Die Arbeitsagentur zeichnet das Hotel Seminaris für sein Engagement im Bereich der Ausbildung aus. Der Betrieb stellt Lehrlingen beispielsweise Paten zur Seite und begleitet sie bei Wettbewerben.
Bad Boll - Die Zeiten, in denen viele Jugendliche sich wünschten, später als Restaurant- oder Hotelfachleute zu arbeiten, sind lange vorbei. Es hat sich herumgesprochen, dass Berufe in der Gastronomie oft schlecht bezahlt und die Arbeitszeiten lang sind. Doch trotz ihres schlechten Rufs gibt es in der Branche offenbar auch Vorbilder. Die Arbeitsagentur hat jetzt ausgerechnet ein Hotel zum Träger des Ausbildungszertifikats im Bereich der Geschäftsstelle Göppingen gewählt. Damit wird einmal im Jahr ein Betrieb ausgezeichnet, der sich besonders für seine Lehrlinge einsetzt.
Viele erste Plätze bei Wettbewerben
Das Hotel Seminaris in Bad Boll zeichne sich seit Jahren durch sein Engagement im Bereich der Ausbildung aus, lobte Bettina Münz, die stellvertretende Leiterin der Arbeitsagentur, am Montag bei der Verleihung des Zertifikats in dem Hotel. Der Betrieb beschäftige seit Jahren konstant rund zwölf Lehrlinge in den Bereichen Hotel- und Restaurantfachleute sowie Köche. Er unterstütze diese auch bei Weiterbildungen und Wettbewerben und gebe nicht nur Topp-Bewerbern eine Chance, sondern biete auch Einstiegsqualifizierungen an.
„Das ist eine Auszeichnung, die eigentlich jeder einzelne bei uns im Betrieb seit Jahren verdient“, sagte der Hoteldirektor Andreas Brucker. Denn im Seminaris setze man vor allem auf Teamarbeit, um den Jugendlichen eine gute Ausbildung zu ermöglichen. So steht jedem Lehrling neben den eigentlichen Ausbildern in den verschiedenen Fachbereichen auch jeweils ein Pate zur Seite, der bei Fragen oder Problemen als Ansprechpartner dient. Außerdem unterstützen der Restaurantleiter Karsten Zoufal und die stellvertretende Rezeptionschefin Verena Blickle Jugendliche, die Lust haben, an Wettbewerben teilzunehmen. Sie üben mit ihnen und geben ihnen Tipps – aus Sicht von Brucker ist das mit ein Grund dafür, dass die Nachwuchskräfte aus dem Seminaris seit Jahren immer wieder erste Plätze einheimsen. „Und natürlich hilft die Wettbewerbserfahrung später auch bei den Prüfungen oder dabei, wenn es darum geht, einen guten Arbeitsplatz zu finden“, sagte Blickle.
Viele starten von Boll aus in die weite Welt
Von den 70 bis 80 Jugendlichen, die in den vergangenen 20 Jahren eine Ausbildung gemacht hätten, seien einige immer noch im Seminaris tätig, erzählte Brucker. Das beste Beispiel sei seine Stellvertreterin Angela Bihl. Viele der jungen Leute ziehe es aber auch hinaus in die Welt, denn gerade für Menschen, die Lust hätten, fremde Länder kennenzulernen, sei die Gastronomie eine gute Chance. So seien ehemalige Lehrlinge heute in Führungspositionen in Ländern wie Australien, Thailand, der Schweiz, Irland und England tätig.
Einen Aspekt, der vielen Lehrlingen am Herzen liegen dürfte, erwähnte Brucker erst auf Nachfrage: „Das wir bei der Arbeitszeit die 39-Stunden-Woche einhalten, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“ Seine Lehrlinge bestätigten das mit einem Lächeln und Kopfnicken.
Woche der Ausbildung
Seminaris:
Das Hotel mit 161 Zimmern, 16 Tagungsräumen und drei Restaurants ist das größte im Kreis Göppingen. Es wurde 1994 gegründet und gehört zur Seminaris-Hotel-Kette mit acht Tagungshotels in Deutschland.
Fachkräftemangel:
Der Ausbildungsmarkt hat sich gewandelt. Während es früher zu wenig Ausbildungsplätze gab, sind inzwischen mehr Stellen als Bewerber vorhanden. Denn viele junge Leute ziehen ein Studium einer Ausbildung vor. Das Arbeitsamt will deshalb mit einer Woche der Ausbildung auf die Bedeutung der Fachkräfte von morgen aufmerksam machen. Im Bezirk der Arbeitsagentur, der sich über die Kreise Göppingen und Esslingen erstreckt, werden in dieser Zeit sechs Ausbildungszertifikate an engagierte Betriebe verliehen. Welche weiteren Betriebe Auszeichnungen erhalten, gibt die Agentur noch bekannt.