Qualitätsprodukte aus dem Schwarzwald – dieses Versprechen sollten diese Damen mit Bollenhut in der Werbung verbildlichen. Foto: Stadtarchiv Villingen-Schwenningen/Saba

Firmen wie Saba und Dual sorgten dafür, dass im Schwarzwald die Musik spielte. Das Franziskaner-Museum in Villingen-Schwenningen erinnert an Aufstieg und Niedergang einer Wirtschaftsbranche.

Manchmal beginnt eine technische Innovation mit einer simplen Beobachtung. Warum, so fragte sich der legendäre Saba-Firmenchef Hermann Brunner-Schwer, haben Schwarz-Weiß-Fernseher ein scheinbar besseres Bild, solange sie noch in der Folie stecken? Sein Chefingenieur machte sich an die Arbeit und entwickelte das erste zeilenfreie Fernsehen. Die Rillenfolie, die dazu vor den Bildschirm gespannt wurde, war millimetergenau angepasst. So ging das Gerät, das den schönen Namen „Schauinsland“ trug, in den frühen 1960er Jahren von Villingen aus in den Verkauf.

Es sind Geschichten wie diese, die das Villingen-Schwenninger Stadtmuseum zusammengetragen hat und nun mit unzähligen Produkten aus der längst untergegangenen Saba-Welt in einer Jubiläumsschau präsentiert. Zu sehen sind Röhrenradios des Modells Freiburg, für die viele Monate gespart wurde, Konzertschränke des Modells Villingen, die in der Wirtschaftswunderzeit den Weg in die bundesdeutschen Wohnzimmer fanden und von der Hausfrau mit Produkten der Firma Poliboy gepflegt wurden, der erste Fernsehprojektor in der Größe eines Mülleimers, mit dem auch Privatpersonen bewegte Bilder an die Wand werfen konnten, das Kofferradio Sabette in knalligem Rot, das die Damenwelt begeistern sollte, oder das einmillionste Ultracolorfernsehgerät, das 1981 in Gold vom Band lief, aber schon den Niedergang der einstigen Weltmarke einläutete.

„Wertarbeit aus dem Schwarzwald“

100 Jahre ist es her, dass in Berlin das erste reichsweite Radioprogramm auf Sendung ging. Und im fernen Schwarzwald erkannte einer die Zeichen der Zeit. Es war Hermann Schwer, der Großvater von Hermann Brunner-Schwer. Bei allem Rauschen und Knacksen faszinierte ihn die neue Technik. Der ererbten und aus einer Uhrmacherwerkstatt hervorgegangenen Maschinenfabrik gab er im selben Jahr den neuen Namen: Saba – das stand für „Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt“, aber auch für den Anspruch, den man verkörperte. Angelehnt an die Königin von Saba, deren unermesslicher Reichtum schon im Alten Testament gepriesen wurde, positionierte man sich bald als Luxushersteller, der in kleineren Stückzahlen und zu höherem Preis als Konkurrent Grundig produzierte, dafür aber „Wertarbeit aus dem Schwarzwald“ auslieferte.

Firmen wie Saba oder Dual in Sankt Georgen, machen den Schwarzwald zum Zentrum der Unterhaltungselektronik und vermitteln der oft als hinterwäldlerisch geltenden Region ein Selbstbewusstsein. Saba sei bis heute ein Mythos, stellt die Villinger Museumsleiterin und Kuratorin Anita Auer fest. Dem ist auch Harald Greilich erlegen. Der Diplomingenieur und langjährige Leiter der historischen Radiowerkstatt der Volkshochschule fungiert bei der Ausstellung als technischer Berater. Saba-Geräte stünden für einen „opulenten Klang mit einem saftigen, bassbetonten Sound – so wie ich ihn mag.“

Eine patriarchalisch geführte Firma

In den besten Zeiten zählte Saba mehr als 5000 Mitarbeiter. Wer dazu gehörte, war Teil einer Familie, der Chef ein wahrer Firmenpatriarch, der sich um seine Angestellten kümmerte. Es gab Sportgruppen, Musikensembles, eine Kantine. In Meersburg stand ein Erholungsheim. Doch wirtschaftliche Erfolge wechselten sich mit unternehmerischen Fehlentscheidungen ab. Schon der erste Fernsehboom im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 wurde fast verschlafen. Stattdessen produzierte man unrentable Kühlschränke. Als das Farbfernsehen aufkam, hatte man Pech mit den Röhren des belgischen Zulieferers, die nach 100 Stunden den Geist aufgaben. „Wer sich für die Fußball-WM 1974 ein neues Gerät gekauft hatte, war natürlich richtig sauer, wenn zur Finalrunde der Monteur kommen musste“, sagt Peter Graßmann vom Kuratorenteam des Franziskanermuseums. „Das hat dem Ruf sehr geschadet.“

Letztlich führte die schwache Kapitaldecke des Unternehmens dazu, dass man für Großkonzerne zum Übernahmekandidat wurde. Der fernöstlichen Konkurrenz war man aber auch so nicht mehr gewachsen. 1975 verließ Hermann Brunner-Schwer das Unternehmen. In den 1980er Jahren verblieb nur noch die Entwicklungsabteilung am Stammsitz in Villingen. 2008, nach der Übernahme durch ein chinesisch-französisches Joint Venture und dem Wissenstransfer nach Fernost, gingen die Reste des Unternehmens in die Insolvenz.

Der Mythos lebt weiter

Wie sehr die Villinger an Saba immer noch hängen, zeigte sich vor zwei Jahren. Zu einer Graffitiaktion pilgerten Tausende noch einmal auf das Firmengelände. Inzwischen ist der größte Teil der einst riesigen, auf mehrere Gebäude und Baracken verteilten Fabrik abgerissen. Ein Investor will Wohnungen und Büros schaffen. Der blaue Saba-Schriftzug, der weithin sichtbar auf dem Verwaltungsgebäude thronte, wurde abmontiert und eingelagert. Ein 2,50 Meter großes „A“ ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Mythos Saba, Franziskaner-Museum Villingen-Schwenningen, 22. März bis 4. Juni, dienstags bis samstags 13-17 Uhr, sonn- und feiertags 11-17 Uhr.