Für das Jahr 2016 werden rund 200.000 Flüchtlinge in Baden-Württemberg erwartet. Foto: dpa

Einer Hochrechnung zufolge werden in diesem Jahr mehr als 200.000 Flüchtlinge in Baden-Württemberg erwartet. Allein in der ersten Januar-Woche waren rund 5000 Flüchtlinge in den Südwesten gekommen.

Stuttgart - Ungeachtet der Debatten um Obergrenzen und Grenzschließungen hält der Zustrom von Flüchtlingen nach Baden-Württemberg unverändert stark an. Nach einem Bericht unserer Zeitung könnten es in diesem Jahr über 200.000 Flüchtlinge werden, die im Südwesten einen Asylantrag stellen. Zu diesem Ergebnis kamen die kommunalen Spitzenverbände aus Gemeindetag, Städtetag und Landkreistag in einer Sitzung mit dem Lenkungsausschuss „Flüchtlinge“ der Landesregierung. „Die Zugangszahlen aus den ersten drei Wochen dieses neuen Jahres lassen das erwarten“, sagte Gemeindetags-Präsident Roger Kehle dem Blatt. Demnach seien allein in der ersten Januar-Woche rund 5000 Flüchtlinge gekommen. „Alle Experten prophezeien, dass die Flüchtlingswelle noch deutlich zunehmen wird, wenn das Mittelmeer nicht mehr so rau ist und die Temperaturen wieder steigen“, so Kehle. Sollte der Zustrom an Fremden in den nächsten Monaten tatsächlich so zunehmen, sei das kaum noch zu managen: „Das übersteigt alles, was wir uns alle bisher vorstellen konnten.“

Die Vertreter der kommunalen Seite und des Landes hatten fünf Stunden getagt, um die aktuelle Lage und weitere Entwicklung zu analysieren. „Alle waren sich einig, dass eine solche Masse an Flüchtlingen kaum zu bewältigen ist. Wo sollten wir die Menschen auch alle unterbringen, sie versorgen, ganz zu schweigen von der Integration“, sagte Kehle den Stuttgarter Nachrichten. Man habe sich zu einem weiteren Treffen am 1. März vereinbart. Bis dahin wolle Grün-Rot die Daten aus der Hochrechnung der kommunalen Verbände nochmals prüfen. Darin war unter anderem die Einrichtung weiterer Kinderbetreuungseinrichtungen, der Bau von Schulräumen, massive Investitionen im sozialen Wohnungsbau und ein großes finanzielles Engagement für Themen wie Sprachkurse und Schulsozialarbeit gefordert worden. „Eines ist klar: Diese Kosten können nicht alle an uns hängen bleiben“, sagte Kehle. Eine Lösung der Problematik sei derzeit aber nicht in Sicht: „Ich habe nach unserer Marathon-Sitzung das Gefühl, dass Grün-Rot derzeit noch kein Konzept hat, wie die Problematik gelöst werden soll.“ Kehle forderte Grün-Rot auf, noch vor der Landtagswahl grundsätzliche Entscheidungen zu treffen: „Man darf die Dinge jetzt nicht noch viele Wochen und Monate prüfen, jetzt muss entschieden werden. Denn die Flüchtlinge sind da, und es werden mehr.“

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