Heiko Volz (Äffle) und Volker Lang (Pferdle, rechts) bei der Premiere im StN/StZ-Stadtbüro Foto: Lichtgut/Rettig

Starke Frauen, schwäbische Helden, stadtgeschichtliche Aufklärung: Das Programm im Stadtbüro von StN und StZ mit einer „Weltpremiere“ von Äffle und Pferdle hat bei der 16. Stuttgartnacht für einen gewaltigen Ansturm gesorgt.

Stuttgart - Der SWR schickte ein Kamerateam der „Landesschau“, auch Stuggi.tv drehte eifrig mit. Der Ort, an dem sonst Journalisten der StN und StZ schreiben und recherchieren, mitten drin in der City, hat in dieser Nacht selbst das Medieninteresse geweckt.

Wenn ein Mann, der älter ist als Mick Jagger, erst jetzt als „Rockstar“ beginnt, muss dies via Fernsehen für die Nachwelt festgehalten werden. 83 Jahre alt ist Synchronsprecher Volker Lang, der Bruder von Armin Lang, dem 1996 verstorbenen Erfinder von Äffle & Pferdle. Der Jüngere der Lang-Lang-Brüder verleiht dem berühmten schwäbischen Huftier bald schon ewig seine Stimme – doch jetzt sengt er au no!

Das Publikum johlt, tanzt, singt, filmt

Mit der neuen Band Muggabatschr und Äffles-Kollege Heiko Volz feiert er im Stadtbüro von StN/StZ die Premiere der rockigen Neufassung des Klassikers „Hafer- und Bananenblues“, den schon Generationen von Schulkindern gesungen haben. Ach, ist das eine Freude fürs johlende, tanzende, singende, eifrig mit dem Smartphone filmende Publikum!

Moderator David Rau wird in seiner herzlichen Art, gewissenhaft fragend, zum Ruhepol einer draußen hektischen Stuttgartnacht, bei der sich Massen von Schauplatz zu Schauplatz bewegen. Der Stuggi.tv-Chef entlockt seinen Talk-Gästen, darunter etlichen Lokalmatadoren, packende Geschichte oder Liebeshymen auf Stuttgart. Bergsteigerin Heidi Sand erzählt ergreifend, wie sie nach Darmkrebs den Mount Everest bezwungen hat. Die weltweit über You-Tube gefeierte Sängerin Jenny Marsala drückt ihre Heimatliebe wunderschön aus: „Stuttgart sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern auf einen Leuchter.“

Ja, in dieser Nacht hat sich allein schon im Stadtbüro der beiden Tageszeitungen gezeigt: In dieser Stadt leuchtet so viel!

Die „Mutter Teresa“ will sie nicht sein

Als „Mutter Teresa von Stuttgart“ will Wirtin Laura Halding-Hoppenheit, eine Vorkämpferin für Toleranz, nicht bezeichnet werden. „Dafür bin ich nicht brav genug“, sagt die „Mutter der Schwulen“. Die zierliche und energische Landtagspräsidentin Muhterem Aras erzählt, wie groß der „Kulturschock“ war, als sie von ihrem „Kuhdorf“ in der Türkei im Alter von zwölf Jahren auf dem Stuttgarter Flughafen landete, ohne ein Wort Deutsch zu können.

Die vier Frauen sind im neuen Buch „Charakterköpfe – Stuttgarter Frauen“ porträtiert, für das Fotograf Wilhelm Betz Lobeshymnen hört. „Er ist ein großer Künstler“, schwärmt Halding-Hoppenheit, „Wilhelm stellt die Buntheit der Stadt mit Schwarzweiß-Aufnahmen unglaublich faszinierend dar.“ Das Buch habe sie „verschlungen“. Die Wirtin und Stadträtin wird von Moderator Rau als „Covergirl“ bezeichnet – vorn auf dem Bildband ist sie drauf.

Bei Joe Bauer ist der Saal gestopft voll

Der Erzähler Wolfgang Wulz überzeugt als Streiter für schwäbische Mundart. StN-Kolumnist Joe Bauer fesselt jung wie alt – der Saal ist gestopft voll. Sprachlich präzise spricht er über die KPD, die im Haus Geißstraße 4 bis zumVerbot durch die Nazis die „Süddeutsche Arbeiterzeitung“ herausgab, nach 1945, bis zum erneuten Verbot 1956, die „Volksstimme“, prangert Bausünden an, als etwa das Kaufhaus Schocken für eine breitere Straße abgerissen wurde.

So impulsiv wie gefühlvoll liest Monika Hirschle, Publikumsliebling der Komödie im Marquardt, aus dem Buch „Das gibt es nur in Stuttgart“, in dem es um Einzigartiges ihrer Lieblingsstadt geht. „Moni“ sorgt, auch mit spontanen Bemerkungen, die nicht im gelben Büchle stehen, für Lachsalven.

Geht es bald in die Schleyerhalle?

Äffle und Pferdle lesen Dialoge, ehe sie mit der fantastischen Band Muggabatschr, die auf dem Sprung nach oben ist, ihre Hafer- und Bananen-Premiere rocken. Wenn der Song in der SWR-1-Hitparde erneut in die Top Ten kommt, geht’s in zwei Wochen zum nächsten Auftritt in die Schleyerhalle! Affaschdark! Schwobarock isch wieder do!

Weitere Auftritte von Muggabatschr sind am 20. Oktober im Soundwerk Fellbach und am 17. November in der Halle Reichenbach.