Der Hemminger Besuchsdienst kümmert sich darum, dass alte Menschen nicht einsam sind – auch an Weihnachten. Foto: dpa

Der Arbeitskreis Besuchsdienst besucht Senioren. Davon gibt es in der Gemeinde immer mehr, aber weniger Freiwillige – und die kommen selbst in die Jahre.

Hemmingen - Dass sich weniger junge Menschen ehrenamtlich engagieren als früher, das ist nicht neu. Viele Vereine bekommen das zu spüren – und haben Probleme, ihr Angebot aufrechtzuerhalten. Dem Arbeitskreis Besuchsdienst, einer Hemminger Initiative, geht es nicht anders. Ehrenamtliche besuchen dabei alte Menschen, der Startschuss ist der 80. Geburtstag.

„Viele sind allein“, sagt Dorothea Vorndran, die seit 25 Jahren mitmacht. „Freunde und Bekannte sind oft schon gestorben.“ Steht der 80. Geburtstag bevor, erhalten die Jubilare einen Brief, in dem sich der Besuchsdienst ankündigt. Wer nicht möchte, bekommt auch keinen Besuch. Aber die meisten älteren Menschen, sagt Vorndran, würden sich sehr freuen. Ziel der Initiative, die es seit 1974 gibt, ist es, wenigstens zum Geburtstag jedes Jahr vorbeizukommen. Viele der rund 70 Ehrenamtlichen sind aber öfter bei den Senioren. Vorndran etwa besucht „ihre“ neun Menschen auch an Weihnachten und Ostern. „Ich lade sie auch mal zur Kaffeetafel ein und gehe mal kurz bei ihnen vorbei.“

Offenes Ohr für die Anliegen der Senioren

Viele Menschen besuche sie schon seit Jahren. „Da haben sich tolle Kontakte ergeben, und viele gute Gespräche.“ Es ist immer dieselbe Person vom Arbeitskreis, die zu Besuch kommt. Für viele der Besuchten sei es wichtig, dass ihnen jemand zuhöre – egal, ob es um politische Themen geht oder Geschichten von früher. Wie oft die Ehrenamtlichen vorbeikommen, sei ganz unterschiedlich und ihnen überlassen, sagt Vorndran: „Eine Frau übernimmt zum Beispiel den Einkauf regelmäßig.“ Ein Muss ist das jedoch nicht.

Vorndran wäre schon froh, wenn sich mehr Freiwillige finden würden, um die Senioren wenigstens an ihren Geburtstagen zu besuchen. Der demografische Wandel stellt den Arbeitskreis vor Probleme: In diesem Jahr werden in Hemmingen 69 Menschen 80 Jahre alt. „So viele wie noch nie“, sagt Vorndran. Meist seien es pro Jahr zuletzt rund 45 Menschen gewesen. Insgesamt betreut der Arbeitskreis fast 400 Senioren, die meisten Freiwilligen besuchen mehrere Senioren.

Die Freiwilligen werden selbst betagter

Nachwuchs zu finden gestalte sich schwierig, sagt Vorndran. „Ich spreche öfter jüngere Menschen an, aber die meisten sagen, dass sie keine Zeit haben, weil sie arbeiten und Kinder haben.“ Die Mentalität habe sich geändert. „Als ich angefangen habe, war ich auch um die 40“, sagt Vorndran. So wie sie sind viele schon Jahrzehnte dabei, auch die Helfer werden älter. „Die meisten von uns sind zwischen 60 und 80“, sagt Vorndran – viele kommen damit selbst in das Alter, in dem der Besuchsdienst bei ihnen vorbeikommt. „Viele machen trotzdem weiter, andere hören auf.“ Deren Senioren muss dann jemand anderes übernehmen. Fast alle Helfer seien aber selbst schon am Limit. Vorndran hofft nun auf das nächste Treffen des Besuchsdienst am Dienstag. „Es wäre toll, wenn noch ein paar Freiwillige dazukämen.“