Victoria Beckham schwört auf Apfelessig morgens. Foto: IMAGO/Agencia-MexSport/David Leah/PantherMedia / Mythja Photography

Viele Menschen schwören auf ein Glas Wasser mit Apfelessig am Morgen. Auch Stars wie die Modedesignerin Victoria Beckham oder Schauspielerin Jennifer Aniston. Doch ist der Essig wirklich eine Art Allheilmittel? Und wie hilft Apfelessig beim Abnehmen?

Ob Stoffwechsel, Blutzucker, Haut, Haare, Leber, Magen und Darm – der Naturheilkunde zufolge ist Apfelessig ein echter Allrounder. Kaum ein Hausmittel, dem so viele positive Eigenschaften und so ein breites Wirkspektrum zugesprochen werden. Schon in der Antike galt Apfelessig als Heilmittel und wurde etwa zur Desinfektion von Wunden benutzt.

 

In diesem Artikel:

  • Warum die Stars auf Apfelessig schwören
  • Wie gesund ist Apfelessig und hilft er beim Abnehmen?
  • Rezept für Apfelessig

Apfelessig besser zum Abnehmen als Ozempic und Co.?

Seit auch so manche Stars darauf bauen, dass der Körper von der Kraft des Apfelessigs profitiert, ist der angebliche Alleskönner wieder im Trend. In einer aktuellen Apfelessig-Studie im British Medical Journal - Nutrition, Prevention & Health, berichten Forscher der Holy Spirit University im Libanon von Effekten, für die sogar ein Teelöffel am Tag reiche. Eine Testgruppe von 120 jungen Erwachsenen hatte über 12 Wochen lang entweder Wasser mit Apfelessig oder Wasser, dass lediglich den Gewschmack von Apfelessig hatte, getrunken. Die Apfelessig-Gruppe verlor in der Zeit im Schnitt bis zu acht Kilogramm Körpergewicht - weit mehr, als die Placebo-Gruppe. Die Effekte verstärkten sich, je höher der Apfelessig dosiert war (maximal ein Esslöffel!).Die Wirkung von einem Löffel Apfelessig am Tag sei sogar mit der Abnehmspritze Ozempic vergleichbar, wird nun von manchen behauptet. Zur Placebo-Gruppe und zum Bewegungsprogramm der Teilnehmer sind allerdings keine genaueren Informationen bekannt geworden. Auch könnte die Studiengruppe zu klein sein, um wirklich als repräsentativ zu gelten.

Wieso schwören die Stars auf Apfelessig?

Zur täglichen Morgenroutine der superschlanken Designerin Victoria Beckham (49) gehören zwei Esslöffel Apfelessig morgens direkt nach dem Aufstehen, verrührt in einem Glas Wasser. Vermutlich, weil das sättigen soll. Zudem heißt es, der Mix kurble die Fettverbrennung an.

Auch die Schauspielerin Jennifer Aniston (54) schwört darauf: „Apfelessig jeden Morgen, vor allem anderen“, sagte die Schauspielerin kürzlich der Zeitschrift „Vogue“. Popsängerin Katy Perry (39) wurde Apfelessig bereits in ihrer Jugend empfohlen – von ihrer Mutter. Doch was ist wirklich dran an dem angeblichen Wundermittel?


Ist es gesund, morgens Apfelessig zu trinken?

Apfelessig sei aufgrund seiner „probiotischen Wirkung“ hervorragend für den Magen-Darm-Trakt, ist immer wieder zu lesen und zu hören. Er unterstütze die Verdauung, senke den Cholesterinspiegel, stärke das Immunsystem, bringe den Blutzucker ins Gleichgewicht. „Aus unserer Sicht besteht jedoch kein nachweisbarer Vorteil“, sagt Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Es gebe zwar einige Studien, die gesundheitsfördernde Wirkungen aufzeigten. „Diese Studien waren aber wissenschaftlich wenig aussagekräftig“, so die Ernährungsexpertin – etwa weil zu wenig Probanden beteiligt waren, die Tests an Tieren gemacht wurden oder die Teilnehmer wussten, dass sie Apfelessig zu sich nehmen.

Belegt sei hingegen, dass die Säure den Speichelfluss anregt und so auch die Produktion von Magensäure ankurbelt: „Vor allem bei älteren Menschen kann das hilfreich sein“, erklärt Sabine Holzäpfel. Insgesamt fehlt es jedoch an einer wissenschaftlichen Grundlage zur positiven Wirkung, wie viele Ernährungswissenschaftler monieren.

Man vermute zwar, dass Essigsäure gesundheitsfördernde Effekte auf unseren Körper haben könnte, „etwa auf den Blutzucker und die Blutfette“, so die Referentin für Lebensmittel und Ernährung weiter. Um fundierte Ergebnisse und Belege zu bekommen, müsse die Forschung deutlich vertieft werden. „Wer das Gefühl hat, dass ihm Apfelessig gut tut, kann aber ruhig daran festhalten“, sagt Holzäpfel.

