Für immer Rentner in Deutschland reicht die staatliche Rente nicht mehr zum Lebensunterhalt. Foto: imag//Michael Gstettenbauer

Immer mehr Rentner in Deutschland sind von Altersarmut betroffen. Die Zahl der Ruheständler, die aus staatliche Hilfe angewiesen sind, steigt. Auch müssen immer mehr Menschen über 65 Jahren hinaus arbeiten, um ihre geringe Rente aufzubessern.

In Deutschland gehen immer mehr Rentner arbeiten. Derzeit seien 1,123 Millionen Arbeitnehmer über 67 Jahre alt und hätten somit das reguläre Renteneintrittsalter überschritten, heißt es in Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf parlamentarische Anfragen der Linksfraktion.

Die Zahl setzt sich demnach zusammen aus 251 000 sozialversicherungspflichtig sowie 872 000 ausschließlich geringfügig beschäftigten Rentner. Dass die große Mehrheit ausschließlich geringfügig über sogenannte 520-Euro-Mini-Jobs beschäftigt ist, sieht die Linke als klares Indiz dafür, dass immer mehr Rentner arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Sozialleistungen im Alter

Wenn die Rente nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, können Rentner Sozialleistungen beantragen. In Deutschland beziehen so viele Rentner wie nie zuvor Grundsicherung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Stand: 2021) erhalten 3,4 Prozent der rund 21 Millionen Rentner Grundsicherung.

Steigt die Zahl der Rentner mit Grundsicherung?

Ja, und zwar deutlich. Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Sonntag (16. Juli) unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) berichteten, waren in den ersten drei Monaten des Jahres 684 000 Rentner auf Grundsicherung angewiesen – 90 000 mehr als 2022. Dies entspricht im Jahresvergleich etwa einem Anstieg um 15 Prozent.

Besonders von Altersarmut betroffen sind demnach Frauen. Den Daten zufolge bezogen zuletzt sechs von zehn Rentnerinnen Grundsicherung.

Wer erhält im Alter Grundsicherung?

Grundsicherung im Alter können alle Menschen beantragen, deren Einkünfte nicht ausreichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Der Regelsatz entspricht dem der Grundsicherung. Seit vergangenem Jahr haben auch Geflüchtete aus der Ukraine im Rentenalter unter den üblichen Voraussetzungen Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch statt wie zuvor nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Betroffen sind vor allem Rentner, die angesichts der Preisexplosionen in die Altersarmut rutschen. Die Dunkelziffer sei dabei deutlich höher, da viele Betroffene aus Scham nicht zum Sozialamt gingen, heißt es in dem Bericht.

Haben viele Deutsche Angst vor Altersarmut?

Ja. Rund die Hälfte der Menschen in Deutschland hat nach einer Erhebung des Umfrageinstituts Yougov Angst vor Altersarmut. Demnach sorgen sich 49 Prozent der Männer und 56 Prozent der Frauen um ihre Zukunft.

Gleichzeitig legen der Umfrage zufolge 34 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer kein Geld für die private Altersvorsorge zurück. Yougov befragte nach eigenen Angaben vom 28. April bis 1. Mai 2089 Erwachsene ab 18 Jahren repräsentativ.

Wer geht bei Rentenerhöhungen leer aus?

Die Rentenbezüge werden auf die Grundsicherung angerechnet. Das hat zur Folge: Steigt die Rente, sinkt automatisch die Grundsicherung und die Betroffenen gehen bei einer Rentenerhöhung – wie bei der letzten Rentenerhöhung zum 1. Juli um 4,39 Prozent in Westdeutschland und 5,86 Prozent in Ostdeutschland – leer aus.

Wie hoch ist das Bürgergeld?

Seit 1. Januar hat das Bürgergeld die bisherige Grundsicherung Hartz IV abgelöst. Die Grundsicherung beträgt seitdem 502 Euro für Alleinstehende sowie 451 Euro für eheliche oder nichteheliche Partner einer Lebensgemeinschaft.

Das Geld erhält, wer erwerbsfähig (oder auch Rentner) ist und seinen Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen decken kann und andere, vorrangige Leistungen (etwa Arbeitslosengeld, Wohngeld oder Kinderzuschlag) nicht ausreichen. Allerdings: Auch nicht erwerbsfähige Personen, die mit Berechtigten des Bürgergelds in einer Bedarfsgemeinschaft zusammenleben, bekommen es.

Und: Wer bisher Anspruch auf Arbeitslosengeld II, also Hartz IV, oder Sozialgeld hatte, hat seit dem 1. Januar 2023 ebenfalls einen Anspruch auf Bürgergeld.

Wozu dient die Grundsicherung?

Das Bürgergeld ist Teil der aus Steuergeldern staatlich finanzierten Sozialleistungen. Es soll den Lebensunterhalt von bedürftigen Menschen – wie beispielsweise Bezieher von niedrigen Renten – sicherstellen.

Wenn die Einkünfte im Alter oder bei voller Erwerbsminderung nicht für den Lebensunterhalt ausreichen, kann ein Deutschland lebender Bürger Grundsicherung beantragen. Darin sind alle Leistungen enthalten, die nach dem Sozialhilferecht gezahlt werden (mit AFP- und dpa-Agturmaterial).