Maria Weller pflegt ihren dementen Ehemann in der gemeinsamen Wohnung in Pforzheim. Foto: Andreas Reiner

Es steht schlecht um die Pforzheimer Box-Legende René Weller. Der demente 69-Jährige verweigert die Nahrungsaufnahme. Seine Frau will Peter Maffay zur Trauerfeier einladen.

Es mag für manche makaber klingen: Maria Weller bereitet jetzt schon die Trauerfeier ihres Mannes René vor – obwohl die Pforzheimer Box-Legende noch lebt. Doch es steht nicht gut um den demenzkranken 69-Jährigen, der in seiner erfolgreichen Karriere fünfmal als Deutschlands Boxer des Jahres ausgezeichnet wurde.

 

„Pforzheims Antwort auf Muhammad Ali“ hatte ihn der „Spiegel“ einmal genannt. In der jetzigen Situation ist aber nichts mehr wie in diesen glanzvollen Zeiten, René Wellers Demenz-Erkrankung ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass der 69-Jährige die Nahrungsaufnahme verweigert. „Ein Zeichen, dass er gehen will“, sagt Maria Weller und verteidigt ihr Vorgehen bei der Organisation der Trauerfeier: „Was soll ich machen? Wenn es dann wirklich soweit ist, bin ich nicht fähig dazu“, sagt die 70-Jährige, die ihren Mann in der gemeinsamen Wohnung in Pforzheim pflegt.

Maria Weller: „Wir haben die Lieder von Peter Maffay rauf und runter gehört“

Die Trauerfeier soll in einem kleinen Rahmen stattfinden, „in aller Stille“, wie Maria Weller sagt: „Nicht öffentlich, das wäre zu viel.“ Den Fans des ehemaligen Box-Champions will sie aber zumindest den Zeitpunkt der Feuerbestattung über die Sozialen Medien mitteilen, „damit sie eine Schweigeminute für ihn abhalten können“, sagt sie.

Den Sarg ihres Mannes sollen sechs ehemalige Boxer tragen – dafür hat Maria Weller bereits die ersten Anfragen verschickt, etwa an Ex-Weltmeister Arthur Abraham oder den zweifachen Europameister Luan Krasniqi. Für ihren René soll „die letzte Ehre“ etwas ganz Besonderes werden – eine Trauerfeier wie sie es ihm versprochen hat. Maria Weller hat sich deshalb auch bei der Liederauswahl bereits festgelegt: Andrea Bocellis „Time to say goodbye“ soll die Trauerfeier musikalisch begleiten – ebenso wie Peter Maffays „Weil es Dich gibt“ oder „So bist Du“. „Wir haben die Lieder rauf und runter gehört“, erzählt die 70-Jährige und kündigt an, den Sänger zur Trauerfeier einzuladen, René habe Maffays Songs regelrecht „vergöttert“.

Ein Pflegeheim war für Maria Weller nie eine Option

Eine große Rolle in seinem Leben hat auch der bekannte Motorradhersteller Harley Davidson gespielt, Renés Bettwäsche im Stil der Kultmarke soll deshalb seinen Sarg schmücken – ebenso wie seine originalen Boxhandschuhe, eine rote Rose und eine Deutschland-Fahne.

Maria Weller selbst möchte die Trauerrede halten, schließlich kennt sie ihren Mann am besten, seit 2013 sind die beiden verheiratet. Seit dem Beginn seiner Demenz-Erkrankung ist sie nicht von seiner Seite gewichen. Sie bemerkte damals als Erste, dass etwas nicht stimmte, ein Gehirn-CT brachte damals die traurige Gewissheit. René Wellers Nervenzellen starben im Laufe der vergangenen Jahre allmählich ab, heute ist er ein schwerer Pflegefall. Doch ein Pflegeheim war für Maria Weller nie eine Option, bis heute kümmert sie sich zuhause um ihren Ehemann.

Dass sie in dieser Ausnahmesituation trotz allem so viel Stärke ausstrahlt, daran habe auch der Palliativarzt Joshua Glassman einen großen Anteil. Er hilft der 70-Jährigen, wo er kann, lobt sie für ihre Pflege „erster Klasse“. Maria Weller sagt über ihn: „Ohne ihn würde ich das zuhause nicht schaffen, er unterstützt mich auch psychisch.“ Besonders jetzt in dieser Phase der Erkrankung, in der im Leben von René Weller jeder Tag der letzte sein könnte.