Der Sicherheitsmann Andrej Dorban und sein Team zeigen schon am Eingang zum Wellarium Präsenz. Foto: Werner Kuhnle

In dem Steinheimer Freibad hatten junge Männer den Hausfrieden gestört. Das ist nun Vergangenheit. Kreisweit kam es zu vereinzelten Zwischenfällen, von Berliner Verhältnissen ist der Landkreis Ludwigsburg aber weit entfernt.

Katrin Schulze macht ihren Job nicht nur, sie mag ihn auch. Eigentlich. Es gab eine Phase im vergangenen Jahr, da brach die Betriebsleiterin des Steinheimer Wellariums mit Bauchschmerzen zur Arbeit auf. Sie und ihr Team mussten sich in dem Freibad mit männlichen Besuchergruppen herumschlagen, die „außer Rand und Band waren“, wie sie erzählt. Jugendliche und junge Erwachsen hätten sich aggressiv und unverschämt verhalten, auf Anweisungen gepfiffen. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Schulze. Sie schaltete den für das Bad zuständigen Gemeindeverwaltungsverband Steinheim-Murr ein. Man entschied, einen Sicherheitsdienst hinzuzuziehen. Die Lage hat sich seitdem beruhigt.

Jugendlicher soll Mädchen an den Po gefasst haben

Bundes- und landesweit lässt sich das nicht behaupten. In Berlin muss wegen krawalligen Besuchern beim Einlass der Ausweis präsentiert werden. In Stuttgart hat der Landtag das Thema ebenfalls auf die Tagesordnung genommen. Auch die Polizei-Datenbank in Ludwigsburg spuckt für den ganzen Landkreis etwa eine Handvoll Delikte seit dem Saisonstart aus. In Asperg soll beispielsweise Ende Juni ein 17-Jähriger ein Mädchen am Po angefasst haben, ein paar Tage später ist im selben Bad offenbar ein 15-Jähriger aus einer Gruppe von Teenagern heraus zusammengeschlagen worden. Im Vorjahr wurden beim Präsidium in Ludwigsburg aus den hiesigen Freibädern elf Körperverletzungen aktenkundig, dazu drei Beleidigungen, eine Bedrohung und ein Fall von sexuellem Missbrauch. Unter Letzteres fällt zum Beispiel, wenn ein Kind absichtlich berührt oder am Gesäß gestreichelt wird.

Die Fallzahlen seien aber alles in allem „nicht besonders auffällig“, resümiert Polizeisprecher Steffen Grabenstein. Man müsse allerdings bedenken, dass in solchen Statistiken immer nur das Hellfeld auftauche, also jene Fälle, bei denen es tatsächlich zu Straftaten kam und diese auch angezeigt wurden. Das Dunkelfeld dürfte, wie in vielen Bereichen, deutlich höher liegen.

Unter dem Strich ist man rund um Ludwigsburg gleichwohl weit von Verhältnissen wie in den Großstädten entfernt. Man könne im Hohenecker Freibad keinen Trend der Gäste zu aggressivem oder übergriffigem Verhalten erkennen, berichtet etwa Astrid Schulte, Pressesprecherin der zuständigen Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim: „Aus diesem Grund haben wir bis dato keine Security benötigt beziehungsweise beauftragt.“ Wenn sich ganz vereinzelt Besucher „nicht regelkonform verhalten, sprechen wir auch mal ein Hausverbot aus. In gravierenden Fällen rufen wir die Polizei hinzu“, erläutert Schulte.

Die Stimmung schlägt schnell um

Uneinsichtigen Gästen zeigt man auch im Badepark Ellental in Bietigheim-Bissingen die Rote Karte, berichtet Thilo Dittmann, Abteilungsleiter Bäder und Eishallen bei den verantwortlichen Stadtwerken Bietigheim-Bissingen. Darüber hinaus setze man an besucherstarken Tagen einen Sicherheitsdienst ein. Die Mitarbeiter der Security entlasteten die Schwimmmeister und könnten sich um „Problemfälle“ kümmern, „um diese mitunter auch der Polizei zu übergeben, wenn die Personalien für Hausverbote benötigt werden“. Insgesamt habe man bei Weitem nicht so große Probleme wie beispielsweise offenbar die Kollegen aus Berlin. Man stelle aber fest, dass „bei Verstößen zur Badeordnung, die angemahnt werden, schnell eine aggressive Stimmung ins Gespräch kommt“, erklärt Dittmann.

Für Ausweiskontrollen sehe er „momentan noch keine Notwendigkeit“. Grundsätzlich helfe eine solche Überprüfung der Personalien jedoch der Polizei, „wenn Gäste nach Verstößen unerkannt flüchten, um diese über Zeugen und Bilder leichter zu finden“.

Dumme Gedanken im Keim ersticken

Effektiv scheint es aber auch zu sein, wenn sich schwarz gekleidete, durchtrainierte Mitarbeiter einer Security-Firma schon beim Einlass blicken lassen – wie das im Wellarium bei starkem Andrang immer wieder geschieht. Damit solle möglichen Unruhestiftern signalisiert werden, dass sie in dem Freibad gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen brauchen, erläutert Andrej Dorban, Chef von VS Sicherheitsdienst aus Kirchheim am Neckar.

Schlechtes Benehmen kann Zutritt in Club verbauen

Sein Team kontrolliert an Tagen mit hohem Besucheraufkommen, ob sich alle Gäste des Freibads in Steinheim an die Spielregeln halten. „Das A und O bei dem Job ist Präsenz zu zeigen“, betont Dorban. Seine Mitarbeiter machten zudem körperlich etwas her, was ihnen Respekt verschaffe. Die Mannschaft habe ein Gespür dafür, wenn Ärger in der Luft liege, stoße auch dazu, wenn ein Bad-Mitarbeiter einen Gast zurechtweise – um der Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Probleme mit Besuchern löse man in der Regel im Gespräch. „Man kann verbal 98 Prozent klären“, sagt Dorban. Ein großes Plus sei auch, dass man als Security quasi das Monopol im Ludwigsburger Nachtleben habe. Denn zwischen den Besuchergruppen gebe es Überschneidungen. „Die kennen uns fast alle und wissen, wenn sie es hier im Freibad verbocken, kommen sie am Wochenende in den Club nicht rein“, erklärt der 38-Jährige.

Strategie gegen Gruppen mit schlechtem Benehmen

Beobachtung
In Steinheim schlugen vor dem Einsatz einer Security vor allem Gruppen junger Männer über die Stränge. Das Problem besteht nun nicht mehr, betont Betriebsleiterin Katrin Schulze. Aber wie ist das gelungen? Die Strategie sehe so aus, dass sich seine Mitarbeiter auf solche Gruppen mit schlechtem Benehmen fokussierten, erklärt Sicherheitschef Andrej Dorban. Wenn sich die betreffenden Personen beobachtet fühlten und sie im Hinterkopf hätten, dass sie bei einem Fehlverhalten rausfliegen, würden sie sich auch weniger herausnehmen – oder in Zukunft gar nicht erst kommen.

Übergriffig
Während in Steinheim nun Ruhe herrscht, machten andere Bäder in der Region zuletzt durch aggressive und übergriffige Badegäste Schlagzeilen. Im Inselbad in Untertürkheim gab es zum Beispiel mehrere Fälle sexueller Belästigung, in Leonberg wurde offenbar Badepersonal bedroht.