor dem Machtverlust im Herbst dominiert alles.