Wertstoffsammelplätze gibt’s in den Kreisen Ludwigsburg wie Böblingen (im Bild die Annahme auf der Böblinger Hulb). Dort bringen die Bürger Tetrapacks, Altglas und jeden einzelnen Joghurtbecher, während hier Wertstoffe in der Grünen Tonne abgeholt werden. Foto: factum

Nach kräftigen Erhöhungen in den vergangenen Jahren steigen die Müllgebühren im Kreis Ludwigsburg erneut. Im landesweiten Vergleich zahlen die Haushalte jetzt schon rekordverdächtig viel.

Ludwigsburg - Der Müll wird teurer: Diese Botschaft hören die Kreisbürger schon seit drei Jahren. Um fünf Prozent wurde für das Jahr 2017erhöht, für das aktuelle Jahr weitere 4,1 Prozent. Und für 2019 sollen laut einem Vorschlag des Landrats noch einmal 1,9 Prozent dazukommen. Der Haushalt mit vier Personen und einer 120-Liter-Tonne zahlt künftig 166 Euro Müllgebühr im Jahr – vor drei Jahren waren es noch 149 Euro.

Konkret wird bei der Grundgebühr um drei Prozent aufgeschlagen, die Kosten für Einzelabholungen bleiben konstant. Der Grund für die Erhöhungen: Gestiegene Kosten für das Personal und höhere Preise bei den Entsorgungsfirmen. Dazu kommt, dass der Abfallbetrieb AVL jedes Jahr Geld zurücklegen muss, um in der Zukunft Deponien zurückbauen zu können. Allein dafür sollen im kommenden Jahr 2,5 Millionen Euro beiseite gelegt werden. Insgesamt muss die AVL rund 86 Millionen Euro für die Mammutaufgabe stemmen.

Landrat Rainer Haas: Eine moderate Erhöhung

Der Landrat Rainer Haas spricht von einer „moderaten Erhöhung“ und lobt vor allem den Erfolg der Biotonne, die von den Bürgern immer reger nachgefragt werde. Was auf den ersten Blick verwundert: Die AVL hat in den vergangenen Jahren stets Überschüsse erwirtschaftet – auch für das kommende Jahr wird am Ende mit 6,9 Millionen Euro gerechnet, die übrig bleiben.

Böte sich da nicht an, die Abfallgebühren zu senken? Rainer Haas jedoch lehnt das ab. Der Abfallbetrieb habe immer eine „Schwankungsreserve“ in der Kasse, um unvorhergesehene Entwicklungen abfedern zu können. Die freilich darf einen bestimmten Betrag nicht überschreiten. Sprich: Werde auf Dauer mehr Gewinn erwirtschaftet, würden die Gebühren auch entsprechend gesenkt, sagt Haas: „Wir achten peinlich genau darauf, dass Überschüsse immer eins zu eins an den Gebührenzahler weitergegeben werden.“

Die Müllgebühren mit anderen Landkreisen zu vergleichen, ist schwierig – schließlich gibt es dort jeweils ein eigenes Entsorgungssystem. Dennoch gibt das Umweltministerium jährlich eine Art Ranking heraus, in der die durchschnittliche Belastung für einen Haushalt verglichen wird.

Ludwigsburg: Müll im Landesvergleich ziemlich teuer

Dabei liegt Ludwigsburg derzeit mit 163 Euro ziemlich weit vorne. Nur die meisten Stadtkreise wie Freiburg oder Karlsruhe mit einer ganz anderen Struktur haben zum Teil höhere Gebühren. Ansonsten sind nur noch die Kreise Calw, der Enzkreis, Konstanz und der Zollenalbkreis mit bis zu 212 Euro pro Jahr teurer.

In der Region ist die Reihenfolge klar: So zahlen die Haushalte in Ludwigsburg mit 163 Euro am meisten, gefolgt von Göppingen (148 Euro), Stuttgart (145), Böblingen (141), Rems-Murr (138) und Esslingen (90). Allerdings gibt es in den einzelnen Kreisen sehr unterschiedliche Angebote. Am ehesten vergleichbar ist Ludwigsburg noch mit Böblingen, das ähnlich wie Ludwigsburg statt eines Gelben Sacks Wertstoffhöfe hat, dort Glas, Kunststoffe und Dosen aber nicht abgeholt, sondern von den Bürgern in die Sammelstellen gebracht werden.

Nur die Linken sind gegen die Erhöhung

Im Ludwigsburger Kreistag stößt die Gebührenerhöhung meist auf Verständnis, so auch in diesem Jahr. Nur die Linken-Fraktion stimmte gegen die Erhöhung und verwies auf eine soziale Schieflage für ärmere Haushalte. Es gibt auch wenig Spielraum für Änderungen, wenn das grundlegende System mit der „Rund und Flach“-Terminologie beibehalten wird.

Auch der Gewerbemüll wird teurer: Beim 120-Liter-Behälter wird um 42 Prozent aufgeschlagen, die Gebühr des 60-Liter-Biomülleimers steigt sogar um 60 Prozent. Das sind zwar nur geringe Beträge, die aber prozentual ins Kontor schlagen. Die Behälter für 660 und 1100 Liter Restmüll bleiben für Unternehmen gleich teuer. „Es wird auf die jeweils betriebswirtschaftliche Gebühr angehoben“, so die Begründung.

Ein Ende des Gebührenanstiegs ist kaum in Sicht: Die Deponienachsorge wird weiterhin ein großer Kostenfaktor bleiben.