Wann der Müll abgeholt wird, steht künftig nur noch online. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Vier Tonnen Papier will die Abfallwirtschaft Böblingen mit der Abschaffung des gedruckten Kalenders einsparen. Insbesondere wegen der Unzugänglichkeit für ältere Menschen gibt es Kritik.

Bisher flatterten sie einmal im Jahr in die Briefkästen im Landkreis Böblingen, in Zukunft gibt es sie nur noch digital: Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) des Kreises schaffen zum Jahreswechsel den gedruckten Abfallkalender ab. Dafür gab es unter anderem in den sozialen Medien Kritik – so mancher Bürger ist unzufrieden mit der Entscheidung zu Abschaffung des Kalenders.

Unter ihnen ist auch Hildegard Brenner aus Renningen. Die 82-Jährige wünscht sich den gedruckten Abfallkalender zurück. Die Alternative – online oder per App – sei „eine Zumutung“, wie sie sagt. „Ich komme mit dem Handy nicht so zurecht.“ Zwar nutze sie Whatsapp. Aber eine App selbst zu installieren – davor scheue sie sich. Mit einer Freundin habe sie versucht, die Abfall-App der AWB zu benutzen. „Aber wir kommen nicht weiter.“ So groß, sagt die 82-Jährige, können die Einsparungen gar nicht sein. „Die Mühe der Leute ist viel größer.“

70 000 Euro und vier Tonnen Papier werden gespart

200  000 Kalender produziert der AWB. Vier Tonnen Papier, die jährlich in die Haushalte des Kreises gebracht werden. „Seit Jahren gab es immer wieder den Hinweis, dass die gedruckte Version des Kalenders vielfach nicht benötigt wird und postwendend in der Papiertonne landet“, sagt Benjamin Lutsch, Pressesprecher des Landratsamtes. Die Produktion von Kalendern, die nicht genutzt werden, sei nicht im Sinne der Abfallvermeidung – sondern Ressourcenverschwendung. Zwar werden auch Kosten gespart, etwa 70 000 Euro. „Aber wichtiger noch als die finanzielle Einsparung ist für uns, Holz für die Papierproduktion und CO2 einzusparen“, so Lutsch.

Die Abfall-App, die bereits 67 000 Nutzer hat, soll in Zukunft ebenso Informationen über die Abholtermine geben wie auch ein Blick auf die Homepage der AWB. Dort lässt sich der Kalender als PDF speichern und anschließend ausdrucken. Und ältere Menschen ohne Internetanschluss oder entsprechendes Endgerät? Die hätten in ihren Umfeld meist Mitmenschen, die bei der Anwendung der digitalen Lösungen oder beim Ausdrucken helfen könnten, argumentiert das Landratsamt. „Vielfach gibt es, etwa in Mehrparteienhäusern, Verwaltungen, die die Abfuhrtermine im Blick haben und wo die Hausmeister die Tonnen rechtzeitig zur Leerung bereitstellen“, ergänzt Lutsch. Auch Rathäuser würden bei Bedarf Kalender von den örtlichen Abfuhrbezirken zur Verfügung stellen. Und an die Hotline der Abfallwirtschaft könnte man sich ebenso wenden.

Trotz Kritik „überwiegend positive“ Reaktionen

Die aktuellen Reaktionen auf die Entscheidung zur Abschaffung des Papierkalenders seien durchaus gemischt, so Benjamin Lutsch. „Aber aus unserer Wahrnehmung überwiegend positiv.“ Auch der Kreisseniorenrat sei eingebunden gewesen. Weitere Printprodukte wurden derweil nicht abgeschafft. Es gibt inzwischen aber ein AWB-Kundenportal, über das perspektivisch auch Gebührenbescheide beantragt werden können.

Hotline Die Abfallwirtschaftsbetriebe Böblingen sind bei Fragen unter der Telefonnummer: 0 70 31 / 6 63 15 50 zu erreichen.