Im Schwarzwald schlagen mehrere Bürgermeister wegen einer Serie von Geldautomaten-Sprengungen Alarm und gegenüber dem Polizeipräsidenten einen scharfen Ton an.
Um 4.40 Uhr am frühen Freitagmorgen knallt es in Hartheim am Rhein (Breisgau-Hochschwarzwald) – ein Geldautomat liegt zerstört am Boden einer Filiale der örtlichen Kreissparkasse. Laut Polizei soll es sich um drei Personen handeln, die das Gerät erst gesprengt haben und dann in ein „hochmotorisiertes Fahrzeug“ gestiegen sind. Die Fahndung blieb erfolglos, der Schaden ist massiv.
Der Fall in Hartheim ist allerdings nicht der erste Fall, solche Nachrichten gehören im Schwarzwald fast schon zum Alltag. Allein im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Freiburg kam es in den vergangenen Wochen zu neun ähnlicher Fälle. Die Region sieht sich momentan mit einer Serie solcher Geldautomaten-Sprengungen konfrontiert. Von „professionell agierenden Täterbanden“ ist seitens der Polizei die Rede. Eine Ermittlungskooperation zwischen den Polizeipräsidium Freiburg und dem Landeskriminalamt soll den Tätern nun auf die Spur kommen.
Aber warum haben sie den Schwarzwald ins Visier genommen? „Das hat offenbar strategische Gründe, der ländliche Raum mit der Nähe zur Autobahn und dem benachbarten Ausland ist offenbar attraktiv“, erklärt der Polizeipressesprecher gegenüber unserer Zeitung. Freiburg oder die größeren Städte seien bislang nicht zum Ziel geworden. Für Zufall hält man das bei der Polizei nicht.
Große Unsicherheit nach den Angriffen
Trotz des zusätzlichen Drucks seitens der Ermittler schlagen mehrere Bürgermeister in der Umgebung mit einem offenen Brief Alarm. „Aufgrund der Ernsthaftigkeit und des wiederholten Auftretens dieser Verbrechen fordere ich Sie dringend auf, zusätzliche Einsatzkräfte in unserer Region zu mobilisieren“, heißt es in einem Schreiben, unterzeichnet von fünf Bürgermeistern, adressiert an den Polizeipräsidenten Franz Semling. Es sei von größter Bedeutung, dass sich die Menschen der Region wieder sicher fühlen könnten. Volker Kieber, Bürgermeister der Stadt Bad Krozingen, hat seine Amtskollegen aus Staufen, Breisach, Hartheim und Heitersheim zu diesem gemeinsamen Brief bewegt.
„Das Sicherheitsgefühl ist ziemlich angeschlagen“, sagt Kieber. Problem sei vor allem, dass auch vor Automaten in Wohngegenden oder gar mit angrenzenden Wohnungen kein Halt gemacht werde. Zwar sei bislang niemand verletzt worden, trotzdem gebe es massive Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung. Die ersten betroffenen Banken hätten Konsequenzen gezogen, überwachten die Filialen besser oder hätten sie nachts komplett dichtgemacht. Die Kundschaft muss deswegen teilweise auf alternativen Filialen ausweichen. „Es ist nicht akzeptabel, dass Banken gezwungen sind, private Sicherheitsdienste zur Sicherung ihrer Geldautomaten einzusetzen. Diese Verantwortung liegt eindeutig beim Staat und somit bei der Polizei“, heißt es in den ungewöhnlich scharf formulierten Schreiben.
Der Freiburger Polizeipräsidenten Franz Semling will sich zu dem Thema öffentlich nicht äußern, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums. „Der normale Weg ist das nicht“, sagt der Beamte über den Vorgang. Präsident Semling betrachte den Brief außerdem nicht als einen öffentlichen, schließlich sei dieser an ihn direkt gerichtet gewesen. „Es verbittet sich, über eine persönliche Korrespondenz öffentlich zu sprechen“, so der Sprecher. Heikel in der Angelegenheit: Die Bürgermeister sehen das anders und haben ihn mehreren Zeitungen zur Verfügung gestellt. Kieber erklärt, sein Sekretariat habe versäumt, deutlich zu machen, dass es sich um ein öffentliches Schreiben handle. Trotz des Fauxpas hat Präsident Semling nun die Bürgermeister zu einem Gespräch eingeladen.