Ein Glas Apfelessig verdünnt mit Wasser am Morgen gilt in der Naturheilkunde fast schon als Wundermittel. Es gibt keinen hundertprozentigen Beleg, aber der Essig soll angeblich:

  • den Stoffwechsel und die Speichelbildung anregen
  • die Aktivität von Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse fördern
  • antibakteriell wirken und so die Ausbreitung von Fäulnisbakterien im Darm unterbinden
  • den Blutzuckerspiegel stabilisieren und Diabetes vorbeugen
  • das Herz schützen und das Risiko für einen Herzinfarkt senken
  • die Blutfettwerte senken

Hilft Apfelessig beim Abnehmen?

Ein Schluck Apfelessig am Morgen - und schwups schwinden die Pfunde? Wenn es nur so einfach wäre! Laut Naturheilkundlern wirkt der Essig appetitzügelnd und kann dadurch das Abnehmen erleichtern. Wissenschaftlich belegt ist das aber nicht.

„Dauerhafte Gewichtsreduktion braucht einen Mix aus gesunder, ballaststoffreicher Kost, Bewegung, Entspannung und ausreichend Schlaf“, betont die Ernährungsexpertin Holzäpfel. Das verlange Disziplin und Geduld.

Ein Glas Apfelessig-Wasser-Mix oder auch nur ein Glas Wasser auf nüchternen Magen könne allerdings ein gewisses Völlegefühl erzeugen und so den Appetit ein wenig bremsen. „Zudem schärft es das Bewusstsein für einen gesünderen Lebensstil, wenn man für sich Routinen einführt.“ Langfristig helfe jedoch vor allem konsequente Kalorienreduktion plus Bewegung.

Hat Apfelessig-Trinken Nachteile?

Die Wirkung hält sich zwar in Grenzen, schädlich ist Apfelessig aber nicht – sofern man gesund ist. Und vor allem: „Wenn man ihn verdünnt trinkt“, sagt Sabine Holzäpfel. Denn purer Essig greift den Zahnschmelz an. Die Ernährungsexpertin empfiehlt daher die Mischung zwei Teelöffel Apfelessig morgens auf ein Glas Wasser. Wer’s lieber pur mag, sollte zumindest ordentlich mit Wasser nachspülen und mit dem Zähneputzen 30 bis 60 Minuten warten.

Da die Säure des Apfelessigs zudem die Schleimhäute des Verdauungstrakts schädigen kann, raten Mediziner allen Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen vom Konsum ab. Auch bei Fruktose-Intoleranz sollte man darauf verzichten. Gleiches gilt bei Diabetes, da es zu Blutzuckerschwankungen kommen kann. Alternativ zum Apfelessig könnte man zum Beispiel auch an eine Molkekur denken.

Apfelessig gesund? So wird er gemacht:

Das Rezept: Für Apfelessig braucht man eigentlich nur zwei Zutaten: Äpfel und Wasser. Gibt man etwa Zucker hinzu, beschleunigt das den Gärvorgang.

Man kann Apfelstücke nehmen, aber auch Reste, etwa Kerngehäuse und Schalen. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/matthias reichelt
Den Apfel-Wasser-Mix sollte man mit einem sauberen Tuch abdecken. Foto: www.imago-images.de/HeikeRau via imago-images.de
Dass sich Schaum bildet, ist gewollt. Es zeigt: Die Apfelessig-Mischung gärt. Foto: www.imago-images.de/HeikeRau via imago-images.de
Der fertige Apfelessig eignet sich prima zum Kochen und Backen – und auch zum Putzen. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Zoonar.com/Heike Rau

Apfelessig – Wirkung und Verwendung

Apfelessig wird nachgesagt, er sei ein günstiges Kosmetikprodukt und gut für Haut und Haare. Er könne gar gegen Akne und Narbenbildung helfen. Tatsächlich ist hier weniger der Inhaltsstoff Apfel, sondern der Essig interessant. Er wirkt antibakteriell und desinfizierend.

Anwenden sollte man ihn aber nur verdünnt. In reiner Form kann Essig und somit auch Apfelessig aufgrund seines Säuregehalts die Haut reizen und zu Rötungen führen.

Vielleicht gilt es auch für Apfelessig morgens: „An apple a day keeps the doctor away.“ Foto: dpa/Christoph Schmidt.

Gesunder Apfelessig – kann man damit auch putzen?

Klar, eigentlich ist Apfelessig für die Küche gedacht. Salatsoßen etwa gibt er eine fruchtige Note. Doch er ist auch prima als Putzmittel geeignet. Er ist biologisch abbaubar und daher eine prima Alternative zu vielen chemischen Produkten. Mit verdünntem Apfelessig kann man zum Beispiel Arbeitsflächen abwischen und Fenster reinigen. Da er Kalk löst, eignet er sich unter anderem auch zum Putzen von Armaturen.