Nicht einmal der Kinderwagen passt in den Aufzug – geschweige denn auch noch die Mutter Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Immobilienriese Vonovia will eigentlich in ruhigeres Fahrwasser kommen. Doch immer wieder gibt es neuen Ärger in den Liegenschaften. Jetzt fühlen sich die Bewohner eines Hochhauses in der Mönchstraße unfreiwillig an ihre Wohnungen gefesselt.

Stuttgart - Die Bewohnerin des Hochhauses in der Mönchstraße 3 ist stinksauer. „Von unserer Wohnung sind es 128 Stufen bis nach unten. Mein Mann ist auf den Rollator angewiesen. Der konnte fünf Tage lang die Wohnung nicht verlassen“, sagt sie erbost. Eine Nachbarin klagt darüber, dass ihr Sohn, der außerhalb wohnt und auf den Rollstuhl angewiesen ist, sie seit Wochen nicht mehr besuchen kann. Sie selbst lässt ihren Briefkasten im Erdgeschoss von einer Freundin leeren, weil sie nicht mehr gut gehen kann. Und eine Bewohnerin ganz oben mit kaputtem Knie hat in der jüngsten Zeit jeden Gang, den sie durchs Treppenhaus antreten musste, dokumentiert. Jetzt soll sich ein Rechtsanwalt um die Sache kümmern.

Die Aufregung ist groß unter vielen Mietern der 80 Wohnungen in dem zwölfstöckigen Gebäude. Es gehört Deutschlands größtem Immobilienunternehmen Vonovia und verfügt über zwei kleine Aufzüge – einer für maximal sechs, der andere für vier Personen. Doch Seit Mitte Dezember fallen sie wechselweise aus – zuletzt waren knapp eine Woche lang beide außer Betrieb. Nach Anfrage unserer Zeitung ist jetzt der kleinere provisorisch wieder in Gang gesetzt worden. „Kinderwagen oder Rollstühle passen da aber nicht hinein“, sagt eine Mutter, die ihren Nachwuchs aber ohne Kinderwagen nicht transportieren kann.

Eine Vonovia-Sprecherin bekräftigt, man werde auch den größeren Aufzug schnellstmöglich reparieren – sobald ein benötigtes Ersatzteil eingetroffen ist. „Sollten unsere Mieter während des Ausfalls Unterstützung benötigen, können sie sich an unsere Kollegen vor Ort wenden“, sagt sie. Darauf weisen auch Aushänge am Gebäude hin – samt der Information, sich in medizinischen Notfällen an das Rote Kreuz zu wenden. „Außerdem besteht das Angebot, den Einkaufsservice einer Supermarktkette auf unsere Kosten zu nutzen“, so die Sprecherin. Verschiedene Mieter wollten das auch tun – und konnten sich nur noch wundern. In diversen Fällen hat der Lieferservice schlicht wieder umgedreht, als der Bote mitbekam, dass er die Lebensmittel ohne Aufzug in die oberen Stockwerke schleppen sollte.

Auch neue Aufzüge machen Probleme

Wer allerdings glaubt, dass eine umfangreiche Modernisierung eines Hauses samt dem Einbau neuer Aufzüge solchen Ärger ausschließt, könnte sich täuschen. Denn auch im benachbarten Hochhaus in der Friedhofstraße schütteln manche Mieter nur noch fassungslos die Köpfe. Das Gebäude hat eine breite öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, weil im Zuge von millionenschweren Modernisierungsarbeiten enorme Mieterhöhungen angekündigt worden waren. Die hat Vonovia inzwischen abgemildert. Die Arbeiten allerdings sind auch nach eineinhalb Jahren noch nicht beendet – und die neuen Aufzüge ein Ärgernis für viele. Denn sie sind kleiner als die alten.

„Mein Fahrrad passt seither nicht mehr rein, auch nicht hochkant“, sagt ein älterer Bewohner. Und auch Umzüge seien kaum noch möglich, bekräftigt ein anderer. „Da bekommt man doch kein Regal hinein. Man fragt sich schon, was die sich dabei eigentlich gedacht haben.“ Die Vonovia-Sprecherin räumt ein, dass die neuen Kabinen „tatsächlich ein bisschen kleiner sind“. Das habe mit einer neuen Türtechnik zu tun, die mehr Platz benötige. Es handle sich aber lediglich um zwölf Zentimeter in der Breite. Offenbar zwölf Zentimeter, die für manchen den Unterschied ausmachen.

Redebedarf besteht auch im Stuttgarter Osten. Dort hat es ebenfalls Modernisierungen samt Mieterhöhungen gegeben. Manche Mieter wehren sich dagegen. Der Bezirksbeirat hat einen Antrag der Fraktion aus Linke, SÖS, Piraten und Tierschutzpartei angenommen. Sie wollen, dass ein Vonovia-Vertreter zu einer Sitzung eingeladen wird, um die Maßnahmen zu erklären.