Der Schwäbisch-Synchronisations-Künstler Dodokay im Gespräch Foto: Leif Piechowski

Zweiter „Auf gut Schwäbisch“ - Stammtisch im Stuttgarter Zeppelin-Stüble: Ein Abend mit 40 Leserinnen und Lesern, der eines eindrucksvoll belegte: dass Schwäbisch Freude und Freunde macht.

Stuttgart - Was kann man mit Zeitungen nicht alles machen. Natürlich sie lesen. Aber auch Salat einwickeln oder Fisch. Oder Schiffchen basteln oder Hüte. Weniger bekannt ist, dass sich das bedruckte Papier auch für die Beschallung eignet.

Als am Donnerstagabend gegen 21 Uhr die ersten Exemplare der frisch gedruckten Freitagsausgabe ins Zeppelin-Stüble des Hotels Steigenberger Graf Zeppelin geliefert werden, ist das für Liedermacher Dieter Huthmacher das Signal, seinen „ZeitungsRap“ anzustimmen. Kurz darauf halten die 40 Leserinnen und Leser im vollbesetzten Stüble jeweils ein Exemplar in den Händen.

Auf Huthmachers Kommando falten sie die Zeitung im Takt schwungvoll zusammen und wieder auseinander. Das Ergebnis ist verblüffend: rhythmisches Rauschen. So heftig, dass Moderator Tom Hörner befürchtet, „die Buchstaben könnten aus der Zeitung fallen“. Dazu rappt Huthmacher: „Was dät i, wenn i morgens mei Zeitung net hätt’.“

Es ist der Abschluss eines dreistündigen, fröhlich-leichten Stammtischabends, den der 66-jährige Liedermacher, Kabarettist Maler und Grafiker aus Pforzheim mit Witz und Musik umrahmt. Dazu kommt Dominik Kuhn, besser bekannt als Dodokay (sprich: Dodokäi). Er ist der Senkrechtstarter in der Mundartszene und weit darüber hinaus. Im März wird der 44-jährige Reutlinger, der aller Welt – zum Beispiel US-Präsident Obama – schwäbische Dialoge unterschiebt, in der Stuttgarter Porsche-Arena auftreten. An diesem Abend plaudert das Multitalent in kleiner Runde über seine Synchronisationskunst und seine Leidenschaft fürs Filmemachen. 2015, so erfährt die Stammtisch-Runde, wird er einen eigenen Film drehen, eine Komödie. Wie gut sich der gelernte Regisseur auf bewegte Bilder versteht, zeigt seine DVD „Die Welt auf Schwäbisch“. Während Kuhn über sein filmisches Handwerk spricht, laufen einige seiner berühmten Clips. Zu sehen ist ein Ureinwohner vom anderen Ende der Erde – Kuhn macht aus ihm den Vorsitzenden des FKK-Vereins Kirchentellinsfurt. Liebevoll, ohne verletzend zu sein. Den Faktor Schadenfreude braucht er nicht. Kuhns geniale Kontraste – die große weite Welt unterlegt mit Reutlinger Schwäbisch – wirken aus sich heraus.

Der Dritte im Bunde, der den Abend zu etwas Besonderem macht, ist „Auf gut Schwäbisch“-Zeichner Peter Ruge. Seine Ausstellung „Strand-Gut – genähte Cartoons“ ist aktuell in der Galerie auf Zeit in der Gablenberger Hauptstraße 25 A in Stuttgart zu sehen. An diesem Abend zeichnet Ruge live, wie er sich die Entstehung der Stammtisch-Tradition vorstellt – unterbrochen nur von Leserin Irmgard Abt. Sie hat ein Geschenk mitgebracht – ein großes Stammtisch-Schild aus Holz, das künftige Runden zieren wird.

Apropos: Der nächste Stammtisch findet voraussichtlich im Februar statt. Wir werden in unserer Zeitung rechtzeitig darauf hinweisen. Auch dafür eignet sich das bedruckte Papier . . .

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