Werkstattleiter Sascha Gessert führt das Siebdruck-Karussell vor, mit dem die Teilnehmer des Projektes „Arbeit statt Drogen“ die T-Shirts bedrucken. Foto: Benjamin Bauer

Die Caritas wirbt für ein Projekt, das Arbeitslosen mit Drogenproblemen sinnvolle Beschäftigung bietet. Die Zukunft des Projekts sieht nach Ansicht der Verantwortlichen allerdings nicht gerade rosig aus.

Feuerbach - In den nächsten drei Wochen finden im Stuttgarter Stadtgebiet insgesamt acht Themenveranstaltungen statt, bei denen die hiesigen Arbeitshilfeträger vor der Kommunalwahl ihre Projekte präsentieren und auf Probleme hinweisen wollen. Den Auftakt machte am Dienstag eine Veranstaltung in der Siebdruckwerkstatt „7siebe“ in Feuerbach. Hier hilft die Caritas seit den 1990er Jahren im Rahmen des Projektes „Arbeit statt Drogen“ Langzeitarbeitslosen mit Suchtproblemen, wieder auf die Beine zu kommen.

Auch Misserfolg gehört dazu

Derzeit arbeiten sieben Projekt-Teilnehmer täglich rund sechs Stunden und bedrucken T-Shirts; die Auftraggeber kommen hauptsächlich aus der Privatwirtschaft. Damit soll den Arbeitslosen der Übergang zurück ins normale Arbeitsleben erleichtert werden. „Wir kämpfen gegen den Leerlauf“, sagt Projektleiter Thomas Weidle. Speziell Suchtkranke oder Abstinenz-Willige fielen schnell in ein Loch, wenn ihnen eine sinnvolle Beschäftigung fehle. Und so stiege auch die Gefahr, wieder zu Drogen zu greifen. „Bei ‚7siebe’ bieten wir diesen Menschen eine Tagesstruktur, und das ist immens wichtig“, sagt Weible. Hier hätten sie Kollegen, Vorgesetzte, festgelegte Arbeitszeiten – ganz wie im normalen Arbeitsleben eben. „Das ist ein ganz großes Lernfeld für die Teilnehmer, die teils jahrelang auf harten Drogen waren. Hier lernen sie wieder solche Basics wie Anstand und Pünktlichkeit und bekommen wieder das Gefühl, gebraucht zu werden.“

Doch auch der Misserfolg gehöre dazu, erzählt Florian Schupp. Zusammen mit Kollege Sascha Gessert führt er seit acht Jahren die Werkstatt. „Manche werden wieder rückfällig, manche kommen plötzlich nicht mehr“, so der diplomierte Sozialpädagoge Schupp. Aber die Teilnehmer müssten eben auch lernen, sich nach Tiefschlägen wieder aufzurappeln und nicht nur den schnellen Erfolg zu suchen. Über die Jahre hat Schupp aber auch viele positive Geschichten erlebt. „Wir haben auch schon Teilnehmer nach der Maßnahme erfolgreich auf den ersten Arbeitsmarkt zurückvermittelt. Einen habe ich sogar selbst übernommen, er arbeitet jetzt fest hier“, sagt er.

Die Zukunft sieht nicht gerade rosig aus

Doch die Zukunft des Projektes sieht nach Ansicht der Verantwortlichen nicht gerade rosig aus. So wurde den Arbeitern, die bisher rund 200 Euro im Monat verdienten, nach Finanzierungskürzungen in der Arbeitshilfe der Lohn gestrichen. „Damit fällt auch die Motivation größtenteils weg“, sagt Werkstattleiter Schupp. Schließlich seien die Teilnehmer auch nicht blöd und wüssten, dass keiner aus reinem Vergnügen arbeitet. „In der freien Wirtschaft ist das schließlich auch nicht der Fall“, so Schupp. Zum anderen würde das Job-Center, immerhin der Kostenträger der Arbeitshilfemaßnahme, immer weniger Arbeitslose in Projekte wie „Arbeit statt Drogen“ vermitteln. „Wir haben Sorge, dass wir unsere Zielgruppe nicht mehr erreichen“, sagt Projektleiter Weidle.

Der Leiter des Bereiches Arbeit bei der Caritas, Edgar Heimerdinger, hat daher an diesem Dienstag vor allem ein Anliegen: „Ich möchte, dass Sie sich für uns stark machen“, sagt er und wendet sich an die anwesenden Kandidaten zur Gemeinderatswahl. Was die Reichweite der Veranstaltungsreihe angeht, ist Heimerdinger optimistisch. „Für die acht Termine haben wir insgesamt rund 100 Anmeldungen“, sagt er. „Das grundlegende Interesse ist da. Jetzt hoffen wir, dass wir die Themen auch wirklich in die Köpfe bekommen.“