Muggabatschr in Aktion: die schwäbische Cover-Band um Buddy Bosch (links) bei ihrem Auftritt im Zeppelinstüble des Hotels Steigenberger Graf Zeppelin in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch ist wie eine Wundertüte – er steckt voller schöner Überraschungen. So auch die 24. Ausgabe im Stuttgarter Zeppelinstüble mit Äffle & Pferdle und der „schlagkräftigsten Schwaben-Band im Land“.

Stuttgart - Die Geschichte des Muggabatschrs muss neu geschrieben werden. Jahrzehntelang verstand der Schwabe unter Muggabatschr ein primitives Schlaginstrument zur Muggenjagd, der Nichtschwabe hingegen verstand darunter nur Bahnhof. Woher sollte er auch wissen, dass es sich beim Muggabatschr um eine simple Fliegenklatsche handelte.

Neuerdings erfährt der Muggabatschr eine fulminante Aufwertung. Großen Anteil daran hat der schwäbische Alleskönner Andreas Sauer alias Buddy Bosch. Der Bankangestellte aus Esslingen, bekannt auch als Mitglied der „Kehrwoch-Mafia“ und der „Schwoba-Komede“, hat vor einem Jahr die Band „Muggabatschr“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, „den schwäbischen Rock und Blues am Leben zu erhalten“.

„Muggabatschr“ deshalb, weil darin auch der Ausdruck „Mucke“ steckt – ein anderer Ausdruck für Musik. Und darauf verstehen sich die fünf Muggabatschr, Buddy Bosch (Gesang und Gitarre), Holger Blösch (Gitarre), Stefan Weidner (Keyborards), Oliver Brandl (Schlagzeug) und Hardy Fritsch (Bass) ausgezeichnet. Ihre detailverliebte Interpretation schwäbischer Klassiker von Wolle Kriwanek („Gugug I han a Ufo gsähe“) Schwoißfuß („Rastamann“) und Hank Häberle jr. („Schwobahymne“) wummern am Donnerstagabend durch das voll besetzte Zeppelinstüble des Hotels Steigenberger Graf Zeppelin und versetzen die Stammtischrunde in Begeisterung. Es wird geklatscht und gebatscht. Für Moderator Tom Hörner steht fest: „Muggabatschr sind die schlagkräftigste Schwaben-Band!“ Am 24. März ist die Kombo übrigens in Strassdorf zu sehen und zu hören.

„Muggabatschr“ gibt’s auch als Gebäck

„Muggabatschr“ werden an diesem beschwingten Abend auch noch in anderer, ebenfalls sehr bekömmlicher Form gereicht: Irmgard Abt, „Auf-gut-Schwäbisch“-Autorin der ersten Stunde, hat passend zum Programm „Muggabatschr“-Ausstecherle gebacken, die sie unter großem Hallo verteilt. Die Band zaubert daraufhin eigens etikettierte „Muggabtschr“-Schnäpsle aus dem Hut. Der „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch – wie immer eine große Wundertüte.

Aus dieser kommen an diesem Abend auch die berühmten Pferdle & Äffle zum Vorschein. Heiko Volz und Volker Lang, die den beiden Kultfiguren ihre markanten Stimmen verleihen, geben den Muggabatschrn noch mehr Schlagkraft. Bei der StuttgartNacht im Oktober haben sie im Innenstadtbüro unserer Zeitung gemeinsam die Weltpremiere des neu arrangierten Hafer-und-Bananen-Blues zelebriert, der anschließend in der SWR-Hitparade Platz acht (von 1000) belegte und vor 9000 Fans in der Schleyerhalle angestimmt wurde. Jetzt stehen sie wieder zusammen auf der Bühne und singen aus voller Kehle, „dass mein Bruder eine Freude haben würde“, wie Volker Lang auf Nachfrage sagt. Sein Bruder Armin, Miterfinder und Produzent von 1500 Äffle-&-Pferdle-Folgen ist 1996 verstorben. Die Figuren jedoch sind lebendiger denn je und nach längerer Sendepause wieder ins SWR-Fernsehen zurückgekehrt – dank der Hartnäckigkeit von Volz und Lang, die vor Dialektbegeisterung sprühen, auch hier im Zeppelinstüble. Nach vollbrachtem Hafer-und-Bananen-Blues fallen sie sich wie Vater und Sohn in die Arme. Der Stammtisch feiert ihren Auftritt.

Die Stuttgart-Hymne kommt im Sommer

Schwäbisch zieht – diese Erfahrung machen Volz, Lang und Buddy Bosch bei vielen Gelegenheiten. Deshalb sind auch weitere Projekte in Vorbereitung – gedacht ist beispielsweise an einen neuen Äffle-&-Pferdle-Song. Buddy Bosch seinerseits beschäftigt sich mit dem Thema Stuttgart-Hymne, das durch einen Bericht unserer Zeitung die Runde in der Mundart-Szene macht. „Kaum ein Thema wird so oft besungen wie die Liebe“, schrieb Stuttgart-Kolumnist Uwe Bogen. „Doch wo bleibt die Liebe zu Stuttgart? Im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen ist unsere Stadt harmonisch unterversorgt.“ Seitdem gehen in der Redaktion zahlreiche Vorschläge ein. Zu den Absendern gehören auch „Muggabtaschr“. Ihr Stuttgart-Song soll im Sommer erscheinen. Der Erlös der CD wird an Straßenkinder in Stuttgart fließen. Auf gut Schwäbisch heißt in diesem Fall: Schwäbisch bewirkt Gutes.

Das gilt auch für Leser Siegfried Binder der regelmäßig in Altenheime geht und mit den Bewohnern schwäbische Lieder singt. Zum Ausklang des Stammtisches greift er zur Klampfe und gibt den Einsatz für „Muss i denn zum Städtele hinaus“. Gemeinsam wird gesungen. Später ziehen viele fröhliche Gesichter zum Zeppelinstüble hinaus.