Auch Kanzler Olaf Scholz besuchte das Manöver. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Das Luftwaffen-Manöver „Air Defender 23“ war die größte Nato-Übung ihrer Art. Die Bundeswehr zieht ein positives Fazit – doch das kann nicht über ein grundlegendes Problem hinwegtäuschen, meint Tobias Heimbach.

Die Zahlen waren beeindruckend. 25 Nationen, mehr als 10 000 Teilnehmer, neun Übungstage, 250 Flugzeuge und 806 Missionen. Die Übung „Air Defender 2023“ war ein Manöver der Superlative, ein größeres Luftwaffen-Manöver hat es in der Nato noch nie gegeben. Dafür gab es viel Aufmerksamkeit, sogar Kanzler Olaf Scholz (SPD) setzte sich bei einem Besuch in einen Eurofighter-Kampfjet.

Dass dabei alles reibungslos lief, ist sicher ein Achtungserfolg für Deutschland als Ausrichter – auch für den umtriebigen Luftwaffenchef Ingo Gerhartz. Er hatte die Planungen für die Übung vor fünf Jahren angestoßen. Deutschland hat das bewiesen, was in diesen Tagen oft verlangt wird: Führung zu zeigen – auch militärisch.

Zum Ende der Übung bilanzierte Gerhartz am Freitag. „Ja, wir können es.“ Was er an diesen Satz nicht anfügte, war: „Aber nicht ohne die Amerikaner.“ Denn ohne den mächtigsten Verbündeten läuft in der Nato nichts. Rund 100 der beteiligten 250 Flugzeuge kamen aus den USA. Ohne den großen Bruder aus Amerika wirkt das Bündnis längst nicht so abschreckend. Unter einem Transatlantiker wie US-Präsident Joe Biden ist das weniger Problem. Doch möchte man sich im Ernstfall auf jemanden wie Donald Trump verlassen? Wohl kaum.

Auch beim Blick auf die Details von „Air Defender“ werden Lücken deutlich. So war die Flugabwehr nicht in die Übung einbezogen. Das liegt zum einen daran, dass Deutschland bestimmte Systeme wie Arrow-3 erst noch beschaffen muss. Zum anderen sind die bestehenden Patriot-Systeme der Bundeswehr im Ausland im Einsatz, etwa, um in der Slowakei den Luftraum zu schützen.

Die Bundeswehr mag ein positives Fazit von „Air Defender“ ziehen, doch eine grundlegende Wahrheit bleibt bestehen: Deutschland und Europa müssen für ihre eigene Sicherheit mehr tun.