So sieht es aus, wenn in Münchingen gebohrt wird. Foto: privat

Mindestens einen Monat lang ruhen die Geothermie-Bohrungen in der Münchinger Ziegelei-Straße. Weil er auf Schluffstein gestoßen war, kann Bauunternehmer Manfred Eisinger vorerst nicht weiterbauen und hat eine Erlaubnis für neue Bohrpunkte beantragt. Das Landratsamt prüft das derzeit.

Korntal-Münchingen - Seit zwei Wochen ruhen die Bohrungen an der Ziegeleistraße in Münchingen. Dort, wo nach den Plänen des Stuttgarter Projektentwicklers Manfred Eisinger ein Geopark entstehen soll. 14 Häuser, beheizt durch Erdwärme, will Eisinger in der Sackgasse bauen lassen. Doch schon die erste Bohrung brachte einen vorläufigen Bohrstopp. In mehr als 50 Metern Tiefe ist die vom Projektentwickler beauftragte Bohrfirma auf Schluffstein, porösen Untergrund, gestoßen. Normalerweise werde die Erde in dieser Tiefe durch den dort herrschenden Druck zusammengehalten, so der Unternehmer. An der Bohrstelle habe sich jedoch Gestein gelöst und den Schacht verstopft. „Deswegen ist es an dieser Stelle nicht möglich, weiter zu arbeiten“, sagt Eisinger. Bis zu 84 Meter tief will er bohren lassen.

Deswegen hat der Projektentwickler zu Beginn dieser Woche im Landratsamt den Antrag gestellt, die geltende Bohrgenehmigung zu modifizieren. „Oft hat man wenige Meter weiter keine Probleme“, sagt er. Er hat deswegen eine Erlaubnis für alternative Standorte beantragt. Dort, wo es nicht möglich ist, in 84 Meter Tiefe hinunter zu kommen, will er zwei maximal 50 Meter tiefe Löcher bohren lassen.

„Dann wird es einfacher“

Carsten Scholz, Abteilungsleiter des Fachbereichs Umwelt im Landratsamt, bestätigt den Eingang von Eisingers Antrag. Er schätzt, dass die Behörde innerhalb der nächsten vier Wochen eine Entscheidung fällen wird. Die Prüfung stehe noch aus, betont er. Dennoch wagt Scholz schon jetzt eine Prognose. „Wenn die Bohrungen nicht mehr so tief gehen, wird es einfacher.“

Will heißen: dann sinke die Gefahr, auf für die Geothermie problematische Gesteinsschichten zu stoßen. Zudem: aufgrund früherer Bohrungen in Münchingen gehe man im Landratsamt davon aus, dass der Boden dort prinzipiell für Geothermie geeignet ist. „Soweit wir wissen, gibt es in Münchingen keine Anhydridschichten wie in Korntal.“ Scholz betont aber, dass er vor der Prüfung kein Urteil zu Eisingers Änderungsantrag abgeben könne.

Unklar ist, ob das Landratsamt die Anwohner beteiligt

Unklar ist derzeit auch, ob das Landratsamt die Anwohner der Ziegeleistraße beteiligen wird. Man werde noch entscheiden, ob man die Anlieger etwa über die Auflagen informiert, die sich möglicherweise aus Eisingers Antrag ergeben.

Walter Rapp, Sprecher der Anwohner, würde das begrüßen. „Das kann bedeuten, dass es in der Straße statt 14 Bohrlöchern 28 geben wird“, rechnet er zusammen. „Dann ist der Untergrund dort wie ein Sieb“, befürchtet er. „Ich erwarte vom Landratsamt schon Informationen.“ Rapp will schnell auf die Entscheidung der Behörde reagieren können. „Denn wenn der Bescheid kommt, könnte es ja schon am nächsten Tag weitergehen.“ Derzeit protestieren noch sechs Hausbesitzerparteien aus der Ziegeleistraße aktiv gegen die Bohrungen in ihrer Nachbarschaft und finanzieren einen Rechtsanwalt sowie geologische Stellungnahmen.

Ein Teil der Nachbarn finanziert den Widerstand nicht mehr

Auch die anderen Nachbarn hätten nach wie vor Angst um ihre Häuser, sagt Rapp. Sie hätten sich aber aus der Finanzierung des Widerstands zurückgezogen.

Nicht mehr zurückziehen kann und will sich der Projektentwickler Manfred Eisinger. „Die Häuser sind bereits verkauft“, sagt der Projektentwickler. Angaben dazu, wie sich die Bauverzögerung und mögliche Mehrkosten wegen der Doppelbohrungen auswirken, macht er jedoch nicht.