Für Motorsägen ist Stihl weltweit bekannt. Nun will Vorstandschef Bertram Kandziora auch das Geschäftmit Akku-Geräten voranbringen. Foto: ANDREAS STIHL AG & Co. KG

Stihl, der Hersteller von Motorsägen, plant eine neue Einstiegslinie von Akku-Geräten, die in Deutschland entwickelt und in China gefertigt werden sollen. Der neue Partner Global Tools soll dabei unterstützen.

Stuttgart - Stihl will sein Geschäft mit Akku-Geräten deutlich ausbauen und hat deshalb eine „substanzielle Minderheitsbeteiligung“ an einem chinesischen Unternehmen erworben. Wie hoch der Anteil ist, den der Waiblinger Hersteller von Motorsägen erworben hat, wollte ein Stihl-Sprecher im Gespräch mit dieser Zeitung nicht sagen. Unklar ist auch, ob eine Option auf eine Erhöhung des Anteils besteht. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte der Sprecher lediglich.

„Mit der Beteiligung an Globe Tools bauen wir unsere Strategie auf dem Wachstumsmarkt Akku konsequent aus“, wird Stihl-Chef Bertram Kandziora in einer Mitteilung zitiert. „Wir freuen uns, dass wir mit Stihl künftig einen starken und verlässlichen Partner an unserer Seite haben. Die Beteiligung ist ein Meilenstein auf unserem Wachstumskurs“, kommentiert Yin Chen, der geschäftsführende Eigentümer von Global Tools. Stihl wird seine Interessen im Board, vergleichbar dem deutschen Aufsichtsrat, vertreten. Der Einstieg bei Globe Tools muss noch von den Kartellbehörden mehrerer Länder genehmigt werden.

Bei gerade fünf Prozent liegt der Akku-Anteil

Das Waiblinger Familienunternehmen erhofft sich von der Beteiligung den deutlichen Ausbau des Geschäfts mit Akkugeräten. Fünf Prozent des Konzernumsatzes von 3,25 Milliarden Euro setzt der Hersteller von Motorsägen derzeit mit Akku-Geräten in der Forst- und Landwirtschaft sowie Landschaftspflege und Hobbygärtnern um. Es sei zwar ein kleines Geschäft, das sich aber gut entwickele, hat der Stihl-Chef vor kurzem gesagt. Die Waiblinger würden etwa Akkus und Motoren zukaufen, auch weil die Stückzahlen bis jetzt sehr klein seien. Welches Umsatzziel Stihl im Akku-Geschäft verfolgt, war nicht zu erfahren. Klarer ist die Strategie der Waiblinger. Derzeit bietet Stihl zwei unterschiedliche Linien von Akku-Geräten an, die bei der Tochter Viking in Österreich gefertigt werden. Eine dieser Linien ist im Einstiegssegment positioniert. Künftig will sich Stihl gerade in diesem Bereich breiter aufstellen, deshalb soll dort eine weitere Linie hinzukommen. Hintergrund ist, dass sich vor allem Privatleute für Akku-Geräte entscheiden. Die künftigen Produkte, die vom Preis unterhalb des bisherigen Angebots angesiedelt würden, sollen in dem vor kurzem erweiterten Forschungszentrum am Stammsitz Waiblingen entwickelt und dann bei der Globe Tools im chinesischen Changzhou gefertigt werden. Dabei werde Stihl von den deutlich günstigeren Produktionskosten von Globe Tools in China profitieren. Auch beim Einkauf der Komponenten erhofft sich Stihl Vorteile.

Stihl ist schon lange in China

Verkauft werden die Geräte unter der Marke Stihl über den weltweiten Fachhandel. Kandziora: „Mit unserer Beteiligung können wir für die Kunden unserer Fachhändler das Stihl Akku-Produktspektrum im Einstiegssegment zügig erweitern und hochwertige Produkte in Stihl-Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten.“ Weitere Informationen über die Pläne kündigte Stihl für den Herbst an.

Dass Stihl in China fertigt, ist kein Novum. Rund zehn Jahre ist es her, dass das Familienunternehmen in Qingdao, 600 Kilometer nördlich von Shanghai, ein Fabrik eröffnet hat. Dort arbeiten mittlerweile 700 Mitarbeiter, die benzinbetriebene Geräte im Einstiegssegment für den Weltmarkt herstellen. Darüber hinaus hat Stihl in China auch eine Vertriebsgesellschaft.

Der neue Partner Globe Tools ist ein Familienunternehmen, Eigentümer und Geschäftsführer ist Yin Chen. Globe Tools hat im vergangenen Jahr mit rund 4000 Mitarbeitern 325 Millionen Dollar (290 Millionen Euro) umgesetzt. Entwicklung und Produktion befinden sich überwiegend in Changzhou, im Osten Chinas. Marketing und Vertrieb der Geräte, die unter der Marke Greenworks angeboten werden, befinden sich in Hongkong, in den USA, in Kanada, Moskau und in Köln.

Globe Tools hat nun Geld für den Wachstumskurs

Globe Tools verfügt nach Angaben von Stihl über eine hohe Fertigungstiefe und produziert pro Jahr etwa acht Millionen Akku- und Elektroprodukte. Die Chinesen wollen von den jahrzehntelangen Erfahrungen von Stihl profitieren; mit den nun fließenden finanziellen Mitteln, deren Höhe nicht beziffert wurde, will Globe Tools „den dynamischen Wachstumskurs fortsetzen“, heißt es in der Stihl-Mitteilung.

Das 1926 gegründete Familienunternehmen hat im vergangenen Jahr mit weltweit mehr als 14 000 Mitarbeitern erstmals die Umsatzmarke von drei Milliarden Euro überschritten. 3,25 Milliarden Euro setzte das weltweit führende Unternehmen bei benzingetriebenen Geräten im vergangenen Jahr um. Gut 90 Prozent der Erlöse hat Stihl im Ausland erzielt. Wachstumstreiber ist derzeit Nordamerika.