Der Esslinger CSD steht unter dem Motto „Esslingen is coming out“. Foto: Ines Rudel

Knallbunt und kreativ präsentieren sich die mehr als 1000 Teilnehmenden am Samstag, die zu Esslingens erster Cristopher Street Day Parade (CSD) kommen. Wir haben die Bilder zur bislang vermutlich buntesten Demonstration in der Altstadt.

Dragqueens, wild geschminkte Menschen, teilweise halbnackt, mit bunter Kleidung oder Frisuren, aber teils auch eher leger gekleidet, zogen feiernd am Samstag, 17. Juni, unter den omnipräsenten Farben der Regenbogenfahne durch die Esslinger Altstadt. Es war die erste offizielle CSD-Parade in Esslingen. Nach Schätzungen der Polizei vor Ort haben sich 1200 bis 1500 Menschen an der Demo beteiligt. Sie kamen aus der ganzen Region aber auch von weiter weg.

Die selbst gebastelten Schilder und größere Banner zierten Sprüche wie „Trans rights are human rights“. Aber auch ein Banner der ersten Schwulen- und Lesbendemo in Esslingen aus dem Jahr 1988 mit dem Spruch „Musterländle in Tuntenhändle“, gehalten vom damaligen Mitorganisator Markus Tröster und Freunden, wurde durch die Straßen getragen. Die Demo führte vom Bahnhofsplatz, über Neckarstraße, Maillestraße, Wehrneckarstraße, Innere Brücke und Fischbrunnenplatz zum Marktplatz, wo sich eine Hocketse mit Sprachbeiträgen und Livemusik anschloss. Nach Angaben der Polizei vom Nachmittag verlief alles ruhig ohne Gewaltvorfälle. Der Demonstrationszug wurde entlang der Straßen von zahlreichen Zuschauenden verfolgt, viele schwenkten Regenbogenfahnen oder klatschten.

Liste mit Forderungen an die Stadt

Hinter dem bunten Treiben steckt ein ernster Hintergrund, erklärte Care Melzer im Vorfeld. Die zunehmende Gewalt gegen queere Menschen bereite ihnen Sorgen. Schließlich sei das nicht nur ein globales Thema, sondern auch ein kommunalpolitisches. „Die Gesellschaft wird offener, aber ein kleiner radikaler Teil wird lauter“, sagt sie. Daher gelte es, in die Öffentlichkeit zu treten. Eine Liste mit Forderungen, wie den Belangen der queeren Gemeinde in Esslingen besser nachgekommen werden könnte, wurde auf der Kundgebung auf dem Marktplatz Bürgermeister Yalcin Bayraktar übergeben.

Aber natürlich soll es am Tag des CSD nicht nur um Politik gehen. Bereits am Freitag startete das CSD-Wochenende in Esslingen unter anderem mit einer Warm-up Party, und einem queeren Poetry-Slam. Am Samstag fand dann die Demonstration vom Bahnhof zum Marktplatz statt. „Es geht auch um das Feiern von Vielfalt: an diesem einen Tag einfach mal so zu sein, wie man ist, zu tragen, was man möchte, und zu wissen, dass man von anderen nicht verurteilt wird“, sagt Melzer. Das gemeinsame Feiern geht laut Pia Zazzarini, ebenfalls Teil des Veranstalterteams, auf die Ursprünge des ersten bekannten Aufstands der Trans- und Homosexuellen in der Christopher Street in New York zurück. Eine Straße, die bekannt war für ein florierendes Szene-Nachtleben, aber auch für viel Gewalt und Polizeiwillkür. Dagegen setzten sich im Jahr 1969 Homosexuelle und Transmenschen im sogenannten Stonewall-Aufstand zur Wehr.

CSD soll jedes Jahr in Esslingen stattfinden

„Wir verbinden unsere Forderungen mit Emotionen“, sagt Daniel Krusic, der die Idee hatte, den CSD nach Esslingen zu holen. Langfristig sei Ziel, dass der Esslinger CSD jedes Jahr stattfinde und auch allgemein mehr für die queere Community veranstaltet werde.

Das Rahmenprogramm des CSD geht am Samstagabend mit Partys und einer Dragshow weiter. Zudem sind für Sonntag Workshops geplant.