Erik Marquardt, Bundesvorsitzender der Grünen Jugend, hat eine außergewöhnliche Reise hinter sich Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Erik Marquardt ist Bundesvorsitzender der Grünen Jugend. Im Sommer war er zwei Wochen auf der Balkanroute mit Flüchtlingen unterwegs. Jetzt hat er davon erzählt.

Stuttgart - Nicht nur der Flüchtlingsstrom ist groß, auch das Interesse in der westlichen Bevölkerung an ihm ist es. Denn alleine war Erik Marquardt, Bundesvorsitzender der Grünen Jugend, nicht, als er Flüchtlinge auf ihrer Wanderung von Griechenland bis Deutschland begleitete: „Da herrscht links und rechts eine große Medienpräsenz.“ Über sein Fotoprojekt hat der 27-Jährige jetzt in der Geschäftsstelle des Kreisverbands der Grünen in Stuttgart gesprochen.

Schaulustig ist Marquardt aber nicht, ihm geht es darum, die Bevölkerung für die Nöte der Flüchtlinge zu sensibilisieren und gegen Pegida und Rechtspopulismus. „Es geht um die Deutungshoheit“, sagt er. Um diese kämpft er mit Bildern, die Schicksale von Flüchtlingen zeigen: Ein kleines Mädchen, das an Eisenbahngleisen steht, aber auch Skurriles, etwa glücklich lächelnde Menschen in heruntergekommenen Zeltstädten vor der ungarischen Grenze, die Selfies an ihre Familien schicken. Das Smartphone ist auf der Flucht der einzige Draht in die Heimat. Andere Bilder zeigen verdutzte Touristen und Flüchtlinge, als diese sie mit überfüllten Schlauchbooten aus der Türkei kommend auf der griechischen Insel Lesbos stranden. Von dort aus geht es für die Flüchtlinge über Mazedonien nach Serbien und seit dem Zaunbau in Ungarn immer häufiger über Kroatien und Slowenien nach Österreich – und schließlich weiter in mittel- und nordeuropäische Länder. Diese Strecke wird Balkanroute genannt.

Unterwegs in völlig überfüllten Zügen

Über zwei Wochen war Marquardt diesen Sommer in zwei Etappen entlang des Flüchtlingsstroms unterwegs, die Nähe zu den Flüchtlingen hat er unter schwierigen Bedingungen nicht gemieden. „In Mazedonien gab es in Zügen Abteile, die regulären Bahnreisenden vorbehalten waren – und solche für Flüchtlinge. Erstere waren komplett leer, Letztere schrecklich überfüllt“, erzählt Marquardt. Er hat Letztere für die Etappe gewählt.

Marquardt studiert Politik, Verwaltung und Soziologie in Berlin und hat die Reise auf eigene Faust unternommen, durch den Verkauf der Bilder an Zeitungen finanziert er sein Projekt teilweise. 15 Termine für den Vortrag stehen noch an, die vor allem bei Jugendverbänden der Grünen oder der SPD stattfinden.