Renata Kainz, hier mit Tochter und Sohn, vermittelte Unterkünfte an Olga Kovalenko mit ihren beiden Kindern und an Familie Kozar (von links). Foto: /Frederic Feicht

Nach 35 Stunden an der ukrainischen Grenze gelang Olga Kovalenko die Flucht. Durch drei Länder reiste sie mit ihren beiden Kindern bis nach Esslingen, wo sie im Hotel Habitat eine erste Bleibe fand. Wir haben mit der jungen Frau aus Odessa gesprochen.

Es hat etwas Unwirkliches, an einem frühlingshaften Abend mit zwei vor dem Krieg geflüchteten Familien aus der Ukraine auf einem Spielplatz zu sprechen. Die Kinder turnen auf einem Karussell herum und lachen. Vermutlich ahnt kein Passant, dass dieses Lachen von Kindern stammt, die kürzlich ihre Heimat hinter sich lassen mussten. Man erwartet eine ernste, vielleicht gefasstere Stimmung. „Für die Kleinen ist das alles wie ein Abenteuer. Die verstehen nicht, was gerade passiert“, sagt Olga Kovalenko. Sie kam erst vor wenigen Tagen mit ihren zwei Kindern im Esslinger Hotel Habitat an. Ihre Heimatstadt Odessa wappnet sich unterdessen für den erwarteten russischen Angriff. 35 Stunden habe sie an der Grenze nach Moldawien ausharren müssen, da scheinbar endlose Panzerkolonnen zuerst passieren durften. Jetzt, wenige Tage später, sieht sie ihren beiden Kindern auf einem Göppinger Spielplatz beim Toben zu. Zu sechst seien sie, mit einer Freundin und deren beiden Kindern, mit dem Auto geflüchtet: Von der Ukraine über Moldawien, Rumänien und Österreich nach Deutschland. Ihre Mutter habe sie nicht mitnehmen können, berichtet Olga Kovalenko. Diese habe auch in der Heimat bleiben wollen, weil sie ihren Mann nicht zurücklassen wollte, der einberufen wurde. Alle paar Stunden telefoniere sie zurzeit mit der Mutter, die derzeit ihr Nachtquartier im Keller aufgeschlagen habe.