Duo Ofaschlupfer beim Schwäbisch-Stammtisch im Zeppelinstüble Foto: Leif Piechowski

Der Stammtisch zur Schwäbisch-Serie entwickelt sich mehr und mehr zu einer Wundertüte des Dialekts: Beim fünften „Auf gut Schwäbisch“-Abend der Stuttgarter Nachrichten begegneten sich Dialektfreunde unterschiedlichster Couleur.

Stuttgart - Schwäbische Welten prallen aufeinander: Ofaschlupfer und Schwoißfuaß. Hier schwäbische Unterhaltungs-, da schwäbische Rockmusik. Was heißt prallen, sie begegnen und vertragen sich. Abgesehen vom ersten Händedruck: Der fällt so heftig aus, dass Ober-Schwoißfuaß Alex Köberlein schmerz- und scherzhaft das Gesicht verzieht und Michael Minder, den Mann mit dem festen Händedruck, wissen lässt: „I han’ Musikerhänd’.“

Die hat Minder auch. Er spielt Akkordeon und Bass und bildet zusammen mit Reiner Zündel das preisgekrönte Gute-Laune-Duo Ofaschlupfer. An diesem Abend heben sie die Laune der Besucher des 5. „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisches im Zeppelinstüble des Stuttgarter Hotels Steigenberger Graf Zeppelin. Doch eigentlich müssen sie das gar nicht, denn die Laune der Stammtischbesucher ist bestens; viele kennen sich via Zeitung aus der täglichen Dialektkolumne; groß ist die Freude über das Wiedersehen oder das erste Treffen mit namentlich bekannten „Auf gut Schwäbisch“-Autoren: Ach Sie send . . . Ihr’n Nama hane schon in dr Zeitong g’leasa!“

So groß das Spektrum bei „Auf gut Schwäbisch“-Themen, so groß die Bandbreite der Dialektsprecher am Donnerstagabend. Musikerlegende Alex Köberlein hat mit dem, was landläufig unter schwäbischer Gemütlichkeit verstanden wird, nichts am Hut. Als er zusammen mit seinem Zwillingsbruder Georg und anderen 1978 zuerst die Band Grachmusikoff und ein Jahr später Schwoißfuaß gründete, schwang darin viel Protest mit. Köberlein sang – und singt – schwäbisch, weil er im Dialekt „drhoim isch“. Alles Gekünstelte lehnt er ab, auch das verbogene Honoratiorenschwäbisch. Bei Sprüchen wie „Wir im Süda!“ dreht’s ihm den Magen um. „Des muss ,Mir em Süda hoißa!‘“, sagt er im Gespräch mit Moderator Tom Hörner. Köberlein ist inzwischen 62 und hat einige Operationen hinter sich. Doch seine Augen sind jung; sie blitzen.

Von Köberleins „schwäbischer Konsequenz“ ist nicht nur Wolfgang Seljé beeindruckt. Der Filderstädter Sänger, Entertainer und Schwabe von Welt lässt sich spontan zu einem Auftritt überreden: „Schengat Se mir Zeit“ singt er im Zeppelinstüble zur Melodie des Sinatra-Klassikers „Strangers In The Night“), die von seinem Handy kommt.

Die Ofaschlupfer, benannt nach einem schwäbische Resteessen, sind wiederum in einer anderen Welt zu Hause: Sie kommen aus der Fasnets-Hochburg Oberndorf-Bochingen, und davon ist auch ihre Musik geprägt, die sie seit fast 30 Jahren pflegen. Leben können sie von ihrem Hobby nicht – Minder arbeitet bei einer Bank; Zündel ist Abteilungsleiter bei einem Sägenhersteller. Seit sie beim ARD/SWR-Wettbewerb „Der närrische Ohrwurm“ in diesem Jahr den ersten Preis belegten, macht’s noch mehr Spaß. Im Zeppelinstüble springt der Funke sofort über; die Besucher gehen mit, und die Ofaschlupfer sind ihrerseits begeistert vom Publikum. „Die wollen ja alle selbst etwas beitragen“, staunt Minder.

Und ob sie das wollen. Inge Stoll aus Stuttgart, die in Begleitung von Familienangehörigen des „Rundfunk-Fritzle“ Erich Hermann (1911–1984) an dessen feinsinnigen Humor erinnert. Oder Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd und Rolf Schippert aus Oberschlechtbach – ein weiteres schwäbisches Original – mit ihren Gesangseinlagen. Auf eine spezielle und schöne Weise passt das alles zusammen. Nein, Pseudo-Schwäbisch bekommt Köberlein an diesem Abend nicht zu hören.

Der nächste Schwäbisch-Stammtisch findet am Donnerstag, dem 18. September, um 19 Uhr wiederum im Zeppelinstüble statt. Der Eintritt ist frei, und der Kreis steht allen Leserinnen und Lesern offen. Aufgrund der begrenzten Platzzahl ist allerdings eine Anmeldung erforderlich: land@stn.zgs.